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Eine Frau geht ihren Weg

Eine Frau geht ihren Weg

Titel: Eine Frau geht ihren Weg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Howard
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kleine Anhöhe zu überwinden, die unmittelbar vor ihnen lag. Der Regen kam inzwischen in wahren Sturzbächen vom Himmel, und Sybil war nass bis auf die Haut. Vorsichtig versuchte sie, mit ihrem verstauchten Knöchel aufzutreten - und schrie vor Schmerz leise auf. Im selben Moment wurde sie von zwei starken Armen hochgehoben und an eine warme, wenn auch nasse Brust gedrückt.
    „Du musst mich nicht tragen!” rief sie laut, um den Regen und den Wind zu übertönen.
    Doch Daniel antwortete nicht. Um sie, so gut es ging, vor dem Regen zu schützen, hatte er sich tief vornübergebeugt und rannte mit ihr den Hügel hinauf. Sie merkte, wie er sich anstrengen musste, sein Tempo beizubehalten, und betete, dass nicht gerade ein Blitz einschlug, wenn sie über die Hügelkuppe liefen. Erleichtert atmete sie auf, als sie schließlich sicher den Parkplatz erreichten.
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5. KAPITEL
    Sybil beobachtete, wie das Wasser in Strömen an der Windschutzscheibe hinunterlief. „Ich danke dir”, fing sie zögernd an, doch Daniel brachte sie mit einer ungeduldigen Handbewegung zum Schweigen.
    „Das war doch selbstverständlich”, sagte er, während er den Motor anließ. „Meine einzige Sorge ist, dass wir heil zurückkommen. Hoffentlich ist die Straße nicht überschwemmt.”
    „Ist es denn ratsam, jetzt loszufahren? Wir sollten vielleicht warten, bis es sich aufklärt. Diese Wolkenbrüche gehen doch gewöhnlich schnell wieder vorbei.” Die Vorstellung, jetzt die Passstraße hinunterzufahren, wo man kaum die Hand vor den Augen sah, behagte ihr gar nicht.
    „Wenn wir hierbleiben, wird die Straße mit Sicherheit irgendwann durch einen Erdrutsch aus den Bergen blockiert sein, und wir sitzen auf diesem Parkplatz fest, bis jemandem auffällt, dass wir noch nicht zurück sind. Da uns aber niemand vermissen wird, könnte es eine ganze Weile dauern, bis wir von hier wegkämen”, belehrte Daniel sie mit grimmiger Miene.
    Sybil fröstelte bei der Vorstellung, auf diesem einsamen Parkplatz übernachten zu müssen.
    Doch sie bemühte sich, ruhig zu bleiben. „Es ist bestimmt nicht das erste Mal, dass wir bei Regen im Auto unterwegs sind, oder? Also, lass uns losfahren.”
    Das Getöse des Unwetters war so ohrenbetäubend, dass sie nicht einmal das Motorengeräusch des Porsche hören konnten. Während Daniel zurückfuhr, drehte er sich um und schaute angestrengt aus dem Rückfenster. Dann fuhr er langsam auf die Passstraße zu. „Sag mir bitte, ob ein Auto kommt, und pass vor allen Dingen auf, dass ich nicht von der Fahrbahn abkomme.”
    Ärgerlich schaute ihn Sybil an. „Außer Wasser und grauem Nebel kann ich da draußen leider nichts erkennen”, erwiderte sie gereizt.
    „Nimm dich zusammen, Sybil”, ermahnte Daniel sie. „Wenn du nervös bist, lässt dein Reaktionsvermögen nach.”
    Sybil nickte abwesend. Warum nur hatte sie diesem Mann begegnen müssen? Sie hätte darauf bestehen sollen, dass Gloria und Steve das Projekt behielten, anstatt sich in ihrer Wut dazu hinreißen lassen, die Sache selbst zu übernehmen. Wut? Gab es nicht vielleicht ein weiteres, viel stärkeres Motiv? Schnell verwarf sie diese Frage, weil sie die Antwort lieber nicht wissen wollte.
    „Wir müssen jetzt auf die Passstraße abbiegen. Achte bitte auf den Gegenverkehr”, befahl Daniel.
    „Aber ich kann absolut nichts sehen! Alles, was ich erkennen kann, sind graue Schatten -
    warte, ich sehe ein Stoppschild. Ich glaube, da kommt etwas. Vielleicht ist es nur ein Baum, ich weiß es wirklich nicht.” Sekunden später tauchte vor ihnen ein dunkler Schatten auf, der im nächsten Moment wieder von der grauen Regenwand verschluckt wurde. Es war ein Auto gewesen! Sybil überlief es kalt. Und sie hatte sich eingebildet, es sei ein Baum.
    „Gut”, sagte Daniel. „Ist die Straße jetzt frei? Auf meiner Seite sehe ich nichts.”
    Sybil spähte angestrengt durchs Wagenfenster. „Es ist alles frei”, verkündete sie.
    Die nächsten zwei Stunden waren fürchterlich. Im Schneckentempo kroch der Porsche die Straße entlang, und mehr als einmal fürchtete Sybil, er könne die steile Felsschlucht zu ihrer Rechten hinabstürzen. Obwohl sie sich ein wenig entspannte, nachdem sie im Tal angelangt waren, atmete sie doch erst befreit auf, als Daniel in die Einfahrt zu ihrem Haus einbog.
    Doch ihre Freude schwand schnell. Mit Erschrecken musste sie feststellen, dass ihr Haus von riesigen Wasserlachen umgeben war, die sich zu einem kleinen See zu vereinigen

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