Eine Eule kommt selten allein
mit Vorliebe seine Zeit mit den Jungs in Blau verbrachte, erwarteten Peter ebenfalls und begrüßten ihn, als sei er einer von ihnen.
»Fanshaw ist mit seinem Anwalt da drin.«
Ottermole wies mit dem Kopf auf die andere Hälfte des Reviers, einem kleinen Raum hinter seinem Büro, der als städtisches Gefängnis diente und Gitterstäbe aus der Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs besaß. Die Zellenverriegelungen waren aber erst während der Coolidge-Ära in den zwanziger Jahren angebracht worden. Die innere
und äußere Holzverkleidung des kleinen Backsteingebäudes war im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme unter der Schirmherrschaft von Franklin D. Roosevelt frisch gestrichen worden. Daher besaß das Polizeirevier von Balaclava Junction sozusagen eine gewisse historische Bedeutung, auch wenn Fanshaws Anwalt davon nicht sonderlich beeindruckt schien, als man ihn schließlich aus der Zelle ließ.
»Hier würde ich nicht mal einen Hund einsperren«, bemerkte er unwirsch.
»Ich auch nicht«, versicherte Ottermole. »Was haben Sie denn jetzt vor? Wollen Sie versuchen, ihn auf Kaution freizubekommen, oder sollen wir den Kerl ins Bezirksgefängnis überführen lassen?«
»Sie haben nichts gegen Mr. Fanshaw in der Hand, um ihn hier festzuhalten.«
»Und ob wir das haben.« Ottermole tastete nach einem seiner Reißverschlüsse.
Der Anwalt machte einen Riesenschritt zurück. »Das ist Nötigung!«
»Was soll denn das schon wieder heißen? Sie nennen es Nötigung, wenn ich mir ein Taschentuch nehme, damit ich Ihnen nicht ins Gesicht niese?« Der Polizeichef zog in der Tat ein blütenweißes, frisch gebügeltes Leinentaschentuch hervor, das in einer Ecke sein Monogramm aufwies, liebevoll aufgestickt von Edna Mae, ganz in Blau, mit einem kleinen Paar Handschellen darunter. »Tut mir leid, aber liegt am Kater, auch wenn ich es ungern vor Edmund sage. Er ist so sensibel.«
»Das ist mein Mandant auch.« Der Anwalt war ein Kämpfer, entschied Peter, das mußte man ihm lassen. »Warum mußten Sie sämtliche Kinder der Stadt anschleppen, um meinen Mandanten anzustarren?«
»Das waren meine Kinder.«
»Alle siebzehn?«
»Nur die ersten vier«, mußte Ottermole zugeben. »Die restlichen stammen aus meiner Sonntagsschulklasse. Sie haben eine Exkursion gemacht, um zu lernen, was mit Leuten passiert, die herumlaufen und falsches Zeugnis ablegen, wie beispielsweise Ihr sogenannter Mr. Fanshaw da drinnen. Nur zu Ihrer Information: Die Meadowsweet Construction Company beabsichtigt, Fanshaw zu verklagen, weil er sich als Angestellter ihrer Firma ausgegeben hat, sobald wir selbst damit fertig sind, ihn für das zu verklagen, was er sonst noch angestellt hat, beispielsweise Beihilfe zum Mord. Ich habe jedes Recht, ihn in Untersuchungshaft zu behalten, und genau das tue ich auch. Das schreiben Sie sich am besten gleich in Ihre Habeaskorpusakte, Mister!«
»Aber war es denn notwendig, ihm auch noch seinen Gürtel und seine Schuhriemen abzunehmen?«
»Und ob es das war. Irgendwie müssen wir uns schließlich unsere Gürtel und Schuhriemen organisieren. Wenn man an den richtigen Stellen spart, hat man zum Schluß auch ein nettes Sümmchen zusammen. Sehen Sie, wir müssen heute noch eine Menge Arbeit erledigen. Warum kommen Sie nicht morgen gegen Mittag noch mal vorbei und bringen ein paar Portionen chinesisches Essen mit? Edmund steht tierisch auf Bohnensprossen. Hab' ich nicht recht, mein Guter?«
Ottermole streichelte den imposanten Katerkopf, Edmund streckte eine Pfote vor und fuhr seine Krallen aus. Der Anwalt wollte etwas sagen, Edmund fauchte. Der Anwalt sah das kräftige Katergebiß und bewegte sich rückwärts in Richtung Tür.
»Wir sehen uns noch«, knurrte er.
»Dann ziehen Sie am besten vorher Ihre Schienbeinschoner an, Edmund krallt sich unheimlich gern in Hosenbeine.«
Die Tür wurde zugeschlagen, Fred Ottermole grinste. »Mann, wenn ich nicht selbst Polizeichef wäre, würde ich mich glatt wegen ordnungswidrigem Verhalten verhaften. Schauen Sie sich Emmericks Gepäck ruhig an, Professor, es steht hier neben meinem Schreibtisch. Edmund wird Sie im Auge behalten. Budge und ich überprüfen am besten mal schnell den Gefangenen, vielleicht muß er aufs Katzenklo oder so was. Aber selbst das würde er uns wahrscheinlich nicht verraten, er will nämlich immer noch nicht sprechen.«
»Auch nicht mit seinem Anwalt?«
»Doch, mit dem wahrscheinlich schon. Budge und ich hatten kein Recht zu lauschen, also haben wir
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