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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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bin, oder?«
    »Natürlich, verdammt noch mal. Sie sind Lizzie Borden. Was ist heute bloß mit Ihnen los, Professor? Sie benehmen sich verflixt merkwürdig, selbst für Ihre Verhältnisse. Was ist passiert? Sind Sie etwa gestern nacht von 'ner Eule in den Kopf gehackt worden, oder was? Hey, hab' ich Ihnen übrigens schon erzählt, daß unsere Gruppe -«
    »Ottermole, halten Sie endlich den Mund und hören Sie mir zu! Heute morgen, als Sie noch zu Hause waren, habe ich Ihnen einen Gefangenen von der Forschungsstation mitgebracht. Er ist dort aufgekreuzt und hat behauptet, er sei Emmericks Vorgesetzter bei der Meadowsweet Construction Company und sein Name sei Fanshaw. Können Sie sich daran erinnern?«
    »An Emmerick erinnere ich mich. Das ist doch der Kerl, der letzte Nacht auf der Strecke geblieben ist, als ihr draußen Eulen gezählt habt. Aber was diesen Fanshaw betrifft - wollen Sie mich etwa auf den Arm nehmen, Professor?«
    »Ottermole, ich werde mich hüten, Sie auf den Arm zu nehmen. Fragen Sie doch Ihre Frau. Oder Cronkite Swope. Er war auch bei Ihnen zu Hause und ist dann mit hierher aufs Revier gekommen. Er hat sogar fotografiert, wie Sie Fanshaw in die Zelle verfrachtet haben.«
    »Tatsächlich? Hat er mich gut getroffen?«
    »Keine Ahnung, ich habe die Abzüge noch nicht gesehen. Wichtig ist einzig und allein, daß die Fotos existieren. Sie beweisen eindeutig, daß Sie Fanshaw, falls dies wirklich sein richtiger Name sein sollte, tatsächlich eingelocht haben. Vor einer halben Stunde war er noch hier und hat seinen Anwalt oder jemanden, der sich als sein Anwalt ausgegeben hat, empfangen. Der Anwalt war bereits in Fanshaws Zelle, als ich hier eingetroffen bin. Sie haben es mir selbst erzählt. Sie und Budge saßen mit Edmund draußen im Büro und haben darauf gewartet, daß der Anwalt wieder herauskam.«
    »Edmund? Menschenskind, ist Edmund was passiert?«
    »Er hat sich wie üblich auf Ihrer Aktenablage zusammengerollt und macht ein Nickerchen. Vergessen Sie Edmund, Ottermole. Versuchen Sie, sich auf das zu konzentrieren, was ich sage. Der Anwalt kam heraus, und Sie hatten einen kleinen Disput über die Unterbringung seines Mandanten mit ihm. Sie haben ihn mit ein paar scharfen Formulierungen in seine Schranken verwiesen.«
    »Ach ja? Was hab' ich denn gesagt?«
    »Lassen Sie mich bitte zuerst ausreden. Dann haben Sie mir erlaubt, Emmericks Koffer genauer zu inspizieren, während Sie und Budge hier hereingegangen sind, um nach dem Gefangenen zu sehen. Ich habe mich voll und ganz auf die Koffer konzentriert, bis mir plötzlich auffiel, daß Sie und Budge verdammt lange wegblieben und außerdem auffallend leise waren. Also habe ich nachgeschaut und Sie beide allein auf der Pritsche vorgefunden. Sie hielten ein Stück Schnur in der Hand und spielten Abnehmen. Und Sie haben sich dabei verdammt ungeschickt angestellt, möchte ich hinzufügen. Ich habe Sie gefragt, was Sie da machen, und Sie haben geantwortet, Sie würden Dame spielen.«
    »Na und? Vielleicht habe ich Ihnen nur ein paar kesse Antworten gegeben.«
    »Ottermole, Sie konnten gar keine kessen Antworten von sich geben, Sie waren komplett ausgeklinkt. Der Mistkerl hat Sie und Budge hypnotisiert und in zwei Zombies verwandelt. Aber nur vorübergehend, hoffe ich. Sie scheinen allmählich mehr oder weniger wieder zu sich zu kommen, aber schauen Sie sich nur mal Budge an. Budge, wissen Sie, wer ich bin?«
    »Höh?« sagte Budge.
    »Da, sehen Sie jetzt, was ich meine, Ottermole? Trinken Sie Ihren Kaffee, Budge. Vielleicht weckt Sie das aus Ihrer Trance. Hier, trinken Sie einen ordentlichen Schluck.«
    »Igitt!«
    War dies vielleicht der erste Funke seines erwachenden Bewußtseins? Peter überredete ihn zu einem weiteren Schluck.
    »Muß das sein?« Die Worte kamen langsam und schwerfällig, aber wenigstens kamen sie.
    »Allerdings!« schrie Ottermole. »Das ist ein Befehl, Dorkin.«
    Schaudernd gehorchte der junge Polizist. Zuerst blieben seinen Augen noch glasig, dann wurden sie plötzlich wieder klar. »Polizeibrutalität! Meine Mutter liegt mir ständig in den Ohren, ich solle mich um eine Stelle in der Kartonagenabrik bewerben. Da gibt es günstigere Arbeitszeiten, und die Bezahlung ist auch besser. Warum sitzen wir denn hier in der Zelle, Chef? Und wo ist Mr. Fanshaw? Hat der Anwalt ihn auf Kaution freibekommen?«
    »Fanshaw?« Ottermoles Gesicht wurde wieder ausdruckslos, was er jedoch heldenhaft zu überspielen versuchte. »Sagen Sie es ihm,

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