Eine Frage Der Groesse
Paaren ermögliche, ihre eigenen Kinder zur Welt zu bringen, und einen weiteren Schritt zur Gleichheit der Geschlechter darstelle. Dem Hospital lägen inzwischen mehrere Anfragen aus den verschiedensten Ländern bis hin zu Indien und Senegal vor.
So glaubwürdig diese Geschichte auch präsentiert wurde, ändert das doch nichts daran, dass sie ein einziger Schwindel war: Die Schwangerschaft gab es genauso wenig wie das erwähnte New Yorker Hospital, das sie in die Wege geleitet haben soll. Die Artikel darüber in den bekannten US-amerikanischen Zeitschriften sind allesamt gelungene Foto- und Textmontagen. Lee Mingwei gibt es allerdings. Er ist ein aus Taiwan stammender Künstler, und seine gefakete Schwangerschaft betrachtet er als eines seiner größten Kunstwerke.
Es braucht einige Zeit und Mühe beim Studium seiner Website, um die Tricks zu durchschauen, die hier verwendet werden. Beispielsweise zeigt die Webcam immer wieder dieselben Bilder: Lee Mingwei beim Lesen im Bett oder beim Plündern des Kühlschranks. Das Live-EKG sowie das Ultraschall-Video von Mingwei sind nichts weiter als animierte GIF-Bilder. Und schließlich heißt es auf der Seite, dass seine Schwangerschaft von der führenden neuen Gesellschaft für Fortpflanzungstechnologie GenoChoice möglich gemacht worden sei. Ein Link führt zu www.genochoice.com , wo es heißt »erzeugen Sie Ihr eigenes genetisch gesundes Kind online.« GenoChoice wurde von Virgil Wong begründet, einem Künstler, der mit Mingwei zusammenarbeitet und der auch über eben die fragliche Domain www.malepregnancy.com verfügt. »Mich erreichen per Mail täglich ernst gemeinte Bitten von Männern, die gerne schwanger werden möchten«, verriet Wong auf einer weiteren Website ( www.paperveins.org ).
Tatsächlich stehen einer männlichen Schwangerschaft eine ganze Reihe von Hindernissen entgegen. Zwar kann man grundsätzlich so verfahren, wie es Lees Website schildert: Ein Ei wird im Reagenzglas befruchtet und dann in die Bauchhöhle des hormonbehandelten Mannes eingesetzt. Die Gefahren dabei sind allerdings sehr hoch. Wenn sich bei Frauen ein Embryo außerhalb der Gebärmutter einnistet, was etwa einmal in zehntausend Fällen vorkommt, wird das als so bedrohlich betrachtet (Todesursache Nummer eins im ersten Schwangerschaftsdrittel), dass die Schwangerschaft fast immer direkt nach der Diagnose abgebrochen wird. Bei Männern wäre diese Gefahr noch einmal viel größer, insbesondere da ja der Mutterkuchen nach der »Niederkunft« im Körper verbleiben und dort verfallen müsste, da eine Entfernung einen zu großen Blutverlust bedeuten würde. Andererseits gibt es Frauen, die solche sogenannten Bauchhöhlenschwangerschaften gut überstehen – und seit dem Jahr 2000 gibt es die Möglichkeit, eine Gebärmutter von einer Frau zur anderen zu transplantieren. Wenn dies auch einmal für einen männlichen Empfänger möglich ist, wäre die Schwangerschaft eines Mannes ein gutes Stück realistischer geworden.
Im Jahr 2008 sorgte der Transsexuelle Thomas Beatie mit seiner Schwangerschaft weltweit für Aufsehen, und mehrere Medien (zum Beispiel die Washington Post und die Nachrichtenagentur afp) bezeichneten die Geburt seiner Tochter Susan Juliette als erste Niederkunft durch einen Mann. Der Hauptgrund für diese Würdigung war, dass der US-Bundesstaat Oregon, wo Beatie lebte, ihn legal als Mann anerkannte – einen Rechtsstatus, den ein anderer Transsexueller, der bereits im Jahr 1999 ein Kind zur Welt brachte, noch nicht erlangt hatte: Damals handelte es sich um Matt Rice, den Lebenspartner des transsexuellen Autors Patrick Califia-Rice.
Da Thomas Beaties Frau Nancy nach einer schweren Operation keine Kinder mehr zur Welt bringen konnte, beschloss das Paar, dass dann eben er diese Aufgabe übernehmen würde. Thomas’ Geschlechtsumwandlung zum Mann lag zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre zurück. Dabei wurde er mit Hormonen behandelt, und die Brüste wurden ihm entfernt, er verfügte aber noch über eine intakte Gebärmutter und Eierstöcke. Die Schwangerschaft wurde durch eine künstliche Befruchtung mit Spendersamen und einer eigenen Eizelle eingeleitet. Ein Jahr später bekam Beatie bereits sein zweites Kind: einen Sohn.
Aber es gibt noch ein weiteres ungewöhnliches Phänomen, das in diesem Zusammenhang erwähnt werden sollte. So absurd es sich anhört: Auch völlig normale Männer können »ein bisschen schwanger« sein. Damit ist gemeint, dass sich der Hormonspiegel von Männern,
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