Eine Frau geht ihren Weg
drohten.
Daniel fuhr so dicht wie möglich an das Haus heran und parkte den Wagen.
„Von hier aus müssen wir zu Fuß weiter”, bestimmte Daniel, während er seinen Sicherheitsgurt ausklinkte. „Was macht dein Knöchel?”
Ungeduldig winkte Sybil ab. „Der ist völlig in Ordnung. Lass uns zum Haus rennen.”
Der Sturm riss ihnen fast die Wagentüren aus der Hand, und der Regen hatte ihre Kleidung in Sekunden erneut durchgeweicht. Im Zickzackkurs rannte Sybil auf die Haustür zu, immer bemüht, den riesigen Pfützen auszuweichen, die sich einen Weg durch ihren Vorgarten gebahnt hatten. Ihr Knöchel tat höllisch weh, und nachdem sie die Haustür endlich erreicht hatte, lehnte sie sich erschöpft dagegen und verlagerte ihr Gewicht auf ihren gesunden Fuß.
Daniel, der dicht hinter ihr stand, nahm mit einem Satz die Stufe zur Haustür und legte den Arm um Sybil, während er sich vorbeugte, um aufzuschließen. Kaum waren sie im Seite 32 von 73
Wohnzimmer, da zog er sie eng an sich und küsste sie leidenschaftlich auf den Mund. Sein Kuss überrumpelte Sybil dermaßen, dass sie nicht einmal dazu kam, gegen diesen Überfall zu protestieren. Doch das wäre ohnehin nicht nötig gewesen, denn im nächsten Moment gab er ihre Lippen frei und hob Sybil hoch, um sie nach oben zu tragen.
Sybil erschrak. Ganz offensichtlich wollte er sie zum Bett bringen. „Daniel!” rief sie und strampelte mit den Beinen, damit er sie herunterließ. Als er sie daraufhin nur noch fester hielt, versuchte sie, ihn mit vernünftigen Argumenten zu überzeugen. „Daniel, ich weiß, du hast eine anstrengende Autofahrt hinter dir. Aber glaubst du nicht…” Resigniert brach sie ab, als sie merkte, dass er ihr gar nicht zuhörte.
Er näherte sich dem Bett. Sybil wurde von einem Gefühl der Panik ergriffen, bis sie zu ihrer großen Verblüffung nicht auf dem Bett abgesetzt wurde, sondern Daniel an diesem vorbei zum Badezimmer ging, wo er sie unsanft vor der Tür auf den Boden stellte.
„Hier”, sagte er knapp. „Vor dem Abendessen hätte ich dich ohnehin nicht verführt.” Daniel war wütend auf sie, so wütend, dass er nur noch einen eisigen Blick für sie übrig hatte. „Was bist du für eine Frau, Sybil?” Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und zwang sie, zu ihm aufzuschauen. Aufmerksam musterte er ihre Züge, und Sybil wusste, dass ihm nichts entging.
Plötzlich fing ihre Unterlippe an zu zittern. Sanft strich er mit dem Daumen darüber. „Sag es mir, Sybil. Einerseits bist du voller Wärme und Leidenschaft, dann wieder so kalt und verschlossen, dass du vor meiner Berührung allein schon Angst hast. Kannst du mir erklären, was das zu bedeuten hat?”
„Ich bin Geschäftsfrau, und als solche interessieren mich meine Verträge weitaus mehr als romantische Träume!” Schnell wandte Sybil den Kopf zur Seite, damit er nicht sah, dass ihr die Tränen in die Augen getreten waren.
„Sybil, du musst keine Angst vor einer Beziehung mit mir haben”, sagte er weich. Und als sie darauf etwas erwidern wollte, berührte er leicht ihre Wange und fügte hinzu: „Nein, du sollst mir jetzt keine Antwort geben. Nimm erst einmal ein heißes Bad und zieh dir trockene Sachen an.
Wir können auch später noch reden.”
„Zum Teufel mit diesem Mann!” fluchte Sybil leise, nachdem sie die Badezimmertür hinter sich geschlossen hatte. Sie bürstete sich das tropfnasse Haar aus dem Gesicht und drehte dann die Wasser-Hähne auf, um sich ein heißes Bad einzulassen.
Doch obwohl das dampfende Wasser angenehm ihre durchfrorenen Glieder erwärmte, schaffte sie es nicht, sich zu entspannen. Immer wieder kreisten ihre Gedanken um Daniel. Sie sollte keine Angst vor einer Beziehung mit ihm haben, hatte er gesagt. Aber was sollte das für eine Beziehung werden? Eine langfristige, dauerhafte etwa? Nein, das war völlig ausgeschlossen. Er arbeitete nur so lange für Southey Manufacturing, bis er einen Plan entwickelt hatte, mit dessen Hilfe die Firma wieder ihren Umsatz steigern konnte. Danach würde ein neuer Geschäftsführer ernannt werden, und Daniel würde irgendwo den nächsten Auftrag übernehmen. Und dass sie ihre Firma aufgab, um mit ihm zu gehen, kam nicht in Frage.
Etwas später, Sybil war gerade aus der Wanne gestiegen und trocknete sich ab, klopfte es an der Tür.
„Alles in Ordnung?” rief Daniel.
„Ja, ich bin gleich fertig”, antwortete Sybil.
„Okay. Ich habe eine Flasche Wein aufgemacht, damit du die Schmerzen in deinem Fuß ein
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