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Eine Frage des Herzens

Eine Frage des Herzens

Titel: Eine Frage des Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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geheimnisvoll … Ich wünschte, ich wäre der Mann, dem Sie geschrieben haben …«
    »Ach Andy, ich bin Köchin und Zimmermädchen. Ich stehe nicht im Social Register. Ich bin keine gute Partie, bin nichts für Sie …«
    »Ich wünschte, Sie wären es«, hatte er leidenschaftlich erwidert, die wässrigen braunen Augen gequält.
    »So etwas gibt es nur im Märchen.« Sie hatte traurig gelächelt.
    »Das hat meine Schwester auch behauptet.« Andys Kinnlade klappte vor Schreck herunter, als hätte ihn Kathleen gerade auf das Jüngste Gericht hingewiesen.
    »Ihre Schwester? Welche denn, Wendy oder June?« Kathleen war nie Frauen begegnet, die weniger Sinn für Romantik und Märchen hatten als diese beiden.
    »Weder noch, Louise.«
    »Louise?« Warum hatte sie noch nie etwas von ihr gehört?
    »Wir sprechen nicht über sie. Über meine Schwester, die an Märchen glaubte …«
    »Genau wie ich.« Kathleen dachte an St. Augustine’s zurück, wo sie James angeschaut und sich ihre gemeinsame Zukunft vorgestellt hatte. »Doch das war einmal. Märchen werden nicht wahr, Andy.«
    Sie hatte ihn mit gerunzelter Stirn angelächelt, trotz Kummer und Elend. Er hatte etwas entdeckt, was sie zu verbergen trachtete, und sie ermahnte sich, künftig nicht mehr im Freien, für jedermann sichtbar, zu schreiben. Er verstummte, saß da, trank und rauchte, verloren in Gedanken, die seinen Augen einen düsteren, gequälten Ausdruck verliehen. Vielleicht dachte er an seine Schwester Louise, von der niemand sprach.
    Draußen bog Pierce in die Auffahrt ein, parkte seinen Porsche hinter dem von Andy und blockierte ihn so. Es war eine Metapher für ihre Beziehung. Pierce nahm sich stets den besten Parkplatz. Und alles andere, was sein Herz begehrte.
    Pierce war groß, dunkelhaarig und ungeheuer attraktiv. Er hatte eine dunkle Bailey’s-Beach-Sonnenbräune, braune, glatt zurückgekämmte Haare und grüne Augen, die seinem Namen alle Ehre machten – sie waren durchdringend wie die eines Hais. Abends trug er Kleidung von Prada und Schuhe von Bottega Veneta. Tagsüber bevorzugte er ein bonbonfarbenes Outfit, wobei jedes Hemd mehr kostete, als Kathleen in einem ganzen Monat verdiente. Pink- und pfirsichfarbenes Florgarn, weicher als Rosenblätter, gelbes Leinen, vor Stärke knisternd, mehr noch als das Briefpapier seiner Mutter mit Monogramm.
    Wenn er in die Küche kam, hatte er sich zur Gewohnheit gemacht, Kathleen mit halb geschlossenen Augen anzuschauen und zu sagen: »Bleib anständig, Baby.« Dann ging er wieder. Bei seiner Rückkehr pflegte er die Autoschlüssel in den Korb neben der Tür zu werfen, stehen zu bleiben, um sie abermals eingehend zu mustern, wobei sein Blick auf der Vorderseite der weißen Tracht verweilte, wo sich der Stoff über den Brüsten spannte, und zu sagen: »Irgendwann …«
    Kathleen hatte gehört, wie sich seine Schwestern über ihn unterhielten. Sie wusste, dass er auf Schritt und Tritt eine Spur gebrochener Herzen hinterließ, von Spouting Rock bis zum Clambake Club. Er war der aufgehende Stern in der kleinen Brokerfirma seines Vaters. Er gehörte mehreren exklusiven Clubs in New York an, besaß ein Apartment in der Upper East Side und einen Porsche.
    Pierce Wells war mit Madison Weatherby aus Palm Beach verlobt gewesen, hatte die Verlobung jedoch gelöst, als er Paulette Lander aus Greenwich begegnete. Dann hatte Paulette ihn mit Lisa Davis aus Locust Valley im Bett erwischt, und die Beziehung war ebenfalls in die Brüche gegangen. Kathleen malte sich aus, wie Pierce durch die Straßen schritt, die mit weggeworfenen Diamantringen gepflastert waren.
    Seine Augen waren durchdringend, aber ausdruckslos, als nähme er die Menschen kaum wahr, die er ansah. Manchmal kam er in die Küche, wenn sie kochte, und beobachtete sie schweigend. Sein Blick rief eine Gänsehaut bei ihr hervor, erregte sie aber zugleich. Während er Saft aus einer Flasche trank, sah er sie auf eine Weise an, die ihr sagte, dass er sie begehrte. Das verlieh ihr ein Gefühl der Macht, das sie weder schätzte noch verstand.
    »Sie haben einen irischen Akzent. Was hat Sie bewogen, Irland zu verlassen?«, hatte er eines Tages gefragt.
    »Meine Eltern brachten mich hierher, als ich vierzehn war.«
    »Sind Ihre Eltern Amerikaner?«
    Sie beugte sich über den Salat, den sie zubereitete, und stellte sich taub.
    »Sind
Sie
Amerikanerin?«
    Glaubst du, ich würde Kartoffelpüree aus der Tüte machen und hinter deiner Familie herräumen, wenn ich

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