Eine Eule kommt selten allein
seinem Büro aufhält?«
»Da bin ich mir fast sicher.«
»Dann sollten wir lieber Peters Vorschlag befolgen und ihm unverzüglich einen Besuch abstatten.« Winifred zog sich die Handschuhe wieder an und schob ihren Stuhl zurück. »Sie zeigen uns den Weg, Mr. Debenham.«
Kapitel 21
Sie brauchten nicht weit zu gehen. Die Bank, in der Sopwith arbeitete, lag genau um die Ecke, in einem der großen viktorianischen Gebäude aus dunkelroten Ziegeln und grauem Granit, die man so häufig in den Städten Neuenglands findet, denen es gelun-gen ist, dem Fluch der Modernisierung zu entgehen, und die in Zeiten gebaut wurden, als Banken noch beeindruckend statt anbiedernd sein wollten. Debenham führte sie zu einem Treppenhaus aus poliertem Granit, das neben dem Eingang lag und ein schmiedeeisernes Geländer mit Knäufen und Schmuckplatten aus glänzendem Messing besaß, die in die verschlungenen Ornamente eingearbeitet waren.
Die Büros der Abteilung für Vermögensverwaltung befanden sich im oberen Stockwerk, hinter Eichentüren mit Scheiben aus geätztem Glas. Die Namen der Angestellten waren auf Messingplaketten eingraviert. Mr. Sopwith gehörte die dritte Plakette links. Seine Sekretärin bedauerte, ihnen mitteilen zu müssen, daß Mr. Sopwith sich in einer Konferenz befand.
»Dann holen Sie ihn eben heraus«, sagte Winifred. »Wie kann er in einer Konferenz sein? Ich kann hören, daß er telefoniert.« »Es ist eine Telefonkonferenz.«
»Sagen Sie ihm, er soll gefälligst auflegen. Nein, warten Sie, ich sage es ihm am besten selbst.« Sie ging auf seine Tür zu.
»Aber Sie können unmöglich ohne vorherigen Termin zu ihm hinein.«
»Selbstverständlich kann ich das. Ich bin ziemlich entschlossen und weiß genau, was ich will.«
Peter begann, nach Fanshaws goldener Münze zu suchen, doch das war gar nicht nötig. Die Sekretärin wußte, wann sie besiegt war, zuckte mit den Schultern und drückte auf einen Knopf an ihrer Gegensprechanlage.
»Miss Binks ist hier und wünscht Sie zu sprechen, Mr. Sopwith.«
Sie hörten ein lautes Schlucken und sahen einen dunklen Schatten, der kurz hinter der Scheibe auftauchte. Dann wurde Mr. Sopwith etwas deutlicher. »Ich bin in einer Minute bei ihr. Bitte sagen Sie ihr, sie soll warten.«
»Ich habe keine Lust mehr zu warten.« Winifreds Stimme war laut und bestimmt. »Mr. Sopwith, öffnen Sie sofort die Tür. Falls Sie es nicht tun, schlage ich das Glas ein.«
»Das sollten Sie nicht tun, Miss Binks«, zischte Mr. Debenham. »Das würde den Tatbestand des Einbruchs erfüllen.«
»Und wie hoch ist die Strafe für Einbruch?«
»Da es sich um Ihre erste Straftat handelt, würden Sie wahrscheinlich für den Schaden und die Gerichtskosten aufkommen müssen und vielleicht noch eine kurze Bewährungsstrafe bekommen.«
»Na, dann nichts wie los.«
Winifred schlüpfte aus einem ihrer neuen Lederpumps, hielt ihn an der Spitze fest und holte genüßlich aus. Das Glas klirrte zufriedenstellend, und sie schob ihre behandschuhte Hand durch das entstandene Loch und griff nach dem Türknauf.
»Voilä, meine Herren. Sollen wir? Passen Sie auf, daß Sie nicht in das Glas treten. Mr. Sopwith, was in aller Welt machen Sie denn da oben?«
Die Räume waren lange vor der Zeit eingerichtet worden, als Büros mit Aussicht als Zeichen von Prestige galten. Die Belüftung wurde durch Oberlichter über den Türen und hohe Fenster in den Innenwänden, die in Luftschächte mündeten, gewährleistet. Vor einer dieser archaischen Belüftungsanlagen lag ein umgefallener Stuhl, über dem zwei Beine, die in ehrbarem Bankergrau mit dezenten Nadelstreifen steckten, wild um sich traten. Winifred blickte mit belustigtem Interesse zu ihnen hoch.
»Mr. Debenham, können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie meine Tante und mich damals zu einer Vorstellung von >Iolanthe< an der High School begleitet haben? Erinnert Sie das nicht auch an Strephon, der kein richtiger Elf war und sich beklagt, daß er zwar mit der oberen Körperhälfte leicht durch das Schlüsselloch paßt, aber mit der anderen Hälfte auf der falschen Türseite wild strampelnd steckenbleibt? Hören Sie auf, sich zu winden und zu krümmen, Mr. Sopwith, Sie machen damit alles nur noch schlimmer. Peter, wenn Sie bitte den anderen Stuhl herbringen würden« - während sie sprach, stellte sie den Stuhl, den Sopwith umgestoßen hatte, wieder richtig hin -, »könnten wir ihn gemeinsam packen -«
»Erlauben Sie mir, Ihnen zu helfen, Miss Binks.« Sehr
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