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Eine Evatochter (German Edition)

Eine Evatochter (German Edition)

Titel: Eine Evatochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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habe, willst du dich auf die Politik werfen, statt aufs Theater,« bemerkte Florine, die plötzlich dazukam.
    »Ja, mein Kind, ja,« sagte Raoul in gutmütigem Tone, umschlang ihren Hals und küßte sie auf die Stirn. »Du schmollst? Verlierst du dabei etwas? Wird der Minister der Königin der Bretter kein besseres Engagement verschaffen als der Journalist? Wirst du keine Rollen und Gastspiele kriegen?«
    »Wo willst du das Geld hernehmen?« fragte sie.
    »Von meinem Onkel.«
    Florine kannte Raouls Onkel. Er meinte damit den Wucherer, wie man im Volksmunde von der Tante spricht, wenn man das Leihhaus meint.
    »Beunruhige dich nicht, kleiner Schatz,« sagte Blondet zu Florine, indem er ihr auf die Schulter klopfte. »Ich werde ihm die Unterstützung von Massol verschaffen. Das ist ein Advokat, der wie alle Advokaten einmal Justizminister werden möchte. Und den Beistand von du Tillet, der Abgeordneter werden möchte, von Finot, der noch hinter einer kleinen Zeitung steht, von Plantin, der Beisitzer im Staatsrat werden möchte und Verbindung mit einer Zeitschrift hat. Jawohl, ich werde ihn vor ihm selbst retten. Wir werden Etienne Lousteau hierher zitieren, der das Feuilleton schreiben wird, Claude Vignon, der die hohe Kritik machen soll. Felicien Vernou wird die Haushälterin der Zeitung sein, der Advokat wird arbeiten, du Tillet wird sich der Börse und der Industrie annehmen, und wir werden sehen, wozu sie es mit vereinigtem Willen im gemeinsamen Joche bringen.«
    »Zum Armenhaus oder zum Ministerium,« sagte Raoul, »wohin die geistig und leiblich ruinierten Menschen gelangen.«
    »Wann verhandelt Ihr mit ihnen?«
    »Hier, in fünf Tagen,« sagte Raoul.
    »Du wirst mir sagen, wieviel Geld dazu nötig ist,« sagte Florine schlicht.
    »Aber der Advokat, du Tillet und Raoul können die Sache nicht anfangen, ohne jeder etwa 100 000 Franken zu haben,« wandte Blondet ein. »Dann hält sich das Blatt anderthalb Jahre, solange wie es in Paris braucht, um sich durchzusetzen oder einzugehen.«
    Florine machte ein Mäulchen, das Ja bedeutete. Die beiden Freunde nahmen sich einen Wagen, um die Gäste, die Federn, die Ideen und die Interessen zusammenzubringen. Die schöne Schauspielerin ließ vier reiche Geschäftsleute kommen, die mit Möbeln, Antiquitäten, Gemälden und Schmucksachen handelten. Diese Leute betraten ihr Heiligtum und nahmen das Inventar auf, als wäre Florine gestorben. Sie drohte mit einem öffentlichen Verkauf, falls sie ihr Gewissen einschnürten und auf eine bessere Gelegenheit warteten. Wie sie sagte, hatte sie einem englischen Lord in einer mittelalterlichen Rolle gefallen und wollte ihre ganze Einrichtung zu Geld machen, um arm zu erscheinen und ein prächtiges Privathaus zu bekommen, vor dessen Einrichtung Rothschild erblassen sollte. Was sie aber auch versuchte, um die Kaufleute einzuwickeln, sie boten nur 70 000 Franken für den ganzen Plunder, der 150 000 wert war. Florine, der nicht das mindeste daran lag, versprach das ganze nach sieben Tagen für 80 000 Franken herzugeben.
    »Ja oder nein?« sagte sie.
    Der Handel wurde geschlossen. Als die Kaufleute fort waren, hüpfte die Schauspielerin vor Freude, wie die Hügel des Königs David. Sie beging tausend Torheiten: für so reich hatte sie sich nicht gehalten. Als Raoul kam, spielte sie ihm gegenüber die Gekränkte. Er hätte sie verlassen, sagte sie. Sie hätte es sich überlegt: die Männer gingen nicht ohne Grund von einer Partei zur andern, noch vom Theater zur Kammer über. Sie hätte eine Nebenbuhlerin! Was ist doch der Instinkt! Sie ließ sich ewige Liebe schwören. Fünf Tage darauf gab sie das glänzendste Diner auf der Welt. Die Zeitung wurde bei ihr in Strömen von Wein und Scherzen, in Schwüren von Treue, guter Kameradschaft und festem Zusammenhalten getauft. Ihr Name, der heute vergessen ist, wie der »Liberal«, der »Communal«, der »Départemental«, der »Garde national«, der »Fédéral«, der »Impartial«, war etwas auf al , das zu Fall kommen sollte.
    Nach den zahlreichen Beschreibungen von Orgien, die diese literarische Phase bezeichneten, in der sehr wenig Orgien in den Dachstuben stattfanden, in denen sie beschrieben wurden, ist es sehr schwer, Florines Orgie zu beschreiben. Nur ein Wort. Um drei Uhr morgens konnte Florine sich auskleiden und zur Ruhe gehen, als wäre sie allein, obwohl niemand fortgegangen war. Die Leuchten des Zeitalters schliefen wie das liebe Vieh. Als am hellen Morgen die Packer, Agenten und

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