Eine Eule kommt selten allein
den Fernseher eingeschaltet und uns 'ne Zeitlang ein Karambolagerennen angesehen. Es war furchtbar deprimierend. Selbst bei den total demolierten Autos gab es keines, das noch schlimmer aussah als unser Streifen-wagen.«
»Hey, Chief, wie wär's, wenn ich mich mit unserem Streifenwagen für das nächste Rennen anmelde, vielleicht gewinne ich ja, und wir kaufen uns von dem Geld 'nen neuen?« erbot sich Budge Dorkin.
»Warum nicht? Das ist unsere einzige Hoffnung. Irgendwas gefunden, Professor?«
»Kann ich noch nicht sagen. Kümmern Sie sich ruhig zuerst um Ihren Gefangenen.«
Ottermole und sein Hilfssheriff verschwanden im Gefängnis, Peter hockte sich auf den Boden und öffnete Emmericks Koffer. Sie waren vollgestopft mit Kleidungsstücken, die Peter für die tägliche Garderobe eines angeblichen Bauleiters reichlich mondän erschienen. Unter anderem entdeckte er einen eleganten türkischen Bademantel mit dem aufgestickten Monogramm eines Luxushotels, auf den Ottermole einen Stapel Papiere gelegt hatte.
Die meisten davon waren Publikationen über das Bauwesen, die zweifellos dem Zweck gedient hatten, Emmericks Rolle glaubhaft zu untermauern. Besonders auffällig war eigentlich nur ein einzelnes Blatt, nicht wegen des Inhalts, denn es handelte sich lediglich um eine Werbung für einen teuren Herrenausstatter, sondern wegen einer Kritzelei am Rand.
Irgend jemand, wahrscheinlich war es Emmerick selbst gewesen, hatte einen Gegenstand gezeichnet, den Helen wohl vornehm als Compotier, Mr. Lomax dagegen schlicht und einfach als Kompottschale bezeichnet hätte. Er hatte sie mit grob skizzierten Äpfeln gefüllt und jeden Bleistiftkreis sorgfältig mit einem jener gelben Marker ausgemalt, die Peters Studenten immer benutzten, um die Abschnitte in ihren Lehrbüchern zu kennzeichnen, von denen sie annahmen, daß sie in der nächsten Prüfung vorkommen würden. Peter war von dieser Angewohnheit alles andere als begeistert, zu seiner Zeit hatten Studenten ihre Lehrbücher stets sauber und ordentlich gehalten, um sie am Ende des Semesters zu einem guten Preis weiterverkaufen zu können. Mit dem Geld konnte man dann wiederum selbst dem nächsthöheren Semester die Lektüre abkaufen.
Doch zurück zum eigentlichen Problem. Nach allem, was geschehen war, konnte die Zeichnung einer Kompottschale, noch dazu wenn sie mit Äpfeln gefüllt war, nur eines bedeuten, dachte Peter. Aber was konnte ein Mann, der sich als Mitarbeiter eines Bauunternehmens ausgab, mit einer Naturkostfirma wie Golden Apples zu tun haben, die von einer Familie namens Compote geführt wurde?
Peters verbliebene Nackenhaare begannen zu kribbeln. Wer war dieser Emmerick wirklich gewesen? Konnte es Zufall sein, daß Sopwith seinen freien Samstag geopfert hatte, um Miss Binks' Aktienbeteiligung an Golden Apples zu besprechen, ausgerechnet am Morgen nach dem bizarren Mord an dem Mann, von dem diese Kritzelei höchstwahrscheinlich stammte? Oder daß der komische Vogel, der jetzt nebenan in seinem Käfig saß, ausgerechnet an diesem Tag nach Emmerick gesucht hatte?
Doch man sollte keine voreiligen Schlüsse ziehen. Vielleicht war Emmerick bloß ein zwanghafter Kritzler von Kompottschalen mit goldenen Äpfeln gewesen. Es gab schließlich genug Leute, die eine ausgeprägte Vorliebe für ein bestimmtes Motiv hatten. Peter kritzelte beispielsweise am liebsten dicke Kaninchen. Kaninchen waren nicht schwer, man brauchte nur einen großen Kreis für den Körper und einen kleineren für den Kopf zu zeichnen und Ohren, Schnurrhaare und zwei Punkte für die Augen hinzuzufügen. Manchmal gab er den Tierchen Beine, manchmal auch nicht, je nachdem, in welch kreativer Stimmung er sich gerade befand. Manchmal zeichnete er die Kaninchen auch von hinten, dann ließ er die Augen aus und plazierte ein wuscheliges Schwänzchen an die richtige Stelle.
Helen malte meistens Gänseblümchen auf einer Wiese, über die kleine Sommerwölkchen zogen, oft fügte sie auch noch Schmetterlinge mit dreieckigen Flügeln und langen gebogenen Fühlern hinzu. Gelegentlich malte sie sogar Hummeln, die allerdings für gewöhnlich unverhältnismäßig groß ausfielen, damit auch genug Platz für die großen runden Augen und waagerechten Streifen blieb. Mit den Fühlern mit ihren kleinen verdickten Spitzen und den herabhängenden pelzigen Beinchen gab sich Helen immer besonders viel Mühe. Sie geriet regelrecht in Verzückung, wenn es um Hummeln ging, dachte Peter liebevoll.
Doch dann ermahnte er
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