Eine Frage Der Groesse

Geschlechtsakt zusehen, steigt ihr Testosteronspiegel. Beim Menschenmännchen ist das durchaus ähnlich: Hier lassen sowohl Sex als auch Pornofilme den Testosteronhaushalt in die Höhe schnellen. Das bedeutet: Je öfter ein Mann mit einer Frau in die Kiste steigt, desto mehr hat er infolgedessen auch Lust darauf, während in einer Phase, in der sexuell so gar nichts läuft, auch die Triebigkeit zurückgeht.
    Als Folge dieser Wechselwirkung lässt das Hinzuführen von Testosteron bei Männern häufiger und stärker sexuelles Verlangen auftreten, die sich zuvor über ein geringes sexuelles Interesse beklagten. Umgekehrt berichten Männer, die als Folge operativer Eingriffe weniger Testosteron produzieren als früher, von einem Abnehmen ihres Begehrens. Dasselbe hört man von Männern, die Steroide erhalten, welche die Produktion von Testosteron unterdrücken.

Warum ist Sex nach einem Streit häufig besonders gut?
     
    Gegen eine liebevolle, stabile Partnerschaft ist nichts einzuwenden. Sie vermittelt Männern wie Frauen Gefühle des Wohlbefindens und der Geborgenheit. Diese Gefühle lassen auch bei Männern die Werte der Hormone Oxytocin und Vasopressin ansteigen. Dabei wird Oytocin oft scherzhaft als das »Kuschelhormon« bezeichnet, weil es Zärtlichkeiten, Nähe und Treue sowohl zu begünstigen scheint als auch dadurch hervorgerufen wird. (Da haben wir wieder die Wechselwirkung.) Vasopressin wiederum kann dazu beitragen, dass ein Mann ein besonders fürsorglicher Partner und Vater wird.
    In dem Ausmaß allerdings, in dem das Vasopressin steigt, scheint das Testosteron zu sinken. Damit lässt zunehmend auch die sexuelle Leidenschaft nach, auf die man nicht unbedingt verzichten wollte. Im schlimmsten Fall ist der gesamte Hormonhaushalt auf »Kuscheln« eingestellt. Konflikte und Unsicherheit allerdings, wie sie beim Streit eine Rolle spielen, gehören zu den Faktoren, die bei Männern den Testosteronspiegel ansteigen lassen. Das Ergebnis ist neue Lust, die zu wirklich heißem, explosivem Sex führen kann.

Wie erkennt man auf den ersten Blick, ob ein Mann über besonders viel Testosteron verfügt?
     
    An seiner Stimme und der Länge des Ringfingers im Verhältnis zur Länge des Zeigefingers. Näheres habe ich in den Kapiteln »Stimme« und »Finger« erklärt.

Was zeichnet Männer mit einem hohen Testosteronspiegel aus?
     
    Verschiedene Wissenschaftler haben den Speichel Tausender von Männern auf Testosteron untersucht, um herauszufinden, wie sich dieses Hormon auf sie auswirkte. Darunter waren Armee-Veteranen ebenso wie Politiker, Manager, Sträflinge, Priester. Dabei stellte sich heraus, dass ein hoher Gehalt dieses Hormons sowohl auf positive als auch auf negative Eigenschaften hinweisen kann. Einiges davon kann man nach dem, was ich auf den vorhergehenden Seiten erklärt habe, bereits erahnen.
    Generell verfügen erfolgreiche Männer (z. B. Fußballer, Schauspieler) über mehr Testosteron als Loser. Solche Kerle haben viel Energie, sie hassen es, Regeln und Vorschriften zu folgen, und sind sowohl intellektuell als auch sozial betriebsamer als viele ihrer Geschlechtsgenossen. Bei eher sanften Männern, beispielsweise Priestern, ist weniger Testosteron festzustellen. (Das Gleiche gilt übrigens auch bei Frauen: So verfügt die durchschnittliche Rechtsanwältin über mehr Testosteron als die typische Hausfrau.) Es sind die Männer mit einem hohen Testosteronspiegel, die eher nach dem schnellen Abenteuer suchen und deshalb Risiken in Kauf nehmen. Dazu gehört allerdings auch das Risiko, keine Langzeitpartnerin zu finden. Bei Männern mit einem erkennbar höheren Testosteronspiegel liegt die Wahrscheinlichkeit zu heiraten um etwa 50 Prozent niedriger als beim Durchschnitt. Wenn sie einmal im Hafen der Ehe gelandet sind, gehen sie zu 38 Prozent häufiger fremd, ihre Streitlust zeigt sich auch in der Partnerschaft, sie schlagen ihre Frauen sogar öfter und lassen sich zu 43 Prozent häufiger scheiden.
    Weckt das Testosteron also grundsätzlich die negativen Charaktereigenschaften im Mann? Das kann man so einfach auch nicht sagen. Zum einen hat auch die Konfliktbereitschaft und die Aufsässigkeit von Männern gegen erstarrte Strukturen unsere Gesellschaft immer wieder vorangebracht. Zum anderen weisen Männer mit einem hohen Testosteronspiegel in mancher Hinsicht auch ein positives Sozialverhalten auf: So sind sie besonders aufmerksam und fürsorglich – und weit davon entfernt, sexbesessene Monster zu sein: Oft