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Eine ehrbare Familie

Titel: Eine ehrbare Familie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Gardener
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Familienvermögen auch noch vier elegante Stadthäuser in London: eins in Cheyne Walk, das John mit Sara bewohnte, eins in South Audley Street, geräumig genug für Charles, Mildred und Mary Anne, eins in der King Street, in dem Andrew und seine Familie lebte. Das vierte Haus, in Eccleston Square, war bei weitem das schönste. Der Vater des Generals hatte es vor Jahren Giles direkt überschrieben, allerdings mit dem Vorbehalt, daß es nur innerhalb der Familie vererbt werden dürfe.
    Jetzt hatte der General anscheinend gefunden, daß es an der Zeit sei, die vier Londoner Häuser direkt an die einzelnen Familienmitglieder zu vererben. King Street würde an James, Johns Sohn, gehen, sobald er einundzwanzig Jahre alt war; Andrew erhielt South Audley Street und Charles Cheyne Walk. John Railton war der Haupterbe, ihm fiel das Herrenhaus Redhill zu, alle Ländereien und Pachthöfe, das Einkommen aus den Häusern in Haversage und Umgebung sowie alle übrigen Vermögenswerte.
    Das Dilemma, das aus dieser Erbschaft für John entstand, war allen Familienmitgliedern wohl bewußt: Redhill verlangte die ganze Kraft seines Besitzers, der mindestens sechs Monate im Jahr im Herrenhaus wohnen mußte. Aber John war Berufspolitiker und stand mitten in einem Wahlkampf. Konnte er mit gutem Gewissen seine Karriere als Politiker weiterverfolgen und gleichzeitig Redhill verwalten?
    Am Tag nach des Generals Tod hatte Giles Railton die beiden Söhne des Generals, John und Charles, ins Arbeitszimmer des Verstorbenen gebeten, um das Testament zu besprechen.
    Charles war bester Laune gewesen, denn die zweitausend Pfund jährlich verschafften ihm die Freiheit, die er sich seit langem ersehnt hatte. John Railton dagegen ging nach dem Gespräch bedrückt und sorgenvoll die breite, geschwungene Freitreppe zur Galerie oberhalb der großen Eingangshalle hinauf.
    Die Erbschaft als solche hatte ihn nicht überrascht, dennoch war er verwirrt. Er war ein fleißiger und pflichtbewußter Mann und hatte nur zwei große Leidenschaften: seinen Beruf und Sara. Und nun überlegte er angestrengt, wie er am besten die Enttäuschung, die er seiner jungen Frau bereiten mußte, abmildern könnte.
    Er und Sara schliefen in einem Zimmer, das fast direkt über dem Arbeitszimmer des Generals lag; die Fenster blickten auf den Rosengarten. Er gab ihr gemeinsames Geheimklopfzeichen und öffnete die Tür. Die schweren roten Vorhänge waren zugezogen, ein Feuer brannte im Kamin und sandte Schatten aus, die über dem Bett tanzten, auf dem Sara halb angekleidet lag. Die Flammen zuckten rot über ihr Gesicht, sie sah aus, als hätte sie geweint. Sara hatte den General sehr geliebt und schien betrübter über seinen Tod zu sein als seine zwei Söhne. Sie bat John, die Tür abzuschließen, und breitete die Arme aus, entweder um Trost zu geben oder zu empfangen.
    Er ging zum Bett, aber schloß die Tür nicht ab, setzte sich neben sie und ergriff ihre Hand. Und dann brachte er ihr so schonend wie möglich bei, daß er vermutlich die Politik aufgeben würde und daß sie beide auf jeden Fall das Haus in Cheyne Walk an Charles abgeben und nach Redhill ziehen müßten.
    Ihr langes blondes Haar lag lose ausgebreitet wie ein Fächer auf dem Kopfkissen, ihre großen Augen weiteten sich, während er sprach, und ihr Gesicht nahm einen erschreckten Ausdruck an.
    Dann langsam wandelte sich ihre Miene, und sie sagte in einem Tonfall ungläubigen Zorns: «Du kannst doch nicht die Politik aufgeben! Besonders nicht mitten im Wahlkampf!»
    John sagte, er würde wohl noch eine Zeitlang weitermachen, um den Wahlkreis für die Partei zu sichern...
    «Und unser Haus!»
    «Es war nie unser Haus, Sara. Es ist Familieneigentum, und ich habe neue Verantwortungen zu tragen. Ich glaube nicht, daß ich Redhill mit allen Ländereien, Pachthöfen und was sonst noch dazugehört, verwalten und noch eine politische Karriere machen kann.»
    «Du meinst, wir müssen uns in diese Einsamkeit vergraben?»
    Sie mochte Redhill, aber nur für Besuche. Sie hatte oft gesagt, sie würde es schwierig finden, in Redhill zu leben.
    «Aber Johnny, wir werden so weit weg sein...»
    «Von London. Ja.»
    Sei standhaft, hatte Giles gesagt. Und so teilte John seiner Frau mit ruhiger Stimme die Tatsachen mit: «Mein Großvater hat seine Karriere als Regierungsmitglied aufgegeben, um den Besitz zu verwalten. Der General ließ sich vorzeitig pensionieren, als das Erbe ihm zufiel. Und jetzt bin ich an der Reihe, meine Pflicht zu

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