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Eine Evatochter (German Edition)

Eine Evatochter (German Edition)

Titel: Eine Evatochter (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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zügellosen Zigeunerlebens voller Höhen und Tiefen, Feste und Pfändungen, Nüchternheit und Orgien sich nach einer reinen und keuschen Liebe sehnte, nach dem sanften und harmonischen Heim einer vornehmen Dame, ebenso wie die Gräfin Felix von Vandenesse die Eintönigkeit ihres Glückes durch die Qualen der Leidenschaft zu beleben wünschte. Dies Gesetz des Lebens ist auch das aller Künste, die nur von Gegensätzen leben. Ein Werk, das ohne dies Hilfsmittel entstanden ist, ist der höchste Ausdruck des Genius, wie das Kloster die größte Kraftleistung des Christentums ist.
    Bei seiner Rückkehr fand Raoul ein Billett von Florine vor, das ihre Kammerzofe gebracht hatte. Aber der Schlaf übermannte ihn und er konnte es nicht mehr lesen. Er entschlief in den ersten Wonnen der holden Liebe, die seinem Leben gefehlt hatte. Ein paar Stunden später las er den Brief. Er enthielt wichtige Nachrichten, die weder Rastignac noch de Marsay hatten durchsickern lassen. Dank einer Indiskretion hatte die Schauspielerin erfahren, daß die Kammer nach der Sitzungsperiode aufgelöst würde. Sofort ging Raoul zu Florine und schickte nach Blondet. In dem Boudoir der Schauspielerin erörterten Emil und Raoul, die Füße am Kaminfeuer, die politische Lage Frankreichs im Jahre 1834. Auf welcher Seite lagen die besten Aussichten auf Erfolg? Sie gingen alle durch, die reinen Republikaner, die Präsidentschaftsrepublikaner, die Republikaner ohne Republik, die Konstitutionellen ohne Monarchie, die konstitutionellen Monarchisten, die konservativen Ministeriellen, die absolutistischen Ministeriellen, dann die Rechte, die zu Konzessionen bereit ist, die aristokratische, legitimistische, karlistische und die Heinrich V. huldigende Rechte. Zwischen den Parteien des Rückschritts und des Fortschritts gab es keine Wahl: ebensogut konnte man über Leben und Tod streiten.
    Eine Fülle von Zeitungen, die damals für alle diese Schattierungen entstanden waren, lieferte den Beweis für den furchtbaren politischen Wirrwarr der Zeit, den Brei , wie ein Soldat es nannte. Blondet, der urteilsfähigste Geist der Zeit, aber urteilsfähig für die andern, nie für sich, wie jene Advokaten, die ihre eigenen Geschäfte schlecht besorgen, war bei diesen privaten Erörterungen hervorragend. Er gab Nathan also den Rat, nicht plötzlich umzuschwenken.
    »Junge Republiken, hat Napoleon gesagt, macht man nie aus alten Monarchien. Also, mein Lieber, werde du zum Helden, zur Stütze, zum Schöpfer des linken Zentrums der nächsten Kammer, und du wirst in der Politik dein Glück machen. Ist man erst mal am Ruder, in der Regierung, so stellt man sich wie man will und geht mit allen siegreichen Richtungen.«
    Nathan beschloß die Gründung einer politischen Tageszeitung, deren unumschränkter Herr er sein wollte. Die Zeitung sollte mit kleinen Blättern, von denen es in der Presse wimmelte, verschmolzen werden und Beziehungen zu einer Zeitschrift aufnehmen. Durch die Presse waren so viele ringsum emporgekommen, daß Nathan nicht auf Blondets Rat hörte, der ihn warnte, sich nicht darauf zu verlassen. Blondet bewies ihm das Verkehrte seiner Spekulation. Die Zahl der Zeitungen, die sich um die Abonnenten stritten, war übergroß; die ganze Presse schien ihm überlebt. Aber Raoul vertraute auf seine angeblichen Beziehungen und seinen Mut. Er stürzte sich voller Wagemut hinein. In hochmütiger Regung stand er auf und sagte:
    »Es wird mir gelingen!«
    »Du hast keinen Groschen!«
    »Ich schreibe ein Drama!«
    »Es wird durchfallen.«
    »Nun schön, laß es durchfallen,« sagte Nathan.
    Er raste mit Blondet, der ihn für verrückt hielt, durch Florines Wohnung; dann warf er gierige Blicke auf die darin angehäuften Schätze: nun verstand ihn Blondet.
    »Das sind etwas über hunderttausend Franken,« sagte Emil.
    »Ja,« seufzte Raoul vor dem Prunkbett Florines. »Aber lieber verkaufte ich für den Rest meines Lebens Sicherheitsketten auf den Boulevards und lebte von Bratkartoffeln, als daß ich einen Nagel von dieser Einrichtung verkaufte.«
    »Keinen Nagel,« sagte Blondet, »aber alles. Der Ehrgeiz ist wie der Tod, er muß seine Hand auf alles legen; er weiß, daß das Leben ihm auf den Fersen sitzt.«
    »Nein! hundertmal nein! Von der Gräfin von gestern nähme ich alles, aber Florine ihr Heim wegnehmen ...«
    »Ihre Münzstätte umstürzen,« sagte Blondet mit tragischer Miene, »die Wage zerbrechen, den Münzstempel zerschlagen, das ist schwer.«
    »Soviel ich verstanden

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