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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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kann.«
    »Einer Agentur?«, fragte Tom.
    »Ja. Normalerweise werden die Kinder von einer der Adoptionsagenturen vermittelt, die vom Irish Adoption Board anerkannt und daher vertrauenswürdig sind. Sie arbeiten eng mit den Kinderheimen oder Waisenhäusern zusammen, in deren Obhut die Kinder gelangen. Unser Orden verfügt über mehrere solcher Einrichtungen – St. Thomas Aquinas, St. Maurice und St. Augustine’s.« Sie hielt inne und überflog die Dokumente. »Eigentlich müssten die Unterlagen im Umschlag sein, an die Geburtsurkunde geheftet. Aber sie wurden offenbar entfernt.«
    »Entfernt?« Bernie griff nach dem Papier. An der oberen linken Ecke waren noch die Einstichlöcher der Heftklammern zu sehen. »Wer könnte das getan haben? Und warum?«
    »Ich habe keine Ahnung«, antwortete Schwester Dymphna. »Es gibt keine Möglichkeit zu ermitteln, wer Zugang zu den Unterlagen hatte und wann. Ich arbeite seit vielen Jahren hier, aber ich erinnere mich nicht, dass irgendjemand die Akte angefordert hätte.«
    »Es ist also nichts weiter vorhanden? Nichts, woraus man etwas über seinen Verbleib schließen könnte?«
    Schwester Dymphna schüttelte den Kopf. »Es sei denn, die Mutter war in einem unserer Heime. Manchmal wohnen die Mütter vor oder nach der Geburt für eine Weile im Konvent. In diesem Fall müsste der Konvent Informationen über das Kind besitzen.«
    »Da haben wir es bereits versucht«, sagte Tom.
    »Dort gibt es keine entsprechenden Unterlagen«, fügte Bernie hinzu.
    »Irgendwo müssen sie aber sein«, entgegnete Schwester Dymphna zunehmend erregt. »Vielleicht liegt der Fehler bei uns. Bei der Übertragung auf die Festplatte des Computers könnten die Daten versehentlich an der falschen Stelle gespeichert worden sein. Das passiert nicht oft, aber es kommt vor. Wir sind schließlich auch nur Menschen.«
    Tom blickte krampfhaft auf seine Füße. Er spürte, wie der Druck in seiner Brust wuchs. Er war nahe daran zu explodieren, Bernie zu packen und ihr zu sagen, dass sie nun auf seine Art vorgehen würden. Doch er hatte geschworen, ihr die Möglichkeit zu geben, das Problem auf ihre Weise zu lösen.
    »Schwester Brigid?«, rief Schwester Dymphna der jungen Nonne im hinteren Bereich des Raums zu. Langsam, beinahe widerwillig näherte sie sich dem Schalter. »Wissen Sie zufällig etwas über den Verbleib von Urkunden aus dieser Akte? Vielleicht befinden sie sich auf Ihrem Schreibtisch, um in die Datenbank eingegeben zu werden.«
    »Nein«, erwiderte Schwester Brigid.
    »Nein, bei mir sind sie nicht, oder nein, ich weiß nichts darüber?«, fragte Tom barsch.
    »Tom!«, wies Bernie ihn in scharfem Ton zurecht.
    »Nein, auf meinem Schreibtisch befinden sie sich nicht«, antwortete Schwester Brigid errötend.
    »Schon gut, Schwester«, sagte Schwester Dymphna beschwichtigend. »Das dachte ich mir schon. Aber es hätte ja sein können. Danke.«
    Die jüngere Nonne stand unschlüssig da, als wüsste sie nicht, was sie tun sollte. Tom sah, dass sie sich im Zwiespalt befand, und Bernie schien es ebenfalls bemerkt zu haben. Bernie besaß eine Engelsgeduld mit jungen Ordensschwestern, wie er im Lauf der Jahre im Star of the Sea hinlänglich beobachten konnte. Sie behandelte die jungen Frauen, als wären es ihre Töchter – sie liebte sie, wollte das Beste für sie, stand ihnen mit Rat und Tat zur Seite, und wenn sie es mit der Wahrheit einmal nicht so genau nahmen, sah sie es ihnen an der Nasenspitze an. Und das war offenbar bei der jungen Nonne der Fall.
    »Schwester Brigid, bitte«, sagte Bernie. Dies hier war für sie ein harter Brocken. Tom sah, wie sie die Gratwanderung zwischen dem Wunsch, Schwester Dymphnas Autorität zu respektieren, und dem Bedürfnis vollzog, der Geschichte auf den Grund zu gehen.
    Schwester Brigids Röte vertiefte sich. Ihre Augen irrten zwischen Schwester Dymphna und Bernie hin und her. Sie fühlte sich sichtlich unwohl in ihrer Haut und konnte einem leidtun.
    »Eine unserer Mitschwestern rief gestern Abend an«, gestand Schwester Brigid. »Sie erkundigte sich genau nach dieser Akte. Sullivan-Kelly. Sie bat mich, einen Blick hineinzuwerfen und mich zu vergewissern, dass die Vermittlungsunterlagen entfernt wurden.«
    »Sie haben sie entfernt?« Schwester Dymphna runzelte die Stirn.
    »Nein!« Schwester Brigid schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Schwester. Wenn ich sie richtig verstanden habe, waren sie wohl schon lange nicht mehr in der Akte, und die Schwester wollte nur eine

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