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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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präsentierst – also genug Beweise sammelst für eine Anklage –, oder langt es, wenn das Präsidium weiß, wie es passiert ist?«
    »Das reicht nicht nur aus, es ist sogar ratsam. Schließlich ist es immer noch möglich, daß alles ein unglücklicher Zufall war.
    Castleman und Klein wollen, weil sie Realisten sind, dem Präsidium nur versichern können, daß dieser Zufall nicht das Werk eines Angehörigen des University College war. Danach wird wahrscheinlich der Verwaltungsrat zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen. Und das Präsidium stimmt wohl nie anders als der Rat.«
    »Stimmt. Das haben sie noch nie getan. Und sowie sich der neue Senat erst mal gebildet hat, was wohl Anfang nächsten Jahres geschieht, wird sich der Verwaltungsrat auflösen. Castleman hat recht mit dem richtigen Zeitpunkt.«
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    »Ich habe Castleman noch keine Antwort gegeben, sondern gesagt, ich müßte erst mit dir sprechen. Ich hoffe, ich habe ihnen glaubhaft klargemacht, daß du nicht nur unfähig wärst, dir so etwas auszudenken, unter anderem, weil, wie ich bereit wäre zu beschwö-
    ren, du noch nie von den schädlichen Nebenwirkungen von Aspirin gehört hast, ehe ich dir davon erzählt habe. Glaubst du, ich sollte ihnen helfen? Der Bezirksstaatsanwalt ist übrigens einverstanden, er ist mit dem einen oder anderen befreundet.«
    »Natürlich solltest du helfen. War das nicht auch dein erster Impuls?«
    »Mein erster Impuls ist, wie bei den meisten Menschen, Entgegenkommen. Deswegen hat Talleyrand seinen Ministern eingeschärft, nie ihrem ersten Impuls nachzugeben. Aber da ich ja kein Mitglied der französischen Regierung bin, kann ich mich für Nachsicht mir selbst gegenüber entscheiden. Was mich fasziniert, ist die Tatsache, daß das Aspirin am selben Tag ausgetauscht worden sein muß. Es ist unmöglich, daß jemand, aus welchen Motiven auch immer, die beiden Tabletten schon früher in das Röhrchen praktiziert hat. Das bedeutet, wir können uns auf die Leute konzentrieren, mit denen Cudlipp an jenem Tag zu tun hatte, und über seinen Tag wissen wir ziemlich genau Bescheid. Daß er ihn fast ausnahmslos in Gesellschaft von Leuten des University College verbracht hat, ist natürlich eine unglückselige Angelegenheit.«
    »Hat er mit niemand sonst geredet?«
    »Clemance und O’Toole. Wegen der Lehrplanänderungen am Englischen Seminar und anderswo – ich muß schon sagen, wenn ihr Akademiker anfangt, etwas zu überarbeiten, dann macht ihr das wirklich gründlich – traf er sich ziemlich regelmäßig mit den beiden.
    Da O’Toole Dekan werden sollte, hatten sie reichlich Gesprächs-stoff.«
    »Wer wird denn die Leitung des Englischen Seminars übernehmen? Cudlipp hat das seit Jahren gemacht, und O’Toole galt überall als sein Nachfolger.«
    »Eine interessante Frage. Glaubst du, du kannst es herausbekommen?«
    »Du glaubst doch nicht etwa, jemand hat ihn beiseite geschafft, um seinen Job zu bekommen? Ich kann dir versichern, Reed, außer Cudlipp, der machtbesessen war, sieht in diesem Job niemand etwas anderes als einen Dienst an der Menschheit. Sieh dir doch den armen Michaels und Everglade bei den Graduierten an; nur geradezu über-105

    dimensioniertes Pflichtbewußtsein hat die dazu bringen können.«
    »Vielleicht. Hast du nicht vielleicht einen brillanten Ex-Studenten, der jetzt einen Lehrauftrag hat und gern ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern würde?«
    »Ich glaube schon. Dir ist natürlich klar, daß praktisch jeder in Cudlipps Büro gehen und mit seinen Tabletten herummachen konnte. In den Büros des Englischen Seminars herrscht immer ziemlich viel Betrieb.«
    »Ich weiß. Deswegen werde ich auch bei den Sekretärinnen anfangen. Fassen wir zusammen. Wir haben McQuire, Frogmore und Cartier. Mit allen dreien hatte Cudlipp am Tag seines Todes eine Verabredung in seinem Büro. Dazu kommen noch deine vier Studenten. Du könntest sie vielleicht, wenn du dich taktisch geschickt und diskret aufführst, dazu bewegen, dir von dem Gespräch zu erzählen.«
    »Reed, du weißt ganz genau, daß Taktik nicht meine Stärke ist.
    Entweder frage ich sie geradeheraus, worüber sie geredet haben, oder ich lasse es ganz.«
    »Es gibt Takt und Taktik. Gut, ich mache mich also an die Sekretärinnen heran. Dann sind da noch Hankster und deine Mrs. Airhart.
    Kommen die in Frage?«
    »Hankster würde ich alles zutrauen. Aber wie sollte er während des Essens die beiden obersten Tabletten austauschen, ohne daß Cudlipp es bemerkt?

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