Eine Frage Der Groesse
interessieren sie sich sogar mehr für ihre Kumpel und Mitstreiter als für Frauen. Letzeres kann allerdings auch bedeuten, dass sie häufiger an ihre Freunde denken als an ihre Partnerin.
UNTREUE
Warum haben Männer Schwierigkeiten damit, treu zu sein?
Evolutionsbiologen wissen Bescheid: Männer sind untreuer als Frauen, weil es ihr evolutionärer Auftrag ist, möglichst viel Samen in möglichst viel Frauen zu verteilen, um eine möglichst große Chance auf möglichst viele Nachkommen zu haben. Frauen ihrerseits brauchen einen festen Partner, der sie versorgt, während sie den gemeinsamen Nachwuchs großziehen.
David Buss, einer der bekanntesten Evolutionsbiologen, erwähnt in diesem Zusammenhang die auch in zahllosen anderen Sachbüchern enthaltene Anekdote vom sogenannten Coolidge-Effekt. Die Geschichte geht so: US-Präsident Calvin Coolidge besucht mit seiner Frau eine Hühnerfarm und lässt sich herumführen. Mrs Coolidge zeigt sich schwer beeindruckt von der Potenz eines Hahnes. Der könne nämlich zwölfmal am Tag kopulieren, erklärt der stolze Farmer. »Sagen Sie das mal meinem Mann«, kommentiert Mrs Coolidge etwas spitz. Der Präsident seinerseits fragt nach: »Immer mit derselben Henne?« – »Nein, Sir, jedes Mal mit einer anderen«, erwidert der Farmer. Daraufhin Präsident Coolidge: »Sagen Sie das mal meiner Frau.«
Aus diesem Ereignis soll der Coolidge-Effekt seinen Namen erhalten haben: jener Effekt, der, so kann man es auch in der Wikipedia nachlesen, den wachsenden Widerwillen des Männchens beschreibt, ohne Abwechslung immer wieder mit demselben Weibchen zu kopulieren. Diesen Effekt konnten Forscher bei Ratten ebenso nachweisen wie bei anderen Tieren. So berichtet David Buss von einem einschlägigen Experiment, bei dem eine Kuh zum Bullen geführt und nach dem Verkehr durch eine andere ersetzt wird. Die sexuelle Reaktion des Bullen wiederholt sich ungeschwächt bei jeder neuen Kuh – bis hin zum zwölften Tier. Bleibt jedoch dieselbe Kuh in seinem Stall, lässt die Begeisterung bald nach. Ergänzend zitiert Buss einen Südafrikaner vom Stamm der Kgatla, der sich über seine beiden Frauen folgendermaßen äußert: »Ich finde sie beide gleichermaßen begehrenswert, doch wenn ich mit der einen drei Tage lang geschlafen habe, wird sie mich am vierten Tag ermüden, und wenn ich dann zu der anderen gehe, fühle ich größere Leidenschaft, sie erscheint mir dann tatsächlich anziehender als die erste, obwohl das nicht wirklich so ist, denn kehre ich später zu dieser zurück, ist da die gleiche erneuerte Leidenschaft.«
Sie sehen also: Zu diesem Thema kann man kaum etwas anderes als das sagen, was man nicht nur in vielen Bestsellern über die Geschlechterunterschiede findet, sondern was ohnehin jedem von uns durch alltägliche Beobachtung klar ist: Männer brauchen eben schon aus biologischen Gründen Abwechslung und haben deshalb im Gegensatz zu Frauen große Schwierigkeiten, dauerhaft treu zu sein. Wir können das Kapitel also an dieser Stelle abschließen.
Wenn es da nicht das kleine Problem gäbe, dass alles, was ich in den letzten Absätzen geschildert habe, einmal mehr großer Blödsinn ist.
Wahr ist, dass man die hier wiedergegebenen Darlegungen tatsächlich in etlichen populären Büchern findet. Ein Autor schreibt vom anderen ab. Die Geschichte von dem amerikanischen Präsidenten ist witzig und bleibt im Gedächtnis. Außerdem bestätigt die scheinbar wissenschaftlich untermauerte Behauptung von naturgegebener männlicher Untreue die derzeit hochbeliebten Vorurteile gegenüber Männern. Wenn der Nonsens dann noch in der Wikipedia steht, die, Gott weiß warum, erschreckend viele Leute allen Ernstes für eine wissenschaftliche Quelle halten, glaubt man, dieses Thema befriedigt abhaken zu können.
Geht man allerdings ernsthaft wissenschaftlich an dieses Thema heran, merkt man schnell, dass die dargelegten Behauptungen in keiner Weise haltbar sind.
So unterzog der amerikanische Psychologie-Professor Donald Dewsbury sämtliche vorliegenden Studien über den »Coolidge Effekt« einer gründlichen Prüfung – und musste dabei erkennen, dass sie in keiner Weise miteinander übereinstimmten und ihre Ergebnisse nur schwer zu interpretieren waren. In keiner der Studien wurde das Verhalten des weiblichen Geschlechts auch nur näher betrachtet. Dazu kam: Vermeintlich in Untersuchungen nachgewiesen wurde der Coolidge-Effekt ohnehin nur bei einigen polygamen Tierarten wie etwa Ratten. Es
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