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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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und über Form und Struktur schwadroniere. Vielleicht ist das im Drama anders.«
    »Im Gegenteil. Wenn sich eine Kultur nicht mehr auf eine Form einigen kann, verliert sie auch das Drama. Es gibt natürlich ein paar Heißsporne, die Effekte erzielen wollen, indem sie sich auf der Büh-ne ausziehen, vor versammeltem Publikum Geschlechtsverkehr haben und vielleicht sogar die Zuschauer dazu bringen, es ihnen gleichzutun. Aber das nutzt nichts. Deshalb ist heutzutage der Film das Wichtigste – er läßt sich in Einsamkeit konsumieren, wie ein Roman.«
    »Ich dachte, die jungen Leute heutzutage wären verrückt aufs Filmemachen – als eine Art Gruppenritual.«
    »Vielleicht, was das Drehen angeht. Aber einen Film ansehen tut jeder im Dunkeln, und allein. Die Stücke von Isherwood und Auden konnten jedoch auf ein linkes Publikum zählen.«
    »Ja – wie heute auch. Die Bösen hatten die Macht, und die Guten wollten sie davonjagen. Die Dinge waren damals einfacher. Ich habe mir oft gewünscht, nicht zur Zeit der Epigonen zu leben:

    Es hat keinen Zweck, darauf zu warten Daß Vorfahren mit großen Schritten und langen Schwertern Aus pelagischen Paradiesen zurückkehren…
    Wie benimmt sich inzwischen ein kultivierter Mann?

    Dabei fällt mir ein: Wie war Ihr Lunch mit Hankster und Cudlipp?«
    »Na ja, Cudlipp mochte mich nicht, und Hankster mochte Cudlipp nicht und wollte ihn ärgern. Es war eine jener Situationen, aus denen man nicht herauskommt, ohne grob zu werden, und bisher gilt ja noch die Regel, daß man einen Kollegen nicht im Club offensichtlich abkanzelt. Kurz gesagt, Cudlipp wollte Hankster als Gentleman festnageln und bot ihm eine wichtige, wenn auch nicht näher spezifi-zierte Position an. Hankster lehnte ab.«
    »War Hankster jemals mit Cudlipp allein an dem Tag im Club?«
    »Als ich kam, saßen sie zusammen am Tisch – aber noch nicht lange, glaube ich. Sie waren zusammen auf der Herrentoilette, sollte man meinen; ich war auf der Damentoilette und weiß das also nicht 99

    genau. Ich selber war etwa eine Minute mit Cudlipp allein. Ich glaube, das sollte ich Ihnen sagen. Hankster hatte sich auf die Suche nach einer Flasche Bier gemacht, nachdem der Kellner sich offenbar auf einer Wanderung durch die ferneren Gefilde des Clubs befand, Sie kennen das ja. Wann werden Sie heiraten?«
    »Ich weiß nicht. Reed meint, wir sollten heute abend darüber reden, falls wir unsere Gedanken von Cudlipps Aspirin lösen können.
    Emilia, hat Cudlipp Ihnen jemals Versprechungen gemacht für den Fall, daß Sie seine Position unterstützen?«
    »Ja. Er hat mir versprochen, Universitätsposten mit Frauen zu besetzen, von denen er glaubte, sie stünden mir nahe. Aber was hat das jetzt noch für eine Bedeutung? Jedenfalls weiß ich nicht, warum Sie nicht Ihr University College haben sollten. Eine neue Erfahrung, wie das Heiraten.«
    »In dem Licht habe ich es bisher nicht betrachtet. Tatsächlich ist es für alle eine neue Erfahrung.«
    »Was für ein erfülltes Leben die entscheidende Voraussetzung ist. Nehmen Sie zum Beispiel das Alleinsein. Auf seine Art eine schreckliche Sache. Und doch sind für mich ein paar Tage totaler Einsamkeit auf dem Lande, ohne eine ausgesprochen glückliche Ehe, eine Arbeit, die ich liebe, und lärmende, begabte Kinder eine so ungeheure Freude, daß vielleicht nicht einmal Auden sie beschreiben könnte. Aber ein Tag zuviel, und man fällt in den Abgrund aufge-zwungener Einsamkeit, von niemand gesucht und von niemand vermißt. Ich weiß nicht, ob es Ihnen oder Auden je aufgefallen ist, aber die einzigen irdischen Freuden sind die, die wir uns aussuchen können – wie zum Beispiel Einsamkeit, Ihr College, manche Ehen.«
    »Und was ist mit den überirdischen Freuden?«
    »Ach, die suchen uns aus, wenn wir Glück haben. Anmut zum Beispiel. Oder Talent.«
    Mark Everglade fing Kate ab, sowie sie die Halle betrat. »Sie wollte ich sehen. Wir werden Ihren Rat brauchen. Mit Suaheli haben wir nicht viel Glück gehabt, aber wir sind gerade in Verhandlungen mit jemandem, der Ndebele in Wort und Schrift beherrscht. Sie brauchen gar nicht so verblüfft zu schauen. Wie heutzutage jedermann wissen sollte, ist das ein Zulu-Dialekt, und in dieser Sprache ist der größte Teil nicht englischer Literatur in Afrika geschrieben.
    Wir animieren gerade Leute, morgen zwischen zwei und vier vorbei-zukommen und sich mit ihm zu unterhalten. Versuchen Sie doch auch zu kommen.«
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    »Aber worüber, um Himmels willen, soll

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