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Eine Eule kommt selten allein

Titel: Eine Eule kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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Balaclava häuslich niedergelassen. Laurie und Roy unterrichteten am College und paßten nebenbei auf Tim auf, und Kapitän Flackley führte als Hufschmied eine Familientradition weiter. Dem Zauber der Weltenmeere jedoch hatten sie sich nie entziehen können. Ihre Beiträge waren sicherlich phantastisch; Roy besaß hochinteressantes Filmmaterial, Laurie war eine begnadete Drehbuchautorin, und Flackley kannte einen Zoologen, der sich bereit erklärt hatte, ihnen einige seiner Pinguine zu borgen.
    Außerdem planten sie einen Beitrag über die Pflege und Ernährung von Schlittenhunden. Dies würde sicher unter Malamute-Fans, zu denen auch Kapitän Flackley zählte und von denen es in Balaclava County erstaunlich viele gab, eine gewaltige Resonanz bewirken. Es gab also genügend Gesprächsmaterial, trotzdem war es nur eine Frage der Zeit, bis sie auf den neuesten Bericht über die bizarren Ereignisse im Gemeinde- und Sprengel-Anzeyger zu sprechen kamen. Tim brachte den Stein schließlich ins Rollen.
    »Was soll eigentlich der ganze Unsinn mit den Bäumen, Peter? Erst stürzt dieser Idiot, der angeblich unser Ingenieur sein soll, eingewickelt in ein Fischernetz von einem Baum, dann läßt sich Winifred Binks' Hilfskraft kidnappen und an einen anderen Baum fesseln. Um welche Bäume handelt es sich überhaupt?«
    »Grundgütiger, Tim, die Frage hat bisher noch keiner gestellt. Also, bei Emmerick war es eine Eiche und bei Miss Buddley ein Eschenahorn.«
    »Ach ja? Eichen gibt es auf dem Stationsgrundstück mehr als genug, aber an einen Eschenahorn kann ich mich nicht erinnern. Und auch an keine Weißesche. Ich habe neulich schon einmal darüber nachgedacht. Peter, wir sollten da draußen eine Gruppe Weißeschen pflanzen. Zum Teufel mit dem Eschenahorn, mit dem Holz kann man heutzutage sowieso nichts mehr anfangen.«
    »Gute Idee, Tim. Weißeschen sind verdammt schöne Bäume, die leider schon viel zu selten geworden sind. Das Problem ist nur, wo sollen wir sie hinpflanzen? Ein großer Teil des Binks-Besitzes ist flach und relativ sumpfig, wenn man einmal von Woeful Ridge absieht. Aber Weißeschen stehen am liebsten auf Anhöhen.«
    »Hört mal zu, Leute«, stöhnte Roy, »können wir die Forstwirtschaft nicht einen Moment vergessen und wieder auf das eigentliche Problem zurückkommen? Wieso wurde Emmerick erst in diesem Netz hochgezogen und dann fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel? Haben die den Falschen erwischt, oder ist denen bloß das Seil gerissen?«
    »Vermutlich wurde es durchgeschnitten. Aber was das Motiv betrifft, muß ich leider passen«, gestand Peter.
    »Gibt es denn keinen einzigen Anhaltspunkt?«
    Peter schaute Helen fragend an. »Sollen wir es ihnen sagen?«
    »Warum nicht? Die Blätter liegen immer noch auf dem Küchentisch. Ich schlage vor, du machst das Gas unter dem Schmorbraten an, wenn du schon in der Küche bist. Ich weiß zwar nicht, wie es euch ergeht, aber ich bekomme allmählich Hunger.«
    »Ich auch«, sagte Roy. »Hickory-Nüsse sind ganz schön anstrengend. Können wir uns irgendwie nützlich machen?«
    »Ihr könntet noch eine Flasche Wein aufmachen, wenn ihr Lust habt. Eure Flasche haben wir nämlich schon ausgetrunken. In der Vorratskammer steht noch Burgunder. Wir haben aber auch Apfelwein im Kühlschrank, falls ihr den lieber mögt.«
    Außer Tim wollten alle lieber Apfelwein. Tim behauptete, er bekäme von Apfelwein Bauchschmerzen, und nahm daher einfaches Wasser. Helen ging in die Küche, um nach dem Rechten zu sehen, während Peter den Ameses den Zahnstochercode vor-führte. Roy kannte die meisten technischen Begriffe und versicherte, soweit er sehen könne, handele es sich wirklich um reine Fachausdrücke. Laurie war felsenfest davon überzeugt, daß Knapweed Calthrop weder ein Radikaler noch eine Gefahr für andere war, höchstens vielleicht für sich selbst. Er sei immer so sehr mit seinem Labkraut beschäftigt, daß er seine Umgebung nur dann registriere, wenn er förmlich darüber stolpere.
    »Mich bemerkt er auch nie«, klagte sie schmollend.
    »Das scheue Veilchen Viola schon«, insistierte Roy. »Ich habe oft genug gesehen, wie er sie angestarrt hat.«
    »Das bringt uns auf einen interessanten Punkt.« Peter berichtete von der Futterspender-Episode. »Was meint ihr, wer von den beiden lügt denn nun?«
    Das Ergebnis der Abstimmung fiel äußerst sexistisch aus. Roy verdächtigte Knapweed, Laurie dagegen Viola. Tim enthielt sich der Stimme. Helen schlug vor, sich lieber an

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