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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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alle empfanden in deiner Gegenwart eine Art ehrfürchtiger Scheu. Einige waren ziemlich neidisch – Eleanor Marie beispielsweise. Es hieß …«
    Bernie schloss die Augen, sich in die Blaue Grotte zurückversetzt fühlend.
    »Es hieß, es sei ein Wunder geschehen. Und dann tauchtest du auf, guter Hoffnung. Einige meinten, du wärst auserwählt, das Kind sei etwas Besonderes, die Wiedergeburt …«
    »Er war etwas Besonderes.«
    »Eleanor Marie war außer sich vor Wut.« Anne-Maries Blick flackerte, sie hatte ihre Freundin nicht verletzen wollen. Doch Bernie hatte ihr bedeutet, fortzufahren. »Sie wies darauf hin, dass du schwanger geworden warst, ohne dich im heiligen Stand der Ehe zu befinden. Das Kind sei ein ›Wechselbalg‹. Sie ließ sich auf das Übelste über Unzucht, Sünde und Schande aus. Du kannst es dir sicher vorstellen.«
    »Und ob.« Bernie dachte daran, in welchem Maß diese Reaktion Eleanors eigene problematische Geschichte widerspiegelte.
    »Sie ging auf deine Vision ein – sie hätte dich gerne als Lügnerin bezeichnet, aber sie wagte wohl nicht, das Urteil des Vatikans in Zweifel zu ziehen. Sie sagte, die Jungfrau Maria hätte dich auserwählt aus unseren Reihen und sei dir erschienen, aber du hättest diese Gabe mit Füßen getreten. Sie hätte dich zu einem Leben der Keuschheit und des Gebets berufen, doch du hättest nichts Besseres zu tun gehabt, als dich schwängern zu lassen.«
    »Ich habe Tom geliebt.«
    »Schwester Eleanor Marie war vom Gedanken der Sünde besessen. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Sie sagt, du hättest dem Ruf der Muttergottes den Rücken gekehrt.«
    »Ich bin ihrem Ruf gefolgt.«
    »Ich weiß. Und ich glaube dir«, hatte Anne-Marie erwidert und ihre Hand ergriffen.
    »Ich glaube, ich habe die Botschaft falsch gedeutet«, hatte Bernie geflüstert, mit Schaudern an den Zweifel denkend, der seit Wochen in ihr wuchs, seit sie erstmals Brendan McCarthy und seine roten Haare zu Gesicht bekommen hatte, seit sie ständig an ihren Sohn denken musste und von ihm zu träumen begann.
    »Was soll das heißen?«
    »Sie ist die Mutter Jesu. Und als ich Mutter wurde, habe ich meinem Kind den Rücken zugekehrt und bin in den Konvent eingetreten …«
    »Du meinst, sie wollte, dass du Mutter wirst statt Nonne?«
    »Das denke ich manchmal«, hatte Bernie erwidert.
    »Glaubst du, Schwester Eleanor Marie wusste von deinen Zweifeln, als du damals zu uns kamst? Und hat dich auf den falschen Weg geführt?«
    »Denkbar wäre es. Manchmal bin ich fast davon überzeugt.«
    »Sie war neidisch auf dich. Das ist sie noch heute. Du bist einige Jahre jünger als sie, aber innerhalb der Kirche bekleidest du eine gleichermaßen machtvolle Position. Vermutlich hat sie nie damit gerechnet, dass du Äbtissin werden könntest. Wir wissen beide, dass dein Anblick sie an ihre Mutter erinnert hat.«
    Eine Prostituierte. Bernie hatte kaum merklich genickt und sich vorgestellt, wie Schwester Eleanor Marie den wahren Sachverhalt verarbeiten würde. Hatte sie gemeint, Bernie habe sich aus Verzweiflung dem erstbesten Mann hingegeben? Damit lag sie völlig falsch. Sie hatte Tom geliebt, über alle Maßen …
    »Sie dachte, du würdest reumütig im Kloster Unterschlupf suchen, als Buße für deine unfassbare Sünde«, hatte Anne-Marie gesagt und eine Grimasse geschnitten, um Bernie wissen zu lassen, was sie davon hielt.
    »Ich habe Buße getan. Aber nicht für meine Liebe zu Tom. Ich habe Buße getan, weil ich ihn und unseren Sohn verletzt habe. Und mir wurde vergeben.«
    »In den Augen von Eleanor Marie sind zwei Sünden unverzeihlich.«
    »Welche?«
    »Ohne ihre Erlaubnis eine Vision zu haben und das gleiche oder mehr Ansehen in der Kirche zu genießen als sie selbst. Sie könnte einem beinahe leidtun.«
    »Beinahe. Sie hat den Bogen überspannt, als sie die Unterlagen meines Sohnes beiseitegeschafft hat. Ich kann mir nicht vorstellen, was sie dazu veranlasst haben mag. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es für mich eine Rolle spielt. Mir geht es nur darum, ihn zu finden.«
    »Ich werde dir dabei helfen, Bernie«, hatte Anne-Marie versprochen.
    Bernie hatte sie angesehen, lange und eindringlich. Anne-Marie war die Güte in Person, und an ihrer Freundschaft konnte kein Zweifel bestehen. Doch Bernie kannte Toms Plan in groben Zügen und wusste, dass es besser für Anne-Marie war, nicht hineingezogen zu werden.
    »Ich möchte nur von dir wissen, ob du den Code für die Alarmanlage an der

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