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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cartland Barbara
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zu Ende führen, dann war das erste Kapitel in der Verfolgung ihres Racheplans geschrieben; danach ging es weiter zum nächsten.
    Während sie im Badewasser lag, dem ein Kamelienduft entstieg, wurde sich Canéda zu ihrer Überraschung darüber klar, daß sie immer noch ängstlich war.
    Sie hatte keine Ahnung, warum das so war, aber sie sagte sich, daß sie sich nicht davor fürchtete, mit dem Herzog allein zu sein. Er mochte ein Lebemann sein, aber er war auch ein Edelmann, und sie konnte nicht glauben, daß er ihre Wünsche nicht respektieren oder daß sie nicht in der Lage sein würde, sehr gut auf sich selbst aufzupassen.
    Alle Männer, die ihr den Hof machten, hatten ihr gehorcht, wenn sie sich geweigert hatte, sich küssen zu lassen, auch wenn sie rettungslos in sie verliebt waren, und obwohl sie sie oft angefleht hatten, sie nicht zu verlassen, hatten sie niemals versucht, sie daran zu hindern.
    Der Herzog würde auch nicht anders sein, dachte Canéda, als sie sich mit einem Handtuch abtrocknete.
    Der Gedanke blitzte in ihr auf, daß er sich womöglich, weil sie vorgab, nicht eine Dame, sondern eine Zirkusreiterin zu sein, anders verhalten könnte.
    Dann beruhigte sie sich mit der Überlegung, daß sie eine Frau sei und allein schon deshalb den Respekt eines Mannes fordern könne, wie niedrig er sie auch einschätzte.
    Gleichzeitig ertappte sie sich bei dem Gedanken, daß sie sich nicht hätte einverstanden erklären dürfen, die Nacht über zu bleiben. Harry wäre entsetzt! dachte sie.
    Aber dann schob sie trotzig das Kinn vor. Der Zweck heiligt die Mittel, sagte sie sich. Damit berief sie sich auf eine alte jesuitische Weisheit. Der Zweck, den sie im Auge hatte, war die Demütigung des Herzogs. Er sollte eine Frau begehren, die aus seinem Leben verschwand, nachdem er den Wunsch geäußert hatte, daß sie bleibe.
    Vielleicht fragt er mich, ob ich seine Mätresse werden will? dachte Canéda. Er hatte kein Hehl daraus gemacht, daß er nicht immer allein war, und sie sagte sich, daß sie sehr naiv gewesen war.
    Natürlich gab es in seinem Leben Frauen, und es erboste sie besonders, daß eine von ihnen eine Engländerin gewesen war. Canéda fragte sich, wie sie ausgesehen hatte. Blond und blauäugig, nahm sie an, wie sich ein Franzose eine Engländerin vorstellt, genauso wie sie ihn sich mit dunklen Augen und nicht mit grauen vorgestellt hatte.
    Sie versuchte sich Mut zuzusprechen – wenn er, wie er sagte, ein halber Engländer war, würde er sich auch ihr gegenüber gemäß dem englischen Ehrenkodex verhalten. Er würde sich deshalb genauso wie Lord Warrington oder die anderen Männer, die sie um ihre Hand gebeten hatten, benehmen.
    Als sie angezogen war, starrte sie in den Spiegel und stellte fest, daß sie sehr schön aussah.
    Der Schmuck, den sie trug, bestand aus drei Sternen, die die Zofe in ihrem Haar befestigte, einer kurzen Kette aus echten Perlen, die ihr Harry geschenkt hatte, und einem schmalen Armband aus Diamanten und Perlen, das sie unter anderen Juwelen, die der verstorbenen Gräfin gehört hatten, im Erbe der Langstones gefunden hatte.
    Als sie sich jetzt im Spiegel betrachtete, fand sie, daß sie viel eher wie eine Debütantin aussah als wie eine Zirkusreiterin. Aber sie sagte sich, daß sie nichts daran ändern konnte – sie konnte höchstens ein bißchen Lippenpomade auftragen.
    Als sie es getan hatte, stand ihr Mund in so schreiendem Gegensatz zu ihrem sonstigen Aussehen, daß sie die Pomade wieder abwischte und sich vom Spiegel abwandte.
    Sie bedankte sich bei der Zofe, verließ das Schlafzimmer und ging mit federnden Schritten auf das Turmzimmer zu.
    Ein Diener öffnete ihr die Tür, und sie trat ein und sah, daß die Kerzen schon angezündet waren, obwohl durch die Fenster, deren Vorhänge nicht zugezogen waren, noch das schwache Licht der untergehenden Sonne drang.
    Der Raum hatte etwas Geheimnisvolles an sich, aber es war unmöglich, sich im Augenblick auf etwas anderes als den Herzog zu konzentrieren. Hatte er schon in seinem schmucklosen, gutgeschnittenen Reitanzug eindrucksvoll ausgesehen, so sah er im Abendanzug noch ungleich besser aus. Er hatte eine so bezwingende Ausstrahlung, daß Canéda dachte, er wäre ihr auch, wenn sie ihm irgendwo in England begegnet wäre, aufgefallen.
    Kaum war sie über die Schwelle getreten, blieb sie stehen und sah ihn an, wie er da mit dem Rücken zum Kamin stand, in dem man ein Feuer entzündet hatte. Ihre Augen begegneten sich, und sie brachte es

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