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Eine französische Affäre

Titel: Eine französische Affäre Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cartland Barbara
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Dann fügte sie mit einem Beben in der Stimme hinzu: »Du siehst deiner Mutter so ähnlich, so unglaublich ähnlich. Ich habe sie all die Jahre so sehr vermißt!«
    Canéda wollte antworten, daß die Bantômes kein Zeichen ihrer Zuneigung gegeben hätten, aber Armand stellte seiner Großmutter gerade Madame de Goucourt vor und sagte dann: »Ich muß Hélène holen. Sie hat nicht erwartet, daß sie schon so bald hier sind.«
    »Ja, tu das, mein lieber Junge«, erwiderte die Gräfin, »und bitte die Diener, uns Erfrischungen zu bringen. Ich bin sicher, sie haben es vergessen.«
    »Selbstverständlich, Großmutter.«
    Er lächelte Canéda an, bevor er aus dem Zimmer ging, und wieder fiel es ihr schwer, das Lächeln nicht zu erwidern.
    Sie saß ganz steif und mit geradem Rücken auf dem Stuhl neben der Gräfin, und als spürte diese ihre feindseligen Gefühle, unterhielt sie sich mit Madame de Goucourt, die sie seit vielen Jahren kannte.
    »Ich konnte es zuerst gar nicht glauben, als der Diener mit der Botschaft kam, daß ihr auf eurer Jacht in Bordeaux eingetroffen seid!« rief sie. »Ist es deine Jacht?« fragte sie Canéda.
    »Sie gehört meinem Bruder Harry.«
    »So nennst du ihn also? Ich habe mich schon gefragt, als ich in der Zeitung las, daß er den Titel eures Onkels geerbt hat, ob du ihn Edward nennst. Mir kommt der Name Harry immer ein bißchen langweilig vor.«
    Wieder fühlte Canéda Zorn in sich aufkommen, weil ihre Großmutter sicherlich nicht an Harry geschrieben hätte, wenn er nicht den Titel geerbt hätte.
    Die Tür des Salons öffnete sich, und Armand kam mit einem sehr hübschen Mädchen herein.
    Canéda konnte einige Ähnlichkeit mit sich erkennen, allerdings hatten Hélène und Armand dunkle Augen und nicht ihre aufsehenerregend blauen. Ohne sich etwas darauf einzubilden, weil sie ihre Schönheit ja von ihrer Mutter hatte, stellte sie auch fest, daß Hélène nicht ganz so hübsch wie sie selbst war.
    »Es ist eine Riesenfreude, dich kennenzulernen, liebe Canéda«, rief Hélène, »und ich habe es mir auch gewünscht, weil ich immer der Meinung war, daß es die aufregendste und romantischste Geschichte ist, die ich je gehört habe, wie deine Mutter durchgebrannt ist, um zu heiraten.«
    Canéda war erstaunt, daß ihre Base so offen darüber sprach, und noch dazu in Gegenwart der Gräfin, aber sie ließ sich die Gelegenheit nicht entgehen und sagte: »Meine Mutter war sehr, sehr glücklich. Gleichzeitig vermißte sie aber ihre Familie, und es machte sie sehr traurig, daß ihr sie verstoßen habt.« Der bloße Gedanke an die Leiden ihrer Mutter machte sie zornig, und ihre Stimme schallte laut durch den Salon, in dem es einen Augenblick ganz still wurde.
    »Ich kann verstehen, meine Liebe«, sagte die alte Dame, »daß du darüber böse bist, daß deine Mutter von allen, die sie liebte, getrennt war. Es hat mich mehr geschmerzt, als ich es je mit Worten ausdrücken kann, weil sie meine Tochter war.«
    »Warum warst du dann so herzlos?« fragte Canéda rundheraus.
    Die Gräfin machte mit ihren blaugeäderten Händen eine nervöse Bewegung. In diesem Augenblick öffnete sich die Tür, und ein alter Mann kam, auf beiden Seiten von Dienern gestützt, herein. Sie trugen ihn fast durch den Raum, um ihn in einen Sessel bei der Gräfin zu setzen, und legten ihm dann eine pelzgefütterte Decke über die Knie.
    Er blieb stumm, und die Gräfin sagte: »Lieber François, Canéda ist angekommen. Ich habe dir doch gesagt, daß sie heute kommt.«
    »Wer? Wer?« fragte der alte Mann.
    Er hat einen schönen Kopf und muß, dachte Canéda, ungewöhnlich gut ausgesehen haben, als er jung war.
    Jetzt war sein Haar weiß und sein Gesicht von tiefen Falten durchzogen.
    »Canéda«, antwortete die Gräfin. »Sie ist auf Besuch hier, aus England.«
    Während sie sprach, sah sie Canéda an, die merkte, daß ihre Großmutter wollte, daß sie aufstand und näher an den Grafen herantrat.
    Sie befolgte ihren Wunsch in dem angenehmen Bewußtsein, daß sie in ihrem teuren Seidenkleid mit der Taftpelerine und dem Hut, der mit kleinen Straußenfedern geschmückt und ebenfalls sehr teuer gewesen war, überaus elegant aussah.
    Jetzt sollte sie ihren Großvater kennenlernen, den Verwandten, der sicherlich mehr als jeder andere dazu beigetragen hatte, daß ihre Mutter wie eine Aussätzige behandelt wurde, weil sie den Mann, den sie liebte, geheiratet hatte.
    Mit hocherhobenem Kinn und sehr geradem Rücken stellte sich Canéda vor ihn hin,

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