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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Sie haben anscheinend die vielen Extrakalorien vergessen, als Sie versuchten zu fliehen, nicht wahr, Mr. Sopwith?«
    »Ich sagte doch bereits, daß ich einen Asthmaanfall hatte!«
    »Sie haben viel gesagt, Mr. Sopwith. Sie haben mir beispielsweise aufgetragen, Miss Binks und Mr. Debenham mit jeder Lüge, die mir gerade einfiel, abzuwimmeln, falls sie wieder anrufen und sich nach den Lackovites-Aktien erkundigen sollten.«
    »Das kann ich mir lebhaft vorstellen«, schnaufte Winifred. »Mr. Sopwith, Sie sind selbst als Schurke eine Niete.«
    »Ich weiß«, murmelte er, jetzt vollends geschlagen.
    »Und was sollen wir Ihrer Meinung nach jetzt mit Ihnen anfangen?«
    »Mich den Wölfen zum Fraß vorwerfen. Etwas anderes bleibt Ihnen ja wohl kaum übrig.«
    »Ich sähe da einige Alternativen. Mr. Debenham, was meinen Sie? Ist es nicht vernünftiger, bei einem Schurken zu bleiben, den man kennt, als sich auf einen Schurken einzulassen, den man noch nicht kennt?«
    »Miss Binks, sind Sie etwa bereit, mit Mr. Sopwith weiterhin geschäftlich zu verkehren?«
    »Warum nicht? Da ich mich inzwischen mühsam an ihn gewöhnt habe, sehe ich nicht ein, warum ich mich an jemand anderen gewöhnen soll, zumal wir viel wichtigere Probleme anzugehen haben. Außerdem weiß er jetzt, daß er einen miserablen Gauner abgibt, daher halte ich es für sehr unwahrscheinlich, daß er noch einmal versuchen wird, mich zu hintergehen. Wie denken Sie selbst darüber, Mr. Sopwith? Wären Sie bereit, das Binks-Vermögen weiterhin zu verwalten, allerdings ohne faulen Zauber, oder sollen wir Sie lieber in der Forschungsstation einsetzen? Sie könnten dort beispielsweise Eschen für uns pflanzen.«
    »Ich würde natürlich lieber hier bleiben, aber geht das überhaupt noch? Miss Ledbetter-?«
    »Sie können sich abregen, Mr. Sopwith«, erwiderte die Sekretärin. »Ich werde den Mund halten. Ich kündige sowieso. Ich wollte mir schon immer eine Stelle als Heizungsinstallateurin suchen, aber meine Mutter hat es mir nie erlaubt. Erst jetzt, dank Professor Binks' beflügelndem Beispiel, finde ich endlich den Mut, die Fesseln der Konvention abzuschütteln.«
    »Dann - bin ich wirklich aus dem Schneider? Und kann mein Büro behalten? Ach, Miss Ledbetter! Ach, Miss Binks! Morgen früh werde ich sofort wieder die Gymnastikübungen einführen!«
    »Eine weise Entscheidung, Mr. Sopwith«, sagte Winifred, »und Ihnen herzlichen Glückwunsch, Miss Ledbetter. Bevor Sie gehen, möchte ich Sie allerdings noch bitten, den Börsenmakler anzurufen und ihm auszurichten, Winifred Binks wünsche, daß er auf der Stelle sämtliche Lackovites-Aktien verkaufe, ganz egal zu welchem Preis. Es ist mir vollkommen gleichgültig, ob dies dem Firmenimage schadet oder nicht, die Schurken haben eine strenge Lektion verdient. Und Ihnen wünsche ich alles Gute für Ihre zukünftige Tätigkeit, Miss Ledbetter. Ich bin sicher, Sie haben die richtige Entscheidung getroffen. Der wichtige Satz >Nur eines gilt: Dir selbst sei treu!< trifft auf Heizungsinstallateure genauso zu wie auf Bankangestellte, meinen Sie nicht auch, Peter?«
    »Zweifellos. Erlauben Sie mir, Ihnen ebenfalls meine besten Wünsche für Ihre Zukunft auszusprechen, Miss Ledbetter. Und was Sie betrifft, Sopwith, jetzt, wo Sie wieder auf der richtigen Seite stehen, lassen Sie uns noch einmal kurz auf Toots zurückkommen. War sie eine kräftige, gesunde Frau, großgewachsen und - eh - ziemlich üppig?«
    »Ja, so könnte man sie durchaus beschreiben.« Sopwith erinnerte sich sehr lebhaft an die Dame, wie das kurze Aufflackern in seinen Augen verriet.
    »Trug sie zufällig Khaki-Shorts und Wanderstiefel?«
    »Was für eine merkwürdige Frage, Professor Shandy. Nein, sie trug etwas mit Rüschen, sehr feminin und - äh - enganliegend. Grün, soweit ich mich erinnere. Hellgrün, ungefähr von der Farbe eines nagelneuen Fünfzig-Dollar-Scheins.«
    »Und die Farbe harmonierte hervorragend mit ihrem rotblonden Haar?«
    »Sehr richtig. Woher wissen Sie das?«
    »Grün ist bei Rotschöpfen besonders beliebt. Hatte sie einen blassen oder eher dunklen Teint?«
    »Oh, einen dunklen. Sie sah sehr gesund aus, als würde sie den größten Teil ihrer Zeit draußen verbringen. Auf dem Golfplatz, habe ich damals angenommen, oder vielleicht bei der Fuchsjagd. Das war auch einer der Gründe, warum ich mich sofort zu ihr hin-gezogen fühlte. Außerdem besaß sie eine ausgesprochen herzliche, man könnte sagen überschwengliche Art. Hier in der Bank ist

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