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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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aufzubewahren. Es war immerhin möglich, daß man die Sachen schon bald einem Angehörigen, dem Staatsanwalt oder sonst wem aushändigen mußte. Allerdings nicht vor Montag, es sei denn, Ottermole war es schon vorher leid, die Koffer in seinem Büro herumstehen zu haben.
    Apropos Ottermole, was taten er und Budge eigentlich so lange in Fanshaws Zelle? Ob sie etwa versuchten, dem Gefangenen ein Flohband zu verpassen? Peter stand auf, strich die Bügelfalten seiner Hose glatt und steckte seinen Kopf in den Nebenraum. Die Zellentür stand sperrangelweit offen, das Badezimmerfenster ebenfalls. Auf der Eisenpritsche, dem einzigen Möbelstück in der Zelle, saßen Fred Ottermole und Budge Dorkin einträchtig nebeneinander. Sie starrten gebannt auf ein Stück Schnur in ihren Händen und schienen in eine Art Fadenspiel vertieft zu sein. Viel Talent hatten sie offenbar nicht. Der Gefangene war nirgends zu sehen.

Kapitel 8

    Was in Dreiteufelsnamen macht ihr beiden Spaßvögel denn da?«
    »Höh?« Mit einem Gesichtsausdruck, der so vielsagend war wie ein leeres Vorstrafenregister, schaute Fred Ottermole zu Professor Shandy hoch. »Oh, Sie sind es, Professor. Was ist denn los?«
    »Wo ist Fanshaw?«
    »Wer?«
    »Ihr Häftling, verflucht noch mal.« »Welcher Häftling?«
    »Grundgütiger! Ottermole, wissen Sie eigentlich, was Sie hier machen?«
    »Na klar doch, Dame spielen. Machen wir öfter. Ist doch nichts dabei, oder?«
    »Das soll ein Damespiel sein?«
    »Etwa nicht?« Die Stimme des Polizeichefs verriet einen Anflug von Zweifel. Er starrte auf seine Hände, häkelte an den Fäden, die Budge Dorkin immer noch geduldig und ohne jedes System um ihre völlig verwirrten Finger wickelte. »Menschenskind! Budge, was soll der Quatsch?«
    »Höh?«
    Der junge Officer hatte genau den gleichen leeren Gesichtsausdruck wie Ottermole. Er hörte auf, weiter zu versuchen, was er bis jetzt versucht hatte, und tat gar nichts mehr. Peter griff beherzt in das Fadengewirr und machte sich daran, die verhedderten Polizi-stenhände zu befreien.
    »Nicht zu glauben! Merkt ihr denn nicht, was mit euch los ist?«
    »Höh?«
    »Ihr seid hypnotisiert worden, verdammt noch mal! Wacht auf! Abrakadabra! Presto! Na los! Um Himmels willen, kommt endlich wieder zu euch!«
    »Höh?« sagte Budge Dorkin.
    Fred Ottermole war einen Hauch weniger benebelt. Er versuchte, Peter beim Entwirren der Schnur zu helfen, und schuf dabei einen gordischen Knoten, der nur nach Alexanderart mit Peters Taschenmesser gelöst werden konnte.
    Peter hatte die vage Hoffnung gehabt, daß die Durchtrennung des Knotens möglicherweise eine gewisse exorzistische Wirkung haben würde, was leider nicht der Fall war. Ottermole war immer noch reichlich benebelt, Budge schwebte in anderen Sphären. Peter nahm an, daß der Zauber irgendwann von selbst nachlassen würde, aber vielleicht konnte man den Vorgang mit einer Tasse Kaffee beschleunigen.
    Das Innere der polizeilichen Kaffeemaschine hatte im Laufe der Jahre eine tiefbraune Farbe angenommen. Peter versuchte, nicht hinzusehen, als er sie über dem Waschbecken, das ebenfalls Spuren der Zeit aufwies, mit Wasser füllte. Er löffelte so viel Kaffee auf den Boden, wie dieser fassen konnte, und stellte die Kanne auf eine Heizplatte, die so aussah, als könne sie unmöglich funktionieren, dies aber erstaunlicherweise dennoch tat. Als die Brühe zur Farbe und Dichte von Melasse eingekocht war, füllte er zwei große Becher damit und trug sie in die Gefängniszelle.
    »Herrgott, das ist ja ekelhaft!« Nach ein paar Schlucken klang Ottermole fast wieder normal. »Was haben Sie damit gemacht, Professor? Etwa Batteriesäure reingekippt?«
    »Ich habe ihn absichtlich so stark gemacht, in der Hoffnung, Sie endlich aufzuwecken«, erklärte Peter. »Ottermole, können Sie sich überhaupt noch an etwas erinnern?«
    »Klar kann ich mich erinnern. Was soll die ganze Fragerei überhaupt? Sie sind hergekommen, um sich die Sachen von diesem Emmerick anzusehen, die wir vom Gasthof hergeholt haben. Ich hab' gesagt, Sie sollten ruhig schon mal anfangen, dann sind Budge und ich - also, wir sind hier reingegangen und -« Er starrte auf das Knäuel auf seinem Schoß, als habe er es nie zuvor gesehen. »Wozu ist denn diese Schnur hier? Warum zum Teufel hocke ich überhaupt hier auf der Pritsche? Wir sitzen doch sonst nie in der Zelle. Das bringt Unglück.«
    »Da könnten Sie durchaus recht haben. Ottermole, hören Sie mal genau zu. Sie wissen doch, wer ich

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