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Eine Familie für Julianne

Eine Familie für Julianne

Titel: Eine Familie für Julianne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: KAREN TEMPLETON
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andere Gedanken bringt. Deshalb bin ich hier eingezogen.“
    Kevin zählte zwei und zwei zusammen. „Und das, obwohl Sie …“
    „Ja, obwohl ich mein eigenes Kind erst kurz davor bei dem Unfall verloren hatte. Aber Dad brauchte mich. Robyn brauchte mich. Und später brauchte mich Pippa – am dringendsten von allen. Es hat mir gutgetan, gebraucht zu werden.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Es tut mir immer noch gut.“
    Mittlerweile war Pippa fest eingeschlafen, und Kevin legte sie zurück in die Wiege. Jetzt erst bemerkte er die zartlila gestrichenen Wände, die Bordüre mit den fröhlichen Karusselltieren, die dazu passenden Gardinen.
    Als könnte sie seine Gedanken lesen, sagte Julianne: „Robyn hat das Zimmer selbst eingerichtet und dekoriert.“
    „Also wollte sie das Kind?“
    „Schwer zu sagen. Ihr gefiel die Idee, ein kleines Mädchen zu haben, um es hübsch anzuziehen. Was es bedeutet, eine Mutter zu sein, war ihr wohl weniger klar … und es wurde ihr schnell zu viel.“
    Julianne zögerte. „Dad und ich wissen bis heute nicht, wo sie das Zeug herbekommen hat. In Mexiko, meine ich. Wir haben sie eigentlich nie aus den Augen gelassen. Aber …“ Sie presste die Lippen zusammen. „Das ist auch ein Grund, warum Dad Ihnen nichts von Pippa sagen wollte.“
    „Er kann mich wohl kaum für Robyns Sucht verantwortlich machen.“
    „Nein, aber geholfen haben Sie ihr auch nicht gerade.“
    „Ich hab’s versucht“, sagte er. Es gefiel ihm ganz und gar nicht, der Sündenbock für Juliannes und Victors Trauer und Enttäuschung zu sein. „Glauben Sie mir, ich habe es wirklich versucht. Aber jedes Mal, wenn ich auch nur irgendwas in Richtung Entzug oder Therapie oder so vorgeschlagen habe, ist sie völlig ausgeflippt.“
    Kevin machte eine Pause und starrte vor sich hin. „Wie Sie schon sagten, sie hat niemanden wirklich an sich rangelassen. Auch mich nicht. Und irgendwann wurde mir dann klar, dass ich schon genug Schwierigkeiten hatte, mich selbst über Wasser zu halten. Also hab ich mich aus dem Staub gemacht. Dann allerdings …“ Er strich sich durchs Haar. „Je länger ich clean war, desto öfter hatte ich das Gefühl, dass … ich weiß auch nicht. Dass ich sie zu früh aufgegeben oder nicht alles versucht habe. Dass ich sie einfach noch mehr hätte drängen müssen, sich Hilfe zu holen.“
    „Obwohl Sie sie gar nicht geliebt haben?“
    „Dass sie nicht meine große Liebe war, bedeutet doch nicht, dass ich nichts für sie empfunden habe. Als ich anfing, wieder klar zu denken – und da war ich noch mit ihr zusammen –, wollte ich, dass wir den Entzug zusammen machen. Aber sie war deshalb richtig wütend auf mich, und ich hatte nicht genug Kraft, für mich und sie gleichzeitig zu kämpfen. Jedenfalls nicht damals.“
    Juliannes prüfender Blick ging ihm durch und durch. „Die dauerhafte Erfolgsrate bei Abhängigen …“
    „… beträgt um die zwanzig Prozent, ich weiß. Glauben Sie mir, es gibt keine Statistik, die ich nicht auch schon tausendmal gehört hätte. Aber was soll ich sagen? Ich gehöre eben zu diesen zwanzig Prozent, okay?“
    Sie wurde rot, was ihrem bleichen Gesicht richtig guttat. „Dad wird sich mit Ihnen um das Sorgerecht streiten.“
    „Tja, das habe ich irgendwie nicht anders erwartet. Nur zur Information: Ich habe in meinem Leben bestimmt viele Fehler gemacht, aber mein eigenes Kind werde ich auf keinen Fall im Stich lassen. Ganz egal, was ich tun muss, um Ihnen oder Ihrem Vater zu beweisen, dass ich es wert bin, Pippas Vater zu sein.“
    Nach einem langen Blick auf seine Tochter zog Kevin seine Brieftasche hervor und reichte Julianne eine einfache weiße Visitenkarte mit seinem Namen und seiner Handynummer.
    „Ich brauche jetzt etwas Zeit zum Nachdenken und muss mir darüber klar werden, wie es weitergehen soll. Aber ich komme zurück. Und sagen Sie Ihrem Vater, er soll nicht mal im Traum daran denken, meine Tochter irgendwo hinzubringen, wo ich sie nicht finden kann.“
    Julianne blieb der Mund offen stehen. „Das würde er niemals tun!“
    „Na ja, er hat ja schon versucht, sie mir zu verheimlichen, ich rechne also damit, dass er noch auf andere Ideen kommt. Sie erreichen mich unter dieser Nummer, und zwar Tag und Nacht. Sagen Sie Ihrem Vater …“ Er holte tief Luft. „Ich habe gesehen, wie weh es ihm getan hat, mir von Robyn zu erzählen. Vielleicht kann er ja nachvollziehen, wie es mir bei Pippa geht.“
    Damit verließ Kevin das Kinderzimmer,

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