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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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erzählt habe, stimmt in gewisser Weise. Die Firma hat sich in der Tat sehr schnell etabliert und einen riesigen neuen Markt für Bio-Produkte erschlossen. Wir dürfen diesen Beitrag zur Förderung einer gesunden Ernährung nicht so einfach übergehen, Miss Binks.«
    »Was gibt es da zu übergehen, Mr. Sopwith?«
    »Äh - ja. Genau das ist das Problem.« Sopwith kaute an seiner Unterlippe, als wolle er überprüfen, ob auch sie einen Beitrag zur gesünderen Ernährung leiste. »Ihre Produkte haben den - äh -hohen Anforderungen nicht immer völlig entsprochen. Infolgedessen kam es zu gewissen - äh - kleineren Problemen. Die Verkaufszahlen sind gesunken, die Verbraucher sind - äh - unzufrieden. Bisher ist es der Firma gelungen, nach außen hin durch -äh - offensive Werbekampagnen und einer - äh - kreativen Buchführung den Schein zu wahren.«
    »Sie meinen, die Bücher sind frisiert worden?« fragte Peter.
    »Nun ja - äh - wir benutzen in Bankerkreisen diesen Ausdruck nicht gern. Jedenfalls haben gewisse Regierungsbehörden begonnen, sich - äh - dafür zu interessieren. Die Umsätze des nächsten Quartals werden unweigerlich deutliche Verluste aufweisen, was sich zwangsläufig schädlich auf die Aktien von Lackovites auswirken wird. Daher sind die Geschäftsführer auf die Idee gekommen, die angesehene alteingesessene Firma Golden Apples aufzukaufen. Sie müssen wissen, daß man bereits seit längerer Zeit die Möglichkeit einer Übernahme erwogen hatte, mit dem
    Gedanken, mit Hilfe des ausgezeichneten Rufs von Golden Apples, was Qualität und Service betrifft, das - ähem - leicht angeschlagene Image von Lackovites zu verbessern.«
    »Ja, das wissen wir bereits«, sagte Winifred ungeduldig.
    »Das wissen Sie schon?«
    »Ich hatte doch eben erwähnt, daß wir schon eine ganze Menge wissen, Mr. Sopwith. Aber ich denke, daß Ihre Bestätigung trotzdem ganz nützlich ist. Bitte fahren Sie fort.«
    Sopwith räusperte sich. »Die Leute von Lackovites, deren Firmenpolitik offensiv, vielleicht sogar ein wenig zu spontan ist, wollten ihren Plan auf der Stelle in die Tat umsetzen. Doch die Tatsache, daß Ihr Großvater den größten Anteil an Golden Apples besaß und zudem - äh - für die notwendigen Verhandlungen nicht zur Verfügung stand, machte dies unmöglich, es sei denn, man hätte es geschafft, die Vermögensverwalter der Binks-Gelder zu bestechen oder dazu zu bewegen, in ihrem Sinne aktiv zu werden.
    Da mein Vorgänger ein Inbegriff an Redlichkeit und Mr. Deben-heam ein kluger und unbestechlicher Vertreter der Interessen sowohl des ursprünglichen Eigentümers als auch der späteren Erbin war, konnte dieser Weg nicht beschritten werden. Daher beschloß man abzuwarten.«
    »Bis mein Großvater für tot erklärt worden war.«
    »Und mein Vorgänger Mr. Allerton in den Ruhestand ging. Wenige Wochen, nachdem ich die Verwaltung des Binks-Vermögens übernommen hatte, wurde Mr. Binks - äh - offiziell für tot erklärt. Wenn Allerton gewußt hätte, wie schnell dies geschehen würde, wäre der alte Kauz bestimmt geblieben, und ich hätte nie eine Chance erhalten«, fügte Sopwith mit einiger Bitterkeit hinzu.
    »Jedenfalls sahen die Lackovites-Leute jetzt ihre Zeit für gekommen, vor allem, als dann auch noch bekannt wurde, daß die Alleinerbin des Vermögens eine unverheiratete Dame mit - bitte verzeihen Sie mir-exzentrischen Gewohnheiten war, die über keinerlei Erfahrung in Geschäften verfügte. Die Tatsache, daß Sie dem Balaclava Agricultural College so großzügig Geld und Land zur Verfügung gestellt haben, Miss Binks, wurde von Lackovites als ein Akt höchster finanzieller Verantwortungslosigkeit gewertet, was natürlich genau das war, worauf sie gehofft hatten, und Ihr - äh - Interesse an umweltbezogenen Fragen bot den idealen Vorwand. Man ist an mich herangetreten, könnte man sagen.«
    »Wer ist man?« wollte Winifred wissen.
    »Ah - ich bin nicht bereit, diese Information weiterzugeben.«
    »Warum nicht? Nun machen Sie schon, Mr. Sopwith. Ich mag zwar exzentrisch sein, aber ich bin alles andere als dumm. Entweder Sie sagen es uns oder der Polizei?«
    »Nun ja - äh - also, um die Wahrheit zu sagen, ich habe ihren richtigen Namen nie erfahren. Sie hat gesagt, ich soll sie Toots nennen, also habe ich das auch - äh - getan.«
    »Ach ja? Und wo haben Sie diese geheimnisvolle Toots getroffen? Hier in Clavaton?«
    »Um Himmels willen, natürlich nicht! Ich war in Boston. Auf einer - äh - Geschäftsreise.

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