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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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an jenem Tag verbrannt, mit der Begründung, sie sei schmutzig und lenke sie von der Arbeit ab. Dieses Feuer hatte nie aufgehört zu brennen. Es hatte all die Jahre in ihrer Umgebung gelodert.
    Doch sie hatte es überlebt, hatte ohne Puppe zu leben gelernt. Sie dachte an den Tag zurück, als sie endlich begriffen hatte, dass es so nicht weiterging, dass sie von ihren Eltern genug hatte. Der Himmel war strahlend blau gewesen. Der Wind wehte. Kathleen packte die wenigen Dinge ein, die wichtig für sie waren, und marschierte los. Sie hatte sich damals gefragt, wann sie ihre Abwesenheit bemerken würden. Sie würden vermutlich außer sich sein, aber aus den falschen Gründen, Gründen, die nichts mit Liebe zu tun hatten.
    Kathleen wusste, dass Beth’ kleine Schwester auch ohne ihr Barett zurechtkommen würde; sie hoffte nur, zu einem Zeitpunkt, an dem sie bereit war, sich von ihm zu trennen. Als sie auf das Auto hinunterschaute, sah sie, dass eines der Mädchen zu ihr hinaufstarrte. Ihre Blicke trafen sich – und Kathleen wich zurück.
    Es war ihr peinlich, gesehen zu werden. Oben im Dachgeschoss, zu elend, um zu arbeiten, um fertig zu packen. Morgen Abend würden alle nach New York fahren und das Gepäck im Apartment an der Fifth Avenue unterstellen, bevor sie am Sonntag in das sonnige Palm Beach flogen – es sei denn, sie würde die Energie aufbringen, sich einen Fluchtplan zurechtzulegen.
    Nette Mädchen, besuchten sicher ein College. Ihnen würde niemals etwas Derartiges widerfahren. Sie wünschte es ihnen jedenfalls von ganzem Herzen. Sie sah, wie der Volvo rückwärts die Einfahrt hinunterfuhr, auf die Bellevue Avenue, wo er um ein Haar mit einem grünen Pick-up zusammengestoßen wäre. Sie hämmerte gegen die Fensterscheibe und öffnete den Mund, um ihnen zuzurufen, dass sie achtgeben sollten.
    Doch ihre Stimme versagte. Nur ein leises Stöhnen drang über ihre Lippen.
    »James«, flüsterte sie.
    Gott steh mir bei, dachte sie, aber da war er, wirklich und wahrhaftig. Ihr geliebter James, der gelobt hatte, immer bei ihr zu sein. Seine blauen Augen blitzten, als er zu ihr emporsah, mit einem Blick, der so stark war wie eine Rettungsleine, der sie zu retten, aus dem Feuer zu erlösen versprach, auch ohne Worte.
    »James«, murmelte sie abermals, die Hand auf dem kalten Glas des Fensters.
    Der Mann sah sie und dachte wohl, sie würde ihm zuwinken. Er hob die Hand, als wollte er sie beruhigen, sie bitten, sich zu gedulden, er werde zurückkommen und sie holen. Sie sah dem grünen Pick-up nach, bis er ihrer Sicht entschwand, und versank in abgrundtiefer Verzweiflung.
    Sie wusste, dass sie nahe daran war, den Verstand zu verlieren. Eine andere Erklärung fiel ihr nicht ein. Der Mann war ein Fremder und, davon abgesehen, nicht im richtigen Alter. Er musste doppelt so alt sein wie James, mindestens fünfundvierzig. Seine Haare waren dunkelbraun und wurden grau, ohne den geringsten Rotschimmer. Doch die blauen Augen, diese leuchtenden blauen Augen. Vielleicht war er ein Geist. Vielleicht litt sie schon unter Halluzinationen, verlor den Verstand, weil sie das Kind eines Mannes in sich trug, der ein Narr war.
    Sie lehnte die Stirn ans Fenster und blickte auf die Straße hinab und betete, wie sie es immer tat, diese blauen Augen wiederzusehen. Doch die Worte blieben ihr im Hals stecken. Es war zu spät.

22
    D ie Mädchen parkten am Bannister’s Wharf, und Tom entdeckte eine Parklücke in derselben Reihe, nur wenige Autos hinter ihnen. In seinem Kopf drehte sich alles. Er musste mit Regis sprechen und herausfinden, was sie in dem Volvo machte, der aus der Einfahrt von Oakhurst gekommen war. Er parkte ein und beeilte sich, um Bernies Nichte und ihre Freundinnen auf dem Weg ins Black Pearl einzuholen.
    »Regis!«, rief er.
    »Onkel Tom!« Sie fuhr herum. »Dachte ich mir doch, dass du das vorhin warst. Was tust du hier?«
    »Ich habe … eine Familienangelegenheit zu erledigen.«
    Sie warf ihm einen sonderbaren Blick zu. Was wusste sie über seine Beweggründe, die Academy zu verlassen? Er erinnerte sich an das Essen mit Bernie und ihrer Familie im Star of the Sea, am ersten Abend ihrer Rückkehr. Die drei Schwestern waren begeistert gewesen und brannten darauf, alles über Seamus zu erfahren.
    »Tante Bernie?«, fragte Regis.
    »Ja, indirekt«, antwortete er.
    Regis machte ihn mit Mirande, Juliana und Monica bekannt.
    »Ich freue mich, euch kennenzulernen«, sagte er. »Als ich die Bellevue Avenue entlangfuhr, sah ich

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