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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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weiter eingehen möchte.«
    »Aber warum?«
    »Das ist ebenfalls eine Frage, auf die ich momentan nicht näher eingehen möchte. Allerdings haben wir einen ziemlich sicheren Verdacht, was das Motiv und die Täter betrifft. Mr. Sopwith kann Ihnen da sicher mehr erzählen. Nicht wahr, Mr. Sopwith?«
    Es war ein Befehl, keine Frage, doch Mr. Sopwith' Lippen blieben versiegelt.
    »Ah«, sagte Winifred. »Scheint ganz so, als wolle Mr. Sopwith lieber auf ein ordentliches Verhör bei der Polizei warten. Werden sie ihn hier in unser aller Beisein ausfragen oder in ihr Vernehmungszimmer schleppen? Wie läuft so etwas für gewöhnlich ab, Mr. Debenham?«
    »Eine sehr gute Frage, Miss Binks. Wie Sie wissen, beschäftigt sich meine Kanzlei in der Hauptsache mit Zivilrecht, aber ich kann es leicht herausfinden. Miss Ledbetter, vielleicht sind Sie so freundlich und verbinden mich mit dem Polizeirevier in Clavaton. Bitte erklären Sie den Damen und Herren dort, daß wir hier jemanden haben, der versucht hat, sich durch einen Sprung in den Luftschacht das Leben zu nehmen, um auf diese Weise zu verhindern, für seine etwaigen kriminellen Machenschaften zur Verantwortung gezogen zu werden.«
    »Außerdem haben wir hier jemanden, der vorsätzlich und mutwillig eine Tür eingeschlagen hat«, fügte Winifred mit einem kaum merklichen Augenzwinkern hinzu. »Beide Parteien müssen die gerechte Strafe für ihre Untaten erhalten, finden Sie nicht auch, Mr. Sopwith? Wie wäre es, wenn wir, statt hier untätig auf den Schlußakt zu warten, zu Fuß hinüber ins Polizeirevier gehen und uns stellen? Das würde der Bank eine Menge Peinlichkeiten ersparen und möglicherweise den Arm des Gesetzes dazu verleiten, ein ganz klein wenig milder mit uns umzugehen. Was meinen Sie dazu, Mr. Sopwith?«
    »Miss Ledbetter, rufen Sie meinen Anwalt.«
    »Es tut mir schrecklich leid«, sagte die Sekretärin, »aber ich bin völlig verwirrt. Wen soll ich denn jetzt zuerst anrufen: den Börsenmakler, die Polizei oder den Anwalt?«
    »Vergessen Sie den Börsenmakler«, sagte Peter. »Sie wissen doch genau, daß Ihr Chef ihn gar nicht beauftragt hat, die Aktien zu verkaufen. Mr. Debenham kann die Sache selbst in die Hand nehmen, sobald Miss Binks sich für einen neuen Vermögensver-walter entschieden hat. Ich würde vorschlagen, Sie versuchen, den Anwalt zu erreichen, während Mr. Sopwith sich den Mantel anzieht. Bitten Sie ihn, uns im Polizeirevier zu treffen. Sie kommen selbstverständlich auch mit.« »Ich? Aber warum denn?«
    »Als Zeugin für meine mutwillige Zerstörung«, klärte Winifred sie auf. »Und für Mr. Sopwith' Asthmaanfall. Nun machen Sie schon, Miss Ledbetter. Wir werden uns alle sehr viel besser fühlen, wenn wir unseren Pflichten nachkommen und das Ganze endlich hinter uns bringen.«
    Die Sekretärin fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Sie sagten eben, es sei jemand ums Leben gekommen. Wer war diese Person?«
    »Das wissen wir selbst noch nicht genau. Der Mann nannte sich Emory Emmerick und behauptete, als Ingenieur bei der Meadowsweet Construction Company beschäftigt zu sein, aber dort ist er ein Unbekannter. Es wundert mich, daß Sie über den Zwischenfall nichts in der Zeitung gelesen haben.«
    »Oh. Doch, ja, ich - ich glaube, ich habe tatsächlich etwas darüber gelesen. Aber ich wußte ja nicht - ich dachte, es wäre nur-ich hole eben meinen Mantel. Oder möchten Sie, daß ich vorher die Polizei rufe, Mr. Sopwith?«
    »Nein! Rufen Sie sie nicht.« Sopwith rappelte sich langsam auf und ließ sich auf seinen Drehstuhl fallen. »Rufen Sie niemanden an. Ich werde alles sagen.«
    Er trank noch einen Schluck aus seinem Stiftbecher und schauderte, weil der Brandy so scharf schmeckte. Er seufzte, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht, nahm ein Taschentuch heraus und wischte sich über die Augen. Sie warteten. Schließlich überwand er sich und sprach.
    »Miss Binks, ich schulde Ihnen eine Erklärung.«
    »Reden Sie schon.«
    »Als erstes möchte ich Ihnen versichern, daß niemand das Binks-Vermögen veruntreut hat. Wenn Sie unsere Bücher durchgehen, werden Sie feststellen, daß alles da ist, bis auf den letzten Penny. Ich mag korrupt sein, aber ich bin kein Dieb.«
    »Immerhin etwas. Kommen Sie bitte zur Sache, Mr. Sopwith.«
    Er stieß einen herzzerreißenden Seufzer aus und fuhr fort: »Es betrifft Lackovites. Ich - ich war in diesem Punkt nicht ganz ehrlich Ihnen gegenüber.« Er befeuchtete seine Lippen. »Was ich Ihnen am Samstag

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