Eine ewige Liebe
der Monde benutzt hatte, um einen geliebten Menschen zurück ins Leben zu holen – den ersten EthanWate. Er war mein Ururururgroßonkel gewesen und ihm war es damals kein bisschen besser ergangen als mir. Genevieves Scheitern hatte einen Fluch über Lenas Familie gebracht, der bis in die Gegenwart wirkte.
Bei meiner letzten Begegnung mit Genevieve war ich gerade dabei gewesen, zusammen mit Lena ihr Grab zu öffnen auf der Suche nach dem Buch der Monde .
»Sie – Genevieve? Ma’am?« Ich setzte mich auf.
Sie nickte und wickelte eine lockige Haarsträhne um einen Finger. »Ich dachte mir, dass du hier vorbeischauen würdest. Ich war mir nur nicht sicher, wann. Man hört ja so einiges.« Sie lächelte. » Wobei ihr Gatlin-Leute euch normalerweise nicht aus dem Garten des Immerwährenden Friedens herauswagt.Wir Caster gehen, wohin wir wollen, auch nach demTod. Die meisten bleiben unten in denTunneln.Aber mir gefällt es hier besser.«
Man hörte so einiges? Darauf hätte ich gewettet, auch wenn die Vorstellung, dass geisterhafte Schemen Klatschgeschichten austauschten, selbst für Gatlins Verhältnisse ziemlich schräg war. So etwas passte eher zu Leuten wie Ta nte Prue.
Das Lächeln auf ihren Lippen verschwand. »Aber du bist noch ein Junge. Das macht es schlimmer, nicht wahr? Dass du so jung bist.«
Ich nickte in ihre Richtung. »Ja, Ma’am.«
»Nun, jetzt bist du hier, und das ist alles, was zählt. Und ich schätze, ich schulde dir noch etwas.«
»Ich wüsste nicht, was, Ma’am.«
»Es hat mir sehr viel bedeutet, mein Medaillon zurückzubekommen, und ich hoffe, dass ich mich eines Tages dafür revanchieren kann. Ich fürchte allerdings, von Ethan Carter Wate darfst du nicht allzu viel Dankbarkeit erwarten – wo immer er jetzt auch sein mag. Was solche Dinge angeht, war er schon immer ein wenig dick köpfig.«
» Was ist mit ihm passiert?Wenn ich das fragen darf, Ma’am …« Es interessierte mich brennend, was aus Ethan CarterWate geworden war, nachdem sie ihn für einen kurzen Moment zum Leben erweckt hatte. Immerhin war er der Beginn der ganzen Geschichte, derAnfang von allem, was Lena und mir widerfahren war. Sozusagen das andere Ende des Fadens, an dem wir das Universum aufgedröselt hatten.
Hatte ich nicht ein R echt darauf, denAusgang seiner Geschichte zu erfahren? Es konnte nicht viel schlimmer als bei mir gewesen sein. Oder etwa doch?
»Ich kann es dir nicht mit letzter Gewissheit sagen. Die Hohe Wa cht hat ihn geholt. Wir sind nie mehr zusammengekommen, aber das weißt du sicher. Ich musste es auf die schmerzhafte Art lernen«, sagte sie, und ihre Stimme klang dabei matt und fern. Ihre Worte bohrten sich in meine Gedanken und wirbelten Dinge auf, die ich lieber verdrängen wollte. Die Hohe Wacht. Die Bewahrer der Caster-Chroniken – über die Mom kein Wort zu viel verloren hatte. Und auch Genevieve machte den Eindruck, als wollte sie lieber das Thema wechseln.
Warum verstummten immer alle, sobald die Sprache auf die Hohe Wacht kam? Welche Geheimnisse bargen die Caster-Chroniken wirklich?
Ich blickte von Genevieve zu den Zitronenbäumen. Hier an dieser Stelle hatte damals das erste große Feuer gewütet. Hier war das Land von Genevieves Familie niedergebrannt und hier hatte sich Lena zum ersten Mal Sarafine entgegengestellt.
Seltsam, wie die Geschichte sich an manchen Orten wiederholte.
Noch seltsamer war allerdings, dass ich anscheinend so ziemlich der letzte Mensch in Gatlin war, der das begriffen hatte.
Auch ich hatte einige Dinge auf die schmerzhafteArt lernen müssen. »Es war nicht Ihre Schuld. Das Buch der Monde führt die Menschen in die Irre. Ich denke nicht, dass es je für Lichte Caster bestimmt war. Ich glaube, es wollte Sie zu einer –« Sie warf mir einen scharfen Blick zu und ich brach ab. »Tut mir leid, Ma’am.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es selbst nicht. In den ersten hundert Jahren dachte ich wie du. Ich fühlte mich von dem Buch beraubt. Nach Strich und Faden reingelegt …« Ihre Stimme verlor sich.
Genevieve hatte recht. Sie hatte eindeutig den Kürzeren gezogen.
»Ob richtig oder falsch, ich habe meine Entscheidungen getroffen. Sie sind alles, was ich jetzt noch habe. Sie sind das Kreuz, das ich tragen muss, und das tue ich auch.«
»Aber Sie haben es aus Liebe getan.« Genau wieAmma und Lena.
»Ich weiß. Und das hilft mir, meinen Teil zu ertragen. Ich wünschte nur, dass mein Ethan verschont geblieben wäre. Aber die Hohe Wa cht kennt
Weitere Kostenlose Bücher