Eine fabelhafte Liebesgeschichte (German Edition)
gesamten Produktionszyklus auf 48 Stunden bringt.“
Wieder schnappte die Maus nach Luft.
„Der Clou einer guten Unternehmung ist flüssig zu bleiben! Seit Jahren ist die Exkrementen GmbH flüssig, wohl dank unserem cleveren Börsengang im letzten Quartal! Wir sind im MDachs gelistet und haben einen Firmenwert von aktuell 32 Millionen Dollar.“
Noch schlimmer als der Gestank war das furchtbare Gerede des Schweins, von dem der Maus rasant übel wurde.
„Handeln sie auch mit Erbrochenem?“ fragte die Maus und wurde immer grüner im Gesicht.
„ Nein, darin fehlen die nützlichen Bakterienkulturen. Kot ist unsere einzige Branche. Ich bin einer der Größten in der Geschäftswelt, müssen sie wissen. Man könnte mich als Herr über alle Geschäfte bezeichnen!“
„Im wahrsten Sinne des Wortes!“ sprach die Maus und fing an zu lachen bis ihr der Sauerstoff ausging.
„Die höchsten Kapitaleinlagen in Form von Rohstoffen erhalten wir von Rindern, Schweinen und Pferden. Unsere Shareholder sind ganz häufig Stinktiere und vereinzelt Füchse. Eine Ausschüttung von 8 % spricht für unsere Qualität, denke ich!“
Nun erkannte sogar der enthusiastische Unternehmer das Desinteresse der Maus. Er war vielbeschäftigt, aber ein gutes Verhältnis zu seinem Freund wollte er sich erhalten.
„Und was machen sie so?“
„Leben.“ Antwortete die Maus nüchtern.
„Aha. Und was genau?“
„Meine Zeit ist leider sehr begrenzt. Vielleicht erkläre ich es ihnen ein anderes Mal wie es funktioniert.“
Ein Konflikt drohte, den der Tiger unbedingt vermeiden wollte. Die Maus gab dem Schwein die Hand, wischte diese unbemerkt ab und lief mit dem Tiger zurück zur Höhle.
Dort angekommen verfiel der Tiger in Gedanken. Ein Zettel ging ihm an diesem Tag nicht aus dem Kopf:
SCHNAP
Zwei wundervolle Wochen waren vergangen, als eines Morgens die Eltern des Tigers in der Höhle erschienen. Die Graugans und der Schwan besuchten ihn nur selten. Letzterer sogar nie, was den Tiger sehr erstaunte.
Und gemeinsam schon gar nicht.
Seine Eltern waren zwar schon eine gefühlte Ewigkeit zusammen, doch ein gemeinsames Leben führten sie nicht mehr. Die Maus war ebenfalls sehr überrascht und ergriff sofort die Flucht. Was für eine komische Situation. Da standen die vier Tiere gegenüber und keiner wusste so Recht was zu sagen war.
„Sohnemann, du hast uns gar nichts von deiner Mitbewohnerin erzählt!“ begann der Schwan.
„Ich hatte nicht mit eurem Besuch gerechnet. Was macht ihr hier?“ antwortete der Tiger.
„Wir wollten dich auf ein Konzert einladen. Du weißt doch, dass heute ein besonderer Tag ist.“ piepste die Graugans.
Nun ging dem Tiger ein Licht auf. Heute jährte sich die erste Paarungszeit seiner Eltern das zwanzigste Mal. Das war eigentlich immer ein ganz normaler Tag gewesen. Anscheinend hatte sein Vater wieder etwas angestellt, was er versuchte wieder gut zu machen.
Der Schwan lächelte und streckte dem Tiger zwei Karten entgegen.
„Wenn die Maus mich bekleidet werde ich heute Abend dabei sein!“ sprach der Tiger mit einem Hauch von Skepsis. Er wusste worin solche Abende enden konnten.
Es war eine Eintrittskarte zu einem Konzert. SCHNAP stand in großen Buchstaben auf dem grünen Karton. Der Bandname klang mehr wie ein „Glucksen“ oder ein „Rülpsen“, doch der Tiger wusste genau was das für eine Band war. Er hatte früher mit großer Begeisterung der Musik seines Vaters gelauscht und SCHNAP war ein bedeutender Bestandteil davon. Stundenlang konnte er sich mit dieser etwas verstaubten Musik beschäftigen. Ihm kamen sogar viele gute Lieder in den Sinn. Die aufsteigende Euphorie war allerdings verflogen, als sich der Tiger eine gefüllte Halle voller alter Tiere vorstellte.
Trotzdem lehnten sie das Angebot nicht ab. In der gewohnten Spontanität des Vaters waren die Karten sowieso schon gekauft.
„Vielleicht wird es ja auch ganz nett?“ sagte die Maus.
„Nett ist die kleine Schwester von Scheiße.“ Antwortete der Tiger wenig begeistert.
Mit etwas Hoffnung und auch kleiner Vorfreude, machte sich das Gespann auf den Weg. Kaum beim Konzert angekommen fühlte sich der Tiger abrupt sehr unwohl. Er hatte zwar mit einigen alten Tieren gerechnet, doch es war weit und breit kein einziges junges Tier zu sehen. Zwischen all den grauen Schildkröten, Elefanten und Elchen war des Tigers rote Mähne ein totaler Kontrast. Panik machte sich im Inneren des stolzen Tieres breit. Er versuchte sich so ein
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