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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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behende für einen Mann seines Alters sprang Anwalt Debenham auf den Stuhl. Peter bestieg den anderen, und gemeinsam griffen sie nach den Beinen in Nadelstreifen. An der Tür stand die entsetzte Sekretärin des Vermögensverwalters und starrte sie an.
    »Fertig?« fragte Winifred. »Eins-zwei - drei!«
    Sopwith kam zwar nicht ohne Gegenwehr herunter, aber er kam, landete unsanft auf dem Teppichboden und sah seine Retter wütend und undankbar an. »Das ist tätliche Beleidigung! Miss Ledbetter, rufen Sie sofort die Polizei!«
    »Aber sie haben doch nur versucht, Ihnen zu helfen, Mr. Sopwith.«
    »Mir zu helfen? Mir zu helfen?« Zur allgemeinen Verlegenheit rollte der Vermögensverwalter sich in die Embryonallage, schlug die Hände vors Gesicht und begann laut zu schluchzen. Es dauerte ziemlich lange, bis sie ihn wieder beruhigt hatten. Winifred bedauerte zutiefst, daß sie keinen Kamillentee hatte, Peter empfahl einen ordentlichen Schluck eines alkoholhaltigen Getränks. Die Sekretärin nahm eine
    Mischung aus Kulis und Stiften aus einem Keramikbecher auf Mr. Sopwith' Schreibtisch, holte eine Flasche Brandy aus einem Aktenschrank und goß den Becher halb voll. Der Brandy half ein wenig, doch es war die Bemerkung von Anwalt Debenham über Strafmilderung aufgrund eines Schuldbekenntnisses, die Sopwith schließlich wieder zum Leben erweckte.
    »Eh - ahm. Könnte ich vielleicht noch ein winziges Schlückchen - vielen Dank, Miss Ledbetter. Ich - eh - hoffe, daß Sie keine falschen Schlüsse gezogen haben, was mein kleines - ah - Mißgeschick gerade eben betrifft. Ich hatte nämlich nur einen meiner Asthmaanfälle. Sie treten immer ganz unverhofft auf, urplötzlich, ohne jede Vorwarnung. Nicht wahr, Miss Ledbetter?«
    »Um - ah - ja, genau. Einen Moment ist Mr. Sopwith noch fit wie ein Äffchen, und im nächsten Moment fängt er schon an, nach Luft zu schnappen wie ein Fisch auf dem Trockenen. Und dann springt er immer auf einen Stuhl und steckt den Kopf in den Belüftungsschacht, um wenigstens ein bißchen frische Luft zu erhaschen. Und ich muß ihn dann jedesmal wieder herunterziehen.«
    »Ugh - er -« Sopwith warf ihr einen unheilvollen Blick zu. »Ja, es ist ein richtiges Spielchen zwischen uns. Miss Ledbetter, haben wir inzwischen den Bericht über den Verkauf von Miss Binks' Lackovites-Aktien erhalten?«
    »Die - ihre Lackovites-Aktien, Mr. Sopwith?«
    »Die Lackovites-Aktien, das sagte ich doch gerade. Ich habe Ihnen eigens die Anweisung gegeben, den Börsenmakler anzurufen und eine Erklärung zu verlangen, warum sie nicht schon längst verkauft worden sind. Sie sind doch sonst nicht so vergeßlich, Miss Ledbetter.«
    »Nein, Mr. Sopwith. Ich vergesse nie etwas.«
    Diese Worte klangen nicht so respektvoll, wie ein Vermögensverwalter der alten Schule es von seiner Untergebenen normalerweise erwarten würde. Sopwith wand sich wie ein Aal. Winifred ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen.
    »Miss Ledbetter, ich habe nicht den Eindruck, daß Mr. Sopwith Asthmasymptome aufweist. Er versucht vielmehr, Sie dazu zu bringen, Ihren Kopf für seine eigenen Fehler hinzuhalten. Und Sie werden die Sache dann ausbaden müssen, wie man so schön sagt. Wenn Sie mit seinen Schurkereien nichts zu tun haben, wäre es eine Beleidigung für Ihr Geschlecht, wenn Sie sich von einem Mann in dieser hinterlistigen und erniedrigenden Weise manipulieren ließen. Außerdem muß ich Sie darauf aufmerksam machen, daß es Sie in eine höchst mißliche Lage bringen würde. Sind Sie also bereit, die Wahrheit zu sagen, oder möchten Sie lieber das Risiko eingehen?«
    »Was für ein Risiko?«
    »Schwer zu sagen. Bisher wissen wir lediglich, daß während der Eulenzählung eine Person in einem Netz gefangen, auf einen Baum gezogen und dann erstochen wieder heruntergeworfen wurde. Eine weitere Person liegt mit diversen Verletzungen, unter anderem einer Schädelfraktur, im Krankenhaus von Clavaton. Eine dritte Person ist bisher zweimal entführt und jedesmal an einen Baum gefesselt zurückgelassen worden, einmal in einem Wald an einer einsamen Straße und einmal am Parkplatz der Forschungsstation des Balaclava College. Ich selbst wurde gestern ebenfalls entführt und auf einem Schleppkahn gefangengehalten. Danach wurde der Versuch unternommen, mich gemeinsam mit Professor Shandy und unserem College-Präsidenten Dr. Svenson zu ertränken. Es haben sich zudem noch andere Zwischenfälle ereignet, die weniger gewaltsam waren und auf die ich jetzt nicht

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