Eine Frau mit Geheimnis
Russen? Wie um alles in der Welt kommen Sie mit ihnen zurecht?“
„Oh, einige meiner eigenen Bediensteten haben mich hierher begleitet.“ Dominic zeigte auf den Mann, der die Haustür aufhielt. „Dort sehen Sie meinen Kammerdiener Cooper. Ich überlasse es ihm und meinem übrigen Personal, die sprachlichen Probleme zu lösen.“
Inzwischen hatten sie sich dem Haus genähert, und Cooper unterdrückte eine Grimasse. Offensichtlich hatte er einige Schwierigkeiten mit den russischen Dienern.
„Ist das Frühstück fertig, Cooper?“, fragte Dominic. Aus Rücksicht auf seinen Gast sprach er nicht Englisch. Aber Coopers Französisch war erstaunlich gut.
„Ja, Euer Gnaden, ich habe die Mahlzeit im Kleinen Salon anrichten lassen.“
„Ausgezeichnet. Gehen Sie bitte voran.“
Alex erwartete keine anderen Gäste im Kleinen Salon anzutreffen. Dafür war es noch zu früh. Also würde sie allein mit Dominic frühstücken. Bei diesem Gedanken pochte ihr Herz schneller. Einfach lächerlich, sagte sie sich. Seine Dienstboten waren anwesend. Was sollte in dieser Morgenstunde schon passieren?
Auf dem Tisch lagen zwei Gedecke. Dominic deutete auf einen Stuhl, von dem aus man in den Garten blicken konnte. Kritisch musterte er das Sideboard, auf dem mehrere Kannen und silberne Platten standen.
„Frischer Kaffee, Tee und Schokolade, Euer Gnaden“, verkündete Cooper. „Und alles andere, was Sie bestellt haben.“
„Gut. Danke, Cooper.“
Zu Alex’ Bestürzung verließ der Kammerdiener den Raum. Nun waren sie allein!
„Ein Frühstück im englischen Stil, Alexej Iwanowitsch. Wir bedienen uns selbst, denn wir Engländer legen beim Frühstück keinen Wert auf die Anwesenheit unserer Dienstboten.“
Mühsam zwang sie sich zu nicken.
„Suchen Sie sich aus, was Sie gern mögen! Nach unserem Ritt sind Sie sicher hungrig.“
Da ihr nichts anderes übrig blieb, folgte sie ihm zum Buffet.
„Noch etwas Kaffee?“ Schon seit Stunden schienen sie am Frühstückstisch zu sitzen. Alex tat ihr Bestes, um zu essen – ganz langsam, in der Hoffnung, wenn sie die Mahlzeit beendeten, würden Dominics Gäste ankommen. Immer wieder krampfte sich ihr Magen zusammen, und sie brachte kaum einen Bissen hinunter. Sie hoffte, Dominic würde das nicht bemerken. Von einem Kavallerieoffizier erwartete man einen gesunden Appetit.
„Noch etwas Kaffee, Alexandrow?“, wiederholte er.
Damit riss er sie aus ihrem Tagtraum. Inzwischen musste der Kaffee erkaltet sein. Wenn sie noch Kaffee trinken wollte, musste er einen Dienstboten beauftragen, eine frische Kanne zu bringen. „Ja, bitte, Calder, sehr gern.“
Nun wirkte seine Miene etwas ungeduldig. Aber er sagte nichts, stand auf und zog am Glockenstrang. Bis Cooper erschien, dauerte es ziemlich lange.
„Noch eine Kanne Kaffee, Cooper.“
„Sehr wohl, Euer Gnaden.“ Der Kammerdiener ergriff die Kanne. „Wünschen Euer Gnaden noch etwas? Vielleicht noch etwas mehr Schokolade?“
Die Brauen hochgezogen, wandte Dominic sich zu Alex.
Worum sollte sie bitten? Irgendetwas, nur damit die Zeit verging … Dann fiel ihr etwas ein. „Wenn es nicht zu viel Mühe macht – heute Morgen hätte ich Lust auf Toast mit Honig.“
Erstaunt runzelte Dominic die Stirn, bevor er sich zu seinem Kammerdiener wandte, um ihm den Auftrag zu erteilen. Doch das war überflüssig.
„Frischer Kaffee, Euer Gnaden, Toast und Honig für Hauptmann Alexandrow. Sofort, Euer Gnaden.“ Cooper verneigte sich, dann zog er sich hastig zurück.
„Toast und Honig?“, fragte Dominic. „Das klingt nicht besonders russisch.“
„Nein, das ist es auch nicht. Früher aß ich es …“ Abrupt verstummte sie. Großer Gott, beinahe hätte sie sich verraten. „In London kam ich auf den Geschmack.“
„Tatsächlich? Ich dachte immer, Toast und Honig würde man nur Kindern zum Frühstück servieren“, bemerkte er und trank seine Kaffeetasse leer.
Alex starrte auf ihren Teller hinab. Gewiss, in der Kindheit hatte sie zusammen mit ihrer Mutter Toast mit Honig gegessen. Dieses Frühstück hatte ihre schottische Kinderfrau Meg zubereitet.
Einige Minuten lang herrschte ein drückendes Schweigen, dann räusperte sie sich. „Wie haben Sie dieses Haus gefunden, Calder? Und wie lange werden Sie hier wohnen?“
In seinen Sessel zurückgelehnt, schilderte er seine Ankunft in Russland und seine Schwierigkeiten mit der unbarmherzigen Bürokratie. „Für sechs Monate.“
„Also möchten Sie den russischen Winter ertragen? Sehr
Weitere Kostenlose Bücher