Eine Frage Der Groesse
aussehen als bisher, werden sie rhetorisch einfach nur dermaßen präsentiert, dass zum Schluss trotzdem die Frau als das höherwertige Wesen erscheint.
Wie steht es da eigentlich mit der unter Evolutionsbiologen ebenfalls sehr beliebten Behauptung, dass Männer generell mehr Sexpartner haben als Frauen, weil sie angeblich ihren Samen möglichst breitflächig verstreuen wollen? Schon nach kurzem Überlegen scheint das wenig Sinn zu ergeben: Schließlich gehört doch zu jeder dieser Formen von Geschlechtsverkehr ein Mann und eine Frau. Sind die Zahlen, die man in bisherigen Umfragen erhalten hat, möglicherweise verfälscht?
Um diese Vermutung zu überprüfen, führten die Psychologieprofessorinnen Terri Fisher und Michele Alexander ein raffiniertes Experiment durch: Sie befragten zunächst 201 College-Studentinnen nach ihren sexuellen Erfahrungen – unter anderem danach, mit wie vielen Partnern sie bereits intim gewesen waren. Dabei waren die Versuchspersonen allerdings in drei Gruppen unterteilt: Die einen wurden an einen Lügendetektor angeschlossen (der nicht funktionierte, was die jungen Frauen aber nicht wussten). Die anderen wurden mit den Fragebögen alleine gelassen, und man sicherte ihnen volle Anonymität zu. Der dritten Gruppe schließlich teilte man mit, dass man sie beim Ausfüllen der Fragebögen beobachten werde.
Bei der Auswertung zeigten sich bemerkenswerte Unterschiede: Die Frauen, die glaubten, beim Ausfüllen ihrer Fragebögen beobachtet zu werden, nannten im Durchschnitt nur 2,6 Sexualpartner. Die Frauen, die man mit den Fragebögen allein gelassen hatte, berichteten im Schnitt von 3,4 Männern, mit denen sie Sex gehabt hatten. Und die Frauen, die glaubten, von einem Lügendetektor überwacht zu werden, antworteten, sie hätten es bisher mit 4,4 Männern getrieben.
Einen so eklatanten Unterschied gab es bei den Männern nicht. Wenn sie sich beobachtet fühlten, erklärten sie, mit 3,7 Frauen Sex gehabt zu haben – eine Zahl, die sich unter dem vermeintlichen Einfluss des Lügendetektors lediglich auf 4,0 erhöhte.
VÄTER
Sind Väter oder kinderlose Männer glücklicher?
Um zu erfahren, ob Väter im Vergleich zu kinderlosen Männern glücklicher sind, befragte die Soziologin Renske Keizer vom demographischen Institut NIDI in Den Haag 1452 Männer aus beiden Gruppen. Erwartet hatte Keizer, dass das Glück ganz klar auf der Seite der Väter liegen würde. Haben diese nicht die Möglichkeit, anhand ihres Nachwuchses noch einmal eine zweite Kindheit mitzuerleben, zugleich aber ihren Kindern die eigenen Erfahrungen und gesammelten Lebensweisheiten mit auf den Weg zu geben?
Tatsächlich aber verzeichneten die kinderlosen Männer deutlich mehr Glücksgefühle. Im Interview mit der Zeitschrift BRIGITTE erklärte Keizer, woran das lag: »Da Väter viel Zeit mit ihren Kindern verbringen, bleibt ihnen weniger Zeit für sich selbst, für ihre Freunde und ihren Partner. Das macht sie unzufrieden. Hinzu kommen die hohen Erwartungen, die an Väter gestellt werden. Sie sollen sich nach der Arbeit und am Wochenende um die Kinder kümmern, und zwar mit vollem Einsatz. Dann haben sie auch eine Frau oder Partnerin, die ebenfalls Aufmerksamkeit fordert. Aber das ist nicht alles. Sie müssen ja auch Geld verdienen, sollen sportlich sein und einen großen Bekanntenkreis haben. Das sind viele Rollen auf einmal – und das kann sehr anstrengend sein.« Allerdings zeigten sich kinderlose Männer und Väter, deren Kinder bereits aus dem Haus waren, als gleichermaßen glücklich.
Da eine amerikanische Studie ähnliche Ergebnisse lieferte wie die niederländische Untersuchung, sind diese wohl mindestens im Groben auf alle Länder übertragbar, in denen hohe Erwartungen an den »modernen« Mann gestellt würden.
Was Keizers Studie zeigt, deckt sich mit jener Störung, für die Psychologen vor einigen Jahren die Bezeichnung »Atlas-Syndrom« gefunden haben – benannt nach der Gestalt aus der griechischen Mythologie, die das Gewicht der Welt auf ihren Schultern tragen muss. Die betroffenen Männer arbeiten genauso hart wie frühere Generationen, um ihre Familie zu ernähren, wollen aber zusätzlich den neuen Rollenanforderungen gerecht werden. Ausgebrannt landen sie schließlich auf der Couch des Psychiaters. Die Betroffenen rangieren von Lastwagenfahrern bis zu Ärzten.
»Das Syndrom befällt Männer, die zu gut sind«, erklärt Dr. Tim Cantopher, einer der führenden Psychologen Englands. »Sie sind zu
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