Eine feine Gesellschaft
ich denn mit ihm reden?«
»Bieten Sie ihm Ihre Hilfe beim Übersetzen von Bulwer-Lytton ins Ndebele an. Als Vorbereitung für die Übungen im nächsten Jahr.«
»Aber warum sollten wir am Englischen Seminar Literatur in Ndebele unterrichten?«
»Ist wieder mal der Groschen nicht gefallen?« sagte Everglade.
»Nach der Revolution beginnt der Neuaufbau. Haben Sie das vergessen?« Und Kate fiel es wieder ein, und sie machte sich auf den Weg zu ihrer Vorlesung über Viktorianische Literatur.
Sie kam am späten Nachmittag nach Hause, duschte, zog sich um und fuhr zu Reeds Wohnung, wo nach seiner Ankündigung ein Dinner auf sie wartete. »Mein Plan sieht so aus«, hatte er gesagt. »Wenn wir heiraten, wird es bestimmt Abende geben, an denen wir keine Lust haben, essen zu gehen. Es gibt da einen Laden, der uns bei rechtzeitiger Vorankündigung und zu horrenden Preisen eine Art Kasserolle vorbeischickt, die man nur noch ins Rohr zu schieben braucht. Aber wie ich die Dinge sehe, werden wir bestimmt ein- bis zweimal die Woche zu Hause essen und kochen wollen. Ich weiß, daß du mindestens drei Gerichte beherrschst, weil ich sie schon gegessen habe, und ich habe gerade von einem Freund gehört, daß man sich für einen Kamin, wie ich ihn habe, mit Hilfe dieser kleinen Sowieso aus der ›New York Times‹ Briketts basteln kann (ich ent-wickle mich wirklich zu einem Ehemann, wie du siehst, ich finde für alles eine Verwendung), und dann können wir über offenem Feuer Steaks grillen. Aber ich sollte außerdem noch etwas beitragen. Deshalb kann ich schon ein Gericht kochen und werde demnächst noch eines lernen. Beide werden in der elektrischen Bratpfanne gebraten.
Diese Pfanne habe ich von einem Freund bekommen, der Junggeselle ist. (Ich habe das Geschenk übrigens als Wink mit dem Zaunpfahl verstanden, daß ich heiraten sollte.) Heute abend serviere ich dir Würstchen und Paprika mit Knäckebrot, Gurkenstifte mit frisch gemahlenem Pfeffer, Rotwein und schwarzen Kaffee. Ich bin dahin-tergekommen, daß man dann als Gourmet gilt, wenn man ganz wenig Essen auf den Tisch bringt, aber das Wenige dafür gut gewürzt: Die Würstchen sind sehr scharf.«
Er empfing Kate mit einem Buch in der Hand. »Hier«, sagte er,
»hör dir das an; danach bekommt man alles herunter.« Das Buch hieß >Briefe aus Islands und Reed las aus Audens Fremdenführer 101
vor: »›Getrockneter Fisch ist ein Hauptnahrungsmittel in Island. Man reißt ihn mit den Händen in Stücke und ißt ihn mit Butter. Er ist mal mehr, mal weniger zäh. Die zähere Version schmeckt wie Fußnägel und die weichere wie die abgezogene Haut von Fußsohlen‹. Da klingen doch Paprika und Würstchen richtig lecker, findest du nicht auch? Setz dich, ich mache dir einen Drink, und dann erzähle ich dir meine Neuigkeiten.«
»Hier ist ein Absatz, den du ausgelassen hast«, sagte Kate, die nach dem Buch gegriffen hatte. » ›Eine merkwürdige isländische Spezialität‹, schreibt er, ›ist Hakarl, halb getrockneter, halb angefaul-ter Haifisch. Innen ist er weiß, außen hat er eine stachelige Hornhaut.
Zäh wie ein alter Stiefel.‹ Auden scheint in Island zum Fußfetischis-ten geworden zu sein. ›Mit Rücksicht auf den Geruch sollte man ihn im Freien essen. Man schabt mit dem Messer Stücke ab und ißt sie mit Brandy.‹ Glaubst du, er meint das ernst? ›Es schmeckt mehr nach Schuhwichse als nach sonst etwas.‹ Ich bin mir nicht sicher«, sagte Kate, während sie Reed ihr Glas abnahm, »ob ich überhaupt etwas essen möchte.«
»Wenn du hörst, was ich zu berichten habe, wirst du noch weniger Hunger haben. Ich hatte Besuch von deiner ruhmreichen Universität, vielmehr von Teilnehmern an deinen ausgewählten und konspi-rativen Mittagessen. Die Ehe mit dir sorgt für ein geschäftiges Leben, keine Frage.«
»Frogmore und McQuire vielleicht?«
»Castleman und Klein. Wie sich herausstellte, kennt Castleman einen meiner Kollegen, und Klein kennt ein paar andere, also beschlossen sie, mir zu trauen. Bestärkt wurden sie dadurch, daß ich anwesend war, als Cudlipp das Aspirin nahm, und so hilfsbereit wie möglich, als er starb, was natürlich nicht viel heißt. Sie waren sehr freundlich, förmlich, diskret und ehrenwert, und ich habe sie um ihre Mission auch keineswegs beneidet.«
»Reed! Sie haben dich gefragt, ob du Präsident unserer Universität werden willst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie schwer es heutzutage alle Welt hat, einen Präsidenten zu finden. Wer
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