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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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geweht wurde, da der Wind inzwischen beinahe Orkanstärke erreicht hatte. Roy trug eine große Schüssel, die mit Aluminiumfolie abgedeckt war, und hatte sich eine Flasche unter den Arm geklemmt. Laurie reichte Helen einen sorgfältig eingepackten Teller.
    »Das sind Plätzchen«, erklärte sie, als die Dame des Hauses die Köstlichkeiten in Empfang nahm, während ihr Gatte sich um die Regenmäntel kümmerte. »Ich hatte heute nachmittag einfach Lust zu backen. Es war genau der richtige Tag zum Backen.«
    »Ich weiß«, sagte Helen. »Ich habe Karamelbonbons gemacht.«
    »Oh, lecker! Mit Nüssen?«
    »Natürlich. Wir können sie zusammen mit den Plätzchen essen. Oder auch sofort, wenn euch das lieber ist, ich hatte nur gedacht, es wäre nett, zuerst einen kleinen Aperitif einzunehmen. Was hättet ihr denn gern?«
    »Wir haben Wein mitgebracht.« Roy zog die Flasche aus einer völlig durchgeweichten Tüte. »Interessanter Jahrgang, ein Sonderangebot aus der Hoddersville Hoochery. Keine Ahnung, wie das Zeug schmeckt.«
    »Es gibt nur einen Weg, das herauszufinden. Ich hole schnell den Korkenzieher. Hätten Sie Lust, den Wohnzimmertisch zu decken, Laurie? Für fünf Personen ist unser bescheidener Küchentisch leider etwas zu klein, also können wir genausogut richtig stilvoll essen .«
    Noch war keiner von ihnen hungrig, also machten sie es sich vor dem Kamin gemütlich, knackten Hickory-Nüsse und taten sich an Roys Sonderangebot gütlich. Er war zwar nicht gerade überwältigend, aber durchaus trinkbar.
    Tim saß in einem der Sessel, Roy und Laurie hatten sich zu seinen Füßen niedergelassen. Eine wirklich interessante Familie, dachte Peter. Tim war so klein, daß Bilbo Baggins' Hobbithöhle für ihn sicher genau richtig gewesen wäre. Er hatte zwar keinen Bart und auch nicht mehr viele Haare auf dem Kopf, und schon gar nicht auf den Füßen, doch dafür waren seine Augenbrauen so buschig, daß sie alles andere wettmachten. Seit Laurie angefangen hatte, sich als Köchin zu betätigen, hatte der alte Herr zwar ein wenig Gewicht zugelegt, doch er war immer noch genauso hager, braun und knorrig wie eine alte Eichenwurzel, und beinahe genauso zäh. Aber eben nur beinahe. Gott sei Dank hatte Roy eine warmherzige Ehefrau heimgeführt.
    Roy ähnelte seinem Vater sowohl in charakterlicher Hinsicht als auch in seinen persönlichen Eigenarten, sah jedoch völlig anders aus. Er war ziemlich groß und von kräftigem Knochenbau. Er schlug mehr nach seiner Mutter Jemima, die zu ihren Lebzeiten stets die Zügel fest in der Hand gehalten hatte. Sie war nun schon seit mehreren Jahren tot, und genau in diesem Zimmer hatte Peter damals ihre Leiche
    gefunden. Durch Jemimas Tod hatte er Helen kennengelernt, wofür er ihr ewig dankbar sein würde. Von dem Sofa, hinter dem Jemima damals gefunden wurde, hatte er sich allerdings getrennt, was er keineswegs bedauerte.
    Laurie beugte sich nach vorn, um im Feuer herumzustochern, was einen wahren Funkenregen verursachte. Laurie selbst war auch ziemlich sprühend, klein und dunkel und sehr lebhaft, doch sie konnte genausogut schweigen, wenn es an der Zeit war, eine Gabe, die Jemima leider nicht besessen hatte. Ein Modepüppchen war sie auch nicht, heute abend trug sie beispielsweise ein blaues Sweatshirt mit einem Eisbären darauf, einen weiten Jeansrock, dessen Saum immer noch feucht war, und dicke weiße Socken. Ihre Gummistiefel hatte sie aus Rücksicht auf den Fußboden der Shandys an der Tür ausgezogen. Jemima hätte sie todsicher anbehalten.
    Laurie und Roy hatten bei der Eulenzählung eine der Studentengruppen angeführt. Sie hatten mehr Eulen gezählt als jede andere Gruppe, gaben jedoch bereitwillig zu, daß Peters Expertenteam sie sicher um Längen geschlagen hätte, wenn die Sache mit Emmerick nicht passiert wäre. Auch sie hatten den falschen Ingenieur gekannt, da er darauf bestanden hatte, sie in Programmfragen zu beraten, obwohl sie ihn weder darum gebeten hatten noch die Absicht hegten, seine Ratschläge zu befolgen. Sie waren beide Biologen, arbeiteten bereits mit Professor Binks auf der Station zusam-men und entwickelten gerade verschiedene Sendungen, für die sie später, sobald die Sendestation erst einmal in Betrieb war, die Verantwortung tragen würden.
    Eine Miniserie, die Laurie und Roy sich ausgedacht hatten, sollte von Kapitän Arnos Flackley, der sie damals mitten auf dem Ross-Meer auf seinem Schiff getraut hatte, moderiert werden. Alle drei hatten sich inzwischen in

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