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Eine ewige Liebe

Eine ewige Liebe

Titel: Eine ewige Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kami Garcia
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würde.
    Aber sie kam nicht.
    Sie hörte mich nicht einmal kelten.
    Ich atmete tief durch. Die Ungeheuerlichkeit meiner Situation überwältigte mich immer wieder aufs Neue.
    Ravenwood sah anders aus als bei meinem letzten Besuch.Was mich nicht wirklich überraschte, denn Ravenwood verwandelte sich ständig.Aber die schwarzen Leinentücher an allen Spiegeln und Fenstern verrieten mir, dass sich diesmal etwas zum Schlechten verändert hatte.
    Es waren nicht nur dieTücher. Schneeflocken fielen von der Decke, als stünde ich unter freiem Himmel und nicht mitten in der Eingangshalle.Vor denTüren türmten sich Schneehaufen, und aus dem Kamin stoben Eiskristalle, die wieAscheflocken durch die Luft wirbelten.An der Decke ballten sich Sturmwolken und hüllten denTreppenabsatz im zweiten Stock in grauen Nebel. Selbst für einen Geist wie mich war es hier bitterkalt und ich konnte nicht aufhören zu schlottern.
    Ravenwood erzählte immer eine Geschichte – und das hier war Lenas Geschichte. Das Haus drückte aus, was sie gerade fühlte.Wenn Ravenwood jetzt so aussah, dann …
    Wo bist du, Lena?
    Ich wartete auf ihreAntwort, aber da war nur Stille.
    Ich schlitterte über den vereisten Boden zum geschwungenen Geländer der großen Freitreppe und stieg eine weiße Stufe nach der anderen hinauf.
    Als ich mich amTreppenabsatz umwandte, war kein einziger Fußabdruck im Schnee zu sehen.
    »L? Bist du da?«
    Komm schon. Ich weiß, dass du mich spüren kannst.
    KeineAntwort.Als ich durch die gesprungene Holztür in ihr Zimmer glitt, war ich fast erleichtert, sie nicht zu sehen. Sicherheitshalber warf ich einen Blick nach oben, wo ich sie einmal mit ausgestrecktenArmen an die Decke gepresst entdeckt hatte, die Haare wie ein schwarzer Fächer um den Kopf gebreitet.
    Lenas Zimmer hatte sich verwandelt, wie so oft.Aber diesmal spielte keine Bratsche einsam vor sich hin, nirgendwo tauchten Schriftzüge wie von Geisterhand auf, und dieWände waren nicht aus Glas. Es sah auch nicht aus wie eine Gefängniszelle, es zogen sich keine Risse durch den Putz, und das Bett war nicht zersplittert.
    Denn es war nichts mehr da. IhreTaschen waren gepackt und ordentlich in einer Ecke gestapelt.Wände und Decke waren leer und weiß wie in einem unbewohnten Raum.
    Es sah ganz danach aus, als wollte Lena Ravenwood verlassen.
    Ich floh aus ihrem Zimmer, bevor ich darüber nachdenken konnte, was das für mich bedeutete. Bevor ich anfing, darüber nachzugrübeln, wie ich sie in Barbados oder wo auch immer besuchen könnte.
    Denn diese Gedanken waren fast so schmerzhaft wie die bei unserem erstenAbschied.
    Auf demWeg nach draußen warf ich einen Blick in das riesige Speisezimmer, in dem ich so viele verrückteTage und Nächte verbracht hatte. Eine dicke Schicht aus Eis überzog dieTischplatte, das von Eiszapfen herabtropfende Schmelzwasser hatte denTeppich darunter dunkel gefärbt. Ich glitt durch eine offeneTür auf die hintereVeranda, von wo aus man einen Blick auf den grünen Hang hatte, der sanft bis zum Fluss abfiel. Draußen war der Himmel bedeckt und düster, aber von Schnee keine Spur. Froh, wieder an der frischen Luft zu sein, folgte ich dem Pfad ums Haus bis zu den vertrauten Zitronenbäumen und der eingefallenen Steinmauer von Greenbrier.
    Als ich es vor mir sah, wurde mir klar, wonach ich instinktivAusschau gehalten hatte.
    Nach meinem Grab.
    Durch die kahlen Äste der Zitronenbäume sah ich einen Hügel frisch aufgeworfener Erde, der von einer hauchdünnen Schneeschicht überzogen und mit Steinen begrenzt war.
    Ich hatte keinen Grabstein, sondern nur ein schlichtes Holzkreuz. Der neue Erdhügel wirkte nicht wie ein R u heplatz für die Ewigkeit – was mich irgendwie tröstete.
    Die Wolken am Himmel rissen auf, und in diesem Moment wurde ich auf einen Gegenstand aufmerksam, der silbern schimmerte. Auf meinem Holzkreuz lag ein Anhänger von Lenas Kette. Bei seinem Anblick wurde mir ganz flau im Magen.
    Es war der abgerissene silberne Knopf von LenasWeste, den sie alsAnhänger an ihrer Kette trug. Sofort war die Erinnerung an unsere erste Begegnung da, damals, mitten in der Nacht im strömenden R egen auf der R o ute 9. Der Knopf war im rissigen Plastiksitz von Links Schrottkiste hängen geblieben. Ich hatte das Gefühl, dass sich in diesem Moment ein Kreis schloss – von unserer ersten Begegnung bis zu unserem letzten gemeinsamen Moment, zumindest in dieserWelt.
    Ein voller Kreis. Vom Anfang bis zum Ende. Vielleicht hatte ich wirklich ein Loch in

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