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Eine Feder aus Stein

Eine Feder aus Stein

Titel: Eine Feder aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cate Tiernan
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gesehen, was ich getan habe?«
    »Nur einen Teil. Nicht viel. Aber es war ein sehr ambitionierter Zauber. Warum hast du ihn angewandt?«
    »Warum sollte ich das ausgerechnet dir auf die Nase binden?« Mit zittrigen Knien stand ich auf und schlüpfte in meine Slipper. Dann lief ich in Richtung Friedhofstor.
    »Ich könnte dir helfen.«
    Für einen kurzen Moment hielt ich inne und ging dann weiter. Daedalus lief neben mir her.
    »Ich könnte dir helfen«, wiederholte er. »Ich weiß mehr über Melitas Zauber als jeder andere. Ganz offensichtlich stehst du mit ihr in Verbindung, weil ihr von einem Blut seid. Wir könnten unsere Kräfte vereinen. Es könnte … sehr interessant werden. Sehr lohnend.«
    Ich erreichte das rostige schmiedeeiserne Tor, das aus dem Friedhof herausführte, und öffnete es. Es quietschte laut.
    »Das wird nichts«, antwortete ich. »Nan vertraut dir nicht und ich auch nicht.« Ich drehte mich um und ließ ihn stehen, in der Hoffnung, dass er mir nicht nach Hause folgte und womöglich noch Petra aufweckte, um mich zu verpfeifen.
    »Denk darüber nach.« Seine geflüsterten Worte schwebten durch die Nacht, doch als ich mich umwandte, war er verschwunden.

Kapitel 2
    Thais
    » Chips?« Sylvie hielt mir eine Tüte Fritos hin und schüttelte sie. In unserer Schulmensa war es wie immer schrecklich überfüllt und laut, deswegen hatten wir – meine Freundin Sylvie, ihr Freund Claude, Kevin LaTour und ich – uns nach draußen gesetzt.
    Ich nahm mir eine Handvoll. »Danke. Magst du was von meinen Essiggurken?«
    »Cool, danke.« Sylvie lehnte sich gegen Claude und biss in eine Gurke. » Wenigstens haben wir heute schon Mittwoch«, meinte sie. »Die Mitte der Woche also. Wenn man das hinter sich hat, ist das Wochenende schon in Sicht.«
    »Ich hoffe, das nächste Wochenende wird besser als das letzte«, erwiderte ich lachend und ohne nachzudenken.
    Kevin neben mir schlug sich stöhnend die Hände vors Gesicht. Bei unserem gemeinsamen Date letzten Samstag waren wir vom Blitz getroffen worden. Aber eigentlich hatte ich das gar nicht gemeint.
    »Ich verspreche dir hoch und heilig«, sagte er, während er sich die Hand aufs Herz legte, »dass unsere nächste Verabredung ganz ohne Katastrophen ablaufen wird.«
    Ich stupste ihn gegen das Knie. »Das war doch nicht deine Schuld.«
    Eigentlich hatte ich mich auf den Récolte-Zirkel bezogen, an dem ich am Sonntag teilgenommen hatte, doch ich hatte für einen Moment vergessen, dass ich darüber nicht mit meinen Freunden sprechen konnte. Sie mochten irgendwie ahnen, dass es so was wie Hexen gab, aber natürlich hatten sie keinen Schimmer, dass meine Familie und ich Magie praktizierten.
    Ja selbst ich konnte es immer noch kaum glauben.
    Kevin legte einen Arm um mich. Ich lächelte ihm zu. Er war wirklich ein Schatz. Je besser ich ihn kannte, desto mehr mochte ich ihn. Und abgesehen davon war da natürlich noch sein hoher Attraktivitätsfaktor.
    »Hast du vielleicht nach der Schule Zeit, mit mir einen Kaffee trinken zu gehen?«
    Mein Gesicht hellte sich auf, doch gleich darauf sackte ich wieder in mich zusammen. »Ich fürchte, nein. Ich muss nach dem Unterricht meinen Führerschein abholen – den haben sie mir jetzt für Louisiana neu ausgestellt, und dann muss ich nach Hause zum Waschen, Schleifen und Auslüften.«
    Kevin sah mich mitleidig an. In den letzten eineinhalb Wochen hatten meine Schwester Clio und ich so gut wie jeden Tag damit verbracht, unser kleines Haus zu reparieren, zu putzen und durchzulüften, um den beißenden Rauchgeruch daraus zu vertreiben. Wir hatten es während eines Zaubers versehentlich in Brand gesteckt und die ganze hintere Hälfte war beschädigt.
    » Aber vielleicht am Wochenende?«, schlug ich vor. » Wenn ich genug rumjammere, bin ich ziemlich sicher, dass ich wenigstens einen Abend ausgehen darf.«
    Kevin grinste und drückte mir einen Kuss ins Haar. »Du musst mir nur sagen, wann.«
    Ich nickte lächelnd und war selbst überrascht, wie normal ich mich nach außen hin verhielt. Innerlich war ich immer noch gefangen in einer Art Achterbahnfahrt der Gefühle mit vielen Höhen und Tiefen, und bei alldem, was in den letzten Tagen passiert war, hätte ich nicht sagen können, wo ich mich gerade befand. Das Beste an Sylvie, Claude und Kevin war, dass sie mit meinem sonstigen Leben, meiner neuen Familie, so gar nichts zu tun hatten. Mit ihnen konnte ich einfach Thais Allard sein, eine ganz normale High-School-Schülerin, die man aus

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