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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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da ganz sicher meiner Meinung.«
    »Man kann nie wissen. Bücher sind für eine Menge Dinge da. Genau wie Mrs English.« Mom wuchtete einen Stapel Schriftrollen auf ihre Knie. » Was ist mit dem hier?« Sie entrollte ein staubiges Pergament und strich es vorsichtig glatt. »Es ist kein richtiger Caster-Spruch, sondern eher eine Meditation.Vielleicht ist das genau das Richtige für dich. Es lehrt dich, deine Gedanken zu sammeln wie ein Mönch.«
    »Ich bin kein Mönch. Und ich war noch nie besonders gut im Meditieren.«
    »Das merkt man.Aber einVersuch kann nicht schaden. Komm schon, konzentrier dich. Hör mir zu.«
    Sie beugte sich über das Pergament und begann vorzulesen. Ich las über ihre Schulter mit.
    »Im Tod ruhe still.
    Im Leben weine Tränen.
    Tragt mich nach Hause,
    um zu erinnern
    und in Erinnerung zu bleiben.«
    DieWorte stiegen wie silbrig schimmernde Seifenblasen in die Luft. Ich streckte die Hand nach ihnen aus, aber sie waren so schnell wieder verschwunden, wie sie erschienen waren.
    Ich blickte Mom an. »Hast du das gesehen?«
    Sie nickte. »Caster-Sprüche können in dieserWelt ganz unterschiedliche Gestalt annehmen.«
    »Aber warum klappt es trotzdem nicht?«
    »Vielleicht solltest du es mal mit dem lateinischenText versuchen. Hier, lies selbst.« Sie hielt das Pergament näher an die Fackel und ich rückte ans Licht.
    Mit heiserer Stimme sprach ich dieWorte.
    »Mortuus, iace.
    Vivus, fle.
    Ducite me domum
    ut meminissem
    ut in memoria tenear.«
    Ich schloss dieAugen, aber ich konnte an nichts anderes denken als daran, dass ich Lena noch keinen Schritt näher gekommen war. Ich sah ihre schwarzen Locken in der Caster-Brise tanzen und dachte an die grünen und goldenen Sprenkel, die ihreAugen leuchten ließen – hell und dunkel wie sie selbst.
    Und daran, dass ich sie wahrscheinlich nie wieder sehen würde.
    »Stell dich nicht so an, EW .«
    Ich schlug dieAugen auf. »Es nützt alles nichts.«
    »Konzentrier dich.«
    »Das tue ich doch.«
    »Nein, das tust du nicht«, widersprach meine Mutter. »Vergiss für einen Moment, wo du gerade bist. Denk nicht an das, was du verloren hast. Schiebe alle Gedanken an denWasserturm und das, was danach kam, für einenAugenblick zur Seite. Konzentriere dich auf das, worauf es jetzt ankommt.«
    »Genau das mache ich ja.«
    »Das machst du eben nicht.«
    » Woher willst du das wissen?«
    » Wenn du deine Gedanken beisammenhättest, würdest du längst nicht mehr hier stehen. Dann wärst du schon auf demWeg nach Hause und mit einem Fuß in Gatlin.«
    Wirklich? Ich hatte da so meine Zweifel.
    »Mach dieAugen wieder zu.«
    Gehorsam schloss ich dieAugen.
    »Und jetzt sprich mir nach«, flüsterte sie.
    Tragt mich nach Hause.
    Ich hörte jede Silbe klar und deutlich in meinem Kopf, als würde sie dieWorte laut aussprechen.
    Wir kelteten zusammen – meine Mutter und ich. ImTod und aus dem Grab, in einer fernenWelt.Trotzdem fühlte es sich vertraut an.Als würden uns dieWorte etwas langeVerlorenes zurückbringen.
    Tragt mich nach Hause, sagte ich.
    Ducite me domum.
    Ducite me domum, wiederholte ich.
    Um zu erinnern.
    Ut meminissem, sagte ich.
    Und in Erinnerung zu bleiben.
    Ut in memoria tenear, sagte ich.
    Du erinnerst dich, mein Junge.
    Ich erinnere mich, sagte ich.
    Du wirst dich erinnern.
    Ich werde mich immer erinnern, sagte ich.
    Ich bin es , sagte ich.
    Du wirst dich –
    Ich werde mich –
    Erinnern …

Silberknopf 6.
Kapitel
    A l s ich die Au gen öffnete, befand ich mich in der Eingangshalle von Ravenwood. Es hatte funktioniert! Ich hatte den We chsel geschafft. Ich war wieder in Gatlin, in der We lt der Lebenden. Grenzenlose Erleichterung durchströmte mich. Die We lt war nicht untergegangen.
    Gatlin war immer noch da. Das hieß, dass auch Lena immer noch da war. Und das wiederum hieß, dass meinAbschied – mein Opfer – nicht vergeblich gewesen war.
    Ich lehnte mich an dieWand und wartete darauf, dass der Raum sich nicht mehr drehte. Dann hob ich den Kopf und sah mich um.
    Der bröckelnde Putz an denWänden.
    Die vertrauteTreppe, die sich schwerelos nach oben schraubte. Der blank polierte Fußboden.
    Ravenwood.
    Das echte Ravenwood. Sterblich, fest und hart unter meinen Füßen. Ich war zurück.
    Lena.
    Ich schloss dieAugen und blinzelte die brennendenTränen weg.
    Ich bin hier, L. Ich hab’s geschafft.
    Ich weiß nicht, wie lange ich reglos dastand und auf eineAntwort wartete – insgeheim hoffend, dass sie um die Ecke biegen und sich in meineArme werfen

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