Eine Eule kommt selten allein
Unebenheiten!«
»Sehr richtig. Würden Sie mir auch noch den Gefallen tun und sich meine Unterschrift ansehen? Hier, nehmen Sie meine Lupe. Ich möchte Sie bitten, den Namenszug mit der Unterschrift auf diesen Rechnungen zu vergleichen, die ich gerade ausgestellt habe. Können Sie irgendwelche Unterschiede feststellen?«
»O ja! Und ob ich das kann! Der Schriftzug auf den Rechnungen sieht fest und entschlossen aus. Aber die Schrift auf diesem Brief wirkt unsicher und zittrig, und das harn sieht wirklich merkwürdig aus. Daraus können wir schließen, daß der Briefkopf fotokopiert wurde und daß es sich um eine gefälschte Unterschrift handelt.«
Die dunklen Wolken hatten sich verzogen, Winifred strahlte wieder. »Ich hätte es wissen müssen. Die einzige Entschuldigung für meine Begriffsstutzigkeit, die ich zu meiner Verteidigung anführen kann, ist die Tatsache, daß ich, soweit ich mich erinnere, noch nie einen Brief von Ihnen erhalten habe. Wir haben uns entweder immer persönlich getroffen oder am Telefon unterhalten. Und diese ungeheure Nachricht ausgerechnet in diesem Moment -Sie müssen wissen, Mr. Debenham, in den letzten Tage jagt ein unglaubliches Ereignis das andere. Wir sind allmählich nur noch auf das Schlimmste gefaßt. Können Sie mir jemals verzeihen?«
»Aber meine liebe Miss Binks, ich glaube, Ihnen könnte ich alles verzeihen. Ich bin mir nur zu sehr bewußt, mit wie vielen Schwierigkeiten Sie in der letzten Zeit zu kämpfen hatten. Ich muß gestehen, daß ich mir ernsthaft Sorgen gemacht habe, als ich heute morgen die Station anrief und eine fremde Frau sich meldete.«
»Das war Mrs. Svenson, die Gattin des Präsidenten. Man hat mich nämlich gestern am späten Nachmittag entführt und auf einem Schleppkahn gefangengehalten, der im Clavaclammer-Jachthafen vor Anker lag. Glücklicherweise haben mich Peter und Dr. Svenson befreit, einer meiner Entführer war übrigens jener Mr. Fanshaw, von dem Sie meines Wissens bereits gehört haben, diesmal hatte er sich als Schleppkahn-Annie verkleidet.«
»Herr des Himmels!«
»Das kann man wohl sagen«, stimmte Winifred ihm zu. »Als Fanshaw von der Polizei von Clavaton abgeführt wurde, hat er es irgendwie geschafft, das Boot loszumachen, und wir sind abgetrieben. Da es zu gefährlich war, das Ufer anzusteuern, hat Dr. Sven-son das Steuer in die Hand genommen, wie man es wohl nennt, und wir sind die ganze Nacht den Clavaclammer hinuntergejagt, und so sind wir heute morgen auch bei Golden Apples gelandet.«
»Meine Güte, Miss Binks, was wird wohl als nächstes kommen? Wissen Sie was, ich mache Ihnen eine Tasse Tee. Ich habe allerdings nur Teebeutel.«
»Teebeutel sind durchaus akzeptabel, ich nehme Ihr Angebot dankend an.«
Schließlich war es die Geste, die zählte. Mr. Debenham schaltete seinen elektrischen Wasserkocher ein und nahm eine Schachtel Pfeilwurzplätzchen aus der Schreibtischschublade unten links. Die eben noch so gespannte Atmosphäre war einer heimeligen Gemütlichkeit gewichen. Peter gab sich im Geiste einen Tritt, daß er nicht schon viel früher auf die Idee gekommen war, der Brief könnte gefälscht sein; doch auch er hatte nie mit Mr. Debenham korrespondiert. Er trank seinen Tee, aß ein Plätzchen und überließ das Sprechen Winifred.
Mr. Debenham hörte zu, wobei er sich auf seinem Drehstuhl zurücklehnte und die Fingerkuppen beider Hände nach echter Anwaltmanier gegeneinander preßte und von Zeit zu Zeit, wenn von besonders schändlichen Taten die Rede war, mißbilligend den Kopf schüttelte. Schließlich gab er seiner professionellen Meinung Ausdruck. »Miss Binks, so kann das unmöglich weitergehen. Dem muß Einhalt geboten werden.«
»Ich stimme Ihnen voll und ganz zu, Mr. Debenham. Peter, haben Sie einen Vorschlag?«
»Allerdings. Ich bin der Meinung, wir sollten uns auf der Stelle zur Bank begeben und ein paar Worte mit Mr. Sopwith wechseln. Wissen Sie zufällig, ob er die Lackovites-Aktien schon verkauft hat, Debenham?«
»Möglich wäre es. Um halb elf heute morgen hatte er allerdings noch nichts unternommen. Genau darüber wollte ich ja mit Ihnen sprechen, Miss Binks. Meiner Meinung nach erweckt Sopwith' unerklärliches Zögern, Ihre Anweisungen zu befolgen, erhebliche Zweifel daran, ob er wirklich der geeignete Verwalter des Binks-Vermögens ist. Es scheint mir erforderlich, daß wir uns auf der Stelle die Bücher anschauen. Soll ich ihn anrufen?«
»Können wir damit rechnen, daß er sich momentan in
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