Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
diesem Morgen zu Gesicht bekam.
„Bist du wahnsinnig!“ schrie die Maus.
„Aber! Es brennt!“
„Oh Gott! Wo brennt es? Lass uns verschwinden.“
Der Tiger nahm seine Maus auf den Rücken und rannte los. Wenige Minuten später war die Maus ein bisschen wacher geworden und hielt Ausschau nach dem Feuer.
„Wo ist denn nun das Feuer?“
Der Tiger bremste abrupt. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn und deutete auf seinen Oberkörper.
Die Maus wusste nicht ob sie Weinen, lachen oder schreien sollte und entschied sich für eine Mischung daraus. Nun kam auch endlich der Tiger zur Vernunft und erzählte ihr von dem seltsamen Schmerz und seinem Alptraum.
„Ich denke wir sollten einen Arzt aufsuchen.“
Mitten in einer unbevölkerten Gegend sollte es sehr schwierig sein einen qualifizierten Arzt zu finden.
Doch dafür befand sich ein unendlicher Vorrat an heilenden Pflanzen rundherum. Man musste nur wissen wo man sie finden konnte. Für die lebenserprobte Maus stellte dies kein Problem dar. So richtig euphorisch machte dieser Gedanke den leidenden Tiger aber nicht. Sie ging zur nächsten Weide und fing an am Stamm zu reiben. Eine handvoll Stückchen der Rinde sammelte sie in einem Wasserbecher.
„Hier, trink!“
Der Tiger betrachtete misstrauisch die braune Flüssigkeit, doch der brennende Schmerz brachte ihn dazu das eklige Getränk zu schlucken.
Der brennende Schmerz ließ nach einiger Zeit nach und hinterließ nur noch einen seltsamen Druck oberhalb des Rückens. Immer wieder ertastete der gestresste Tiger seine schmerzenden Stellen. Plötzlich wurde er abgelenkt.
Ein Dachs näherte sich mit buckligem Schritt. In seiner rechten Hand trug er ein riesiges Buch. Offensichtlich war es für die Schieflage seines Körpers verantwortlich. Seinem Kruzifix nach, war er wohl ein sehr gläubiges Tier. Eine Eigenschaft, die sehr selten zu finden war. Sie machte den Dachs irgendwie zu etwas Besonderem und hob ihn von anderen Weggefährten ab. Ohne jemals ein Wort mit ihm gewechselt zu haben, geschweige denn ihn zu kennen, unterschied er sich.
Er erkannte die Verzweiflung der beiden Tiere. Sie schienen in Schwierigkeiten zu sein.
Der Dachs befand sich auf einer Pilgerreise, die er bereits zwanzig Jahre lang plante. Schon als kleines Kind war es sein Traum eine solche Reise zu unternehmen und im besten Fall vielen Lebewesen zu helfen. Nun eröffnete sich also endlich eine einmalige Chance. Sein buckliger Gang besserte sich zunehmend. Der Dachs wollte unbedingt etwas Heiliges oder zumindest etwas Besonderes ausstrahlen.
„Ist alles in Ordnung?“ sprach er und verbeugte sich vor der Maus und dem Tiger, unter lautem Knacken seines Rückgrats.
Beide erwiderten die ungewöhnliche Begrüßung und schüttelten anschließend den Kopf. Der Tiger deutete auf seine Brust und wollte anfangen zu erzählen.
„Ja ich weiß, mein Sohn.“ Anscheinend verstand der weise Dachs, was das Problem des Tigers war.
„Aber sagt mir. Habt ihr gesündigt?“
Diese Frage hatte sich der Tiger noch nie gestellt.
„Ich wüsste nicht? Wie soll ich das denn tun?“
„Nun gut. Lass mich nachschlagen!“ sprach der Dachs und öffnete sein bleischweres Buch. Es hatte offensichtlich schon einige Jahre auf dem Buckel. In mittelalterlicher Schrift war „Katechismus aufgedruckt.“
„Ssssssünde, Sünde, Sünde, Sünde.
„Ok! Kapitel 2 Absatz 7. Pass auf:
Unserem Verständnis nach ist der Mensch unvollkommen und fehlerbehaftet. Die Sünde ist allgegenwärtig. Es ist also vergeblich ihr zu entgehen.“
Etwas skeptisch tastete der Tiger erneut seine Brust ab.
„Tatsächlich werden Sünden im Diesseits oder im Jenseits bestraft. Ersteres könnte auf dich zu treffen.“
Der Tiger sortierte daraufhin seine fehlerhaften Taten, konnte allerdings nichts finden.
„Jesus scheint sie nicht zu mögen, mein Sohn.“
„Ja. Das ist tatsächlich so. Liegt wohl an meinem roten Fell.“
„Jesus ist nach des Tieres Abbild geschaffen. Er mag jedes Fell!“ fauchte der Dachs wütend.
„Aber lassen sie mich nachschlagen! Fell, Fell, Fell, Fell. Nein! Ich kann keine Antwort finden!“
„Und wie werde ich wieder gesund?“
Wieder durchforschte der Dachs das Verzeichnis. Er wurde fündig und blätterte 300 Seiten nach vorne.
„Sühne ist das Stichwort!
Vergebung gespendet von einem Abkömmling Gottes!“
Die Maus hielt das Ganze für absoluten Schwachsinn. Ein paar Schritte entfernt holte sie ihren fehlenden Schlaf der vorangegangenen
Weitere Kostenlose Bücher