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Eine feine Gesellschaft

Eine feine Gesellschaft

Titel: Eine feine Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Cross
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dieser Senat wird denen nur noch mehr Macht geben. Wenn der große Krach kommt, wird einiges los sein.«
    »Und Sie warten darauf, hoffen darauf, arbeiten darauf hin?«
    »Er wird kommen, egal, was ich auch tue. Aber ich werde dazu beitragen, wenn ich kann. Ich weiß nicht, wie die Revolution aussieht, von der Sie träumen, Professor Fansler, auf die Sie hoffen und die Sie fürchten.«
    Kate lachte. »Sie behaupten auf Ihre stets höfliche Weise, ich be-nähme mich wie diese Lady in einer von Kenneth Burkes Anekdoten. Sie träumte, ein Scheusal von einem Mann hätte ihr Schlafzimmer betreten und starrte sie vom Fußende ihres Bettes aus an. ›Oh, was haben Sie mit mir vor?‹ fragte sie zitternd. ›Ich weiß nicht, meine Dame‹, antwortete der Unhold, ›es ist Ihr Traum.‹«
    Hankster lachte. »Es ist ein Vergnügen, mit jemandem zu reden, der ein Argument würdigen und genießen kann, auch wenn es gegen ihn selbst gerichtet ist.«
    »Ich weiß. Es sind unsere Schuldgefühle und unsere geheimen Wünsche, auf die ihr Radikalen es besonders abgesehen habt. Wir werden uns am Ende selber abservieren, weil wir entweder zuviel Verständnis für die radikalen Studenten haben oder zuwenig.«
    »Aber es geht nicht nur um die radikalen Studenten. Es sind alle.
    Es gibt einfach keinen Grund mehr, warum sie auf ein Renommier-college im alten Stil gehen sollten – jedenfalls nicht die Klügeren unter ihnen. Die Ingenieurstudenten, diejenigen, die die soziale Leiter hinaufklettern wollen, die Schwarzen – für die hat solch eine Institution noch eine gewisse Bedeutung. Aber der aufgeweckte Jugendliche, der eine erstklassige High School hinter sich hat – was 95

    soll der dort noch lernen? Er braucht es nicht einmal mehr, um sich das erste Mal richtig zu betrinken oder mit dem ersten Mädchen ins Bett zu gehen. Bevor das Studium nicht wieder zum Privileg wird…«
    »Aber das ist doch das Neue am University College – es ist für die älteren Studenten bestimmt. Ausbildung ist für die wieder etwas, was sie sich verdienen mußten.«
    »Einrichtungen wie dem University College gehört die Zukunft.
    Ob unsere Universität Verstand genug hat, das zu begreifen, oder nicht, mag für uns zwar wichtig sein, macht aber im Endeffekt keinen Unterschied. Die Frage ist nicht, ob der Staat diese Universität übernimmt, sondern wann. Jedes Jahr werden es weniger, die ihr Grundstudium ohne Unterbrechung abschließen. Vor der Zwischen-prüfung abzugehen, ist die Norm und nicht mehr die Ausnahme. Das ganze Bild ändert sich. Darüber habe ich, wenn es Sie interessiert, mit Cudlipp beim Lunch geredet. Da ich Jugendliche und Erwachsene unterrichte, wollte er wissen, wo meine Loyalitäten liegen.«
    »Und was haben Sie ihm gesagt?« fragte Kate.
    »Daß ich Fingerschalen zertrümmert habe. Aber fragen Sie Ihre Kollegin Emilia Airhart. Die war fast von Anfang an dabei.«
    »Wieso das?«
    »Ich habe sie getroffen und sie eingeladen.«
    »Und Cudlipp hatte nichts dagegen?«
    »Sehr sogar. Er kann Frauen nicht leiden, wenn sie nicht schön sind, nicht schlank, nicht dümmer als er – oder bereit, so zu tun –
    und nicht zum Flirten aufgelegt. Mrs. Airhart hat reinen Tisch gemacht. Ihnen wäre das besser gelungen, aber das können wir nie mehr ausprobieren.«
    »Ich will gar nicht darüber nachdenken, ob das nun nett oder gemein ist. Jedenfalls mag ich Emilia Airhart.«
    »Das tue ich auch. Und wenn Sie sie fragen, wird sie Ihnen er-zählen, daß Cudlipp versucht hat, mich auf seine Seite zu ziehen, und ich abgelehnt habe. Das System ist am Ende. Sie und ich, wir kommen aus derselben Welt, aber nur einer von uns träumt davon, dorthin zurückzukehren.«
    »Ich weiß, daß ich nicht zurück kann«, sagte Kate. »Aber ich hasse nicht die Erinnerung daran. Was wird Frogmore jetzt unternehmen?«
    »Was alle tun müssen: sich mit sämtlichen Mitgliedern des Verwaltungsrats in Verbindung setzen und ihnen klarmachen, daß jede 96

    Stimme für das University College eine Stimme gegen die zuneh-menden Machtgelüste der konservativen Professorenriege ist. Wir werden uns jetzt durchsetzen. Es ist wirklich erstaunlich, was Aspirin alles kurieren kann, finden Sie nicht?«
    Kate fand Emilia Airhart in ihrem Büro, wo sie, wie man das dieser Tage ständig zu tun schien, in vervielfältigten Blättern herum-kramte. »Kommen Sie herein«, rief sie Kate zu. »Ich wollte Ihnen gerade eine Nachricht schreiben. Endlich mal ein nicht so schmutziges Blatt Papier,

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