Eine Frau mit Geheimnis
Kompliment.
„Eine richtige Frau in unserer Gruppe würde vieles vereinfachen. Denk darüber nach.“
„Verlangst du von mir, dass ich euch helfe?“
Dominic legte seine Wange an ihr Haar. „Gar nichts verlange ich. Du bist meine Gemahlin, die Frau, die ich liebe. Deshalb bitte ich dich darum. Du kannst es ablehnen. Wenn du dich dazu entschließt, werde ich es nie mehr erwähnen.“
„Auf keinen Fall werden wir gegen Russland spionieren.“
„Gewiss nicht, das schwöre ich dir.“
„Aber was die Spionage gegen Frankreich betrifft – da habe ich einige Erfahrungen gesammelt“, erzählte sie lächelnd. „Deshalb haben meine Kameraden mich dazu überredet, den Maskenball in Frauenkleidern zu besuchen. Sie wussten von meinen Erfolgen in einem französischen Lager, in das ich mich geschlichen hatte, als Bäuerin getarnt. Und dann schlossen sie Wetten darüber ab, ob man mich auf dem Ball entlarven würde oder nicht. Einige glaubten nämlich, ich wäre unfähig, eine vornehme Dame zu mimen.“
„Hm … Solltest du den Ball nur wegen dieser Wette besuchen?“
„Eh – nein, außerdem erhielt ich den Auftrag zu spionieren.“
„Und?“
„Das … das tat ich nicht, weil ich einen amüsanteren Zeitvertreib fand.“ Sie legte einen Finger auf seine Lippen und kam seiner nächsten Frage zuvor. „In der Gesellschaft des Mannes, den ich auf dem Maskenball anzutreffen hoffte.“
„Ah.“
Alex schlang die Arme um seinen Nacken. Seufzend flüsterte sie seinen Namen an seinen Lippen, und er drückte sie fester an sich. „Eine Frage muss ich dir noch stellen, Dominic. Was wirst du deiner Duchess erzählen?“
„Was würdest du mir denn sagen, meine Süße?“
„Oh – ich meine deine Mutter, das weißt du sehr gut.“
„Natürlich werde ich ihr schreiben und erklären, ich hätte in Russland meine Schottin Alexandra gefunden, so wie erwartet.
Und dass ich sie geheiratet habe.“ „Und meine Vergangenheit? Wirst du sie darüber informieren?“
Seine Hand glitt unter ihre Röcke und liebkoste einen nackten Schenkel. „Nein, das bleibt unser Geheimnis, Liebste. Ob wir meine Mutter einweihen sollen, musst du entscheiden.“
„Und deine Brüder?“
„Auch das liegt in deinem Ermessen. Allerdings muss ich dich warnen – ich glaube, Leo hat Verdacht geschöpft. Und das gilt auch für meine Tante Harriet.“
„Wie ist sie darauf gekommen?“
„Weil du dich selber verraten hast. Bei der Dinnerparty in London hat sie den Butler veranlasst, dein Weinglas immer wieder zu füllen. Das hast du nicht bemerkt – und einiges ausgeplaudert. In mancher Hinsicht gleicht sie dir – sie ist intelligent, willensstark und tapfer wie eine Löwin.“
„O Dominic …“ Hielt er wirklich so viel von ihr?
„Jedenfalls stellte Tante Harriet fest, dass du die englische Sprache beherrschst. Und sie spürte es sofort – irgendetwas konnte nicht mit dir stimmen. Schließlich musste ich ihr die Wahrheit sagen. Aber du brauchst nichts zu befürchten, sie ist genauso verschwiegen wie Leo. Vielleicht solltest du mit ihr reden, wenn wir wieder in London sind.“
„Und wann fahren wir nach England?“
„Wenn du einverstanden bist, möchte ich vorher mit dir auf Reisen gehen, Liebste. Dann würdest du Zeit finden, dein Haar wachsen zu lassen – und andere Dinge zu ändern. Meg hat mir eine Creme für dein Gesicht und deine Hände gegeben. Wenn du die benutzt, wird deine gebräunte Haut allmählich heller.“
„Also hast du dich mit Meg gegen mich verschworen? Großer Gott, ich bin von Verrätern umgeben! Am besten werde ich mit dem Säbel an meiner Seite schlafen.“
„Wenn du willst … Hoffentlich wirst du die Waffe nicht gegen deinen Mann benutzen. Ich glaube, das wäre ein Kapitalverbrechen.“
„Tatsächlich? Nun, dann muss ich andere Mittel und Wege finden, um den Duke of Calder zu unterjochen.“ Lachend warf sie sich auf ihn.
„Schon gut, ich kapituliere bedingungslos. Wie könnte sich ein armer, schwacher Zivilist gegen einen erprobten Kavallerieoffizier wehren?“
„Lass dir das eine Lehre sein, Duke“, flüsterte sie, und ihre Lippen fanden sich.
– ENDE –
ANMERKUNGEN DER AUTORIN
Dieser Roman wurde von Tatsachen inspiriert. Von 1806 bis1816 diente die Kavalleristin Nadeschda Durowa im russischen Heer, zuerst als gemeiner Soldat, dann als Offizier. Erfolgreich verbarg sie ihr Geschlecht vor ihren Kameraden und Vorgesetzten, sogar als Offiziersbursche des Generalfeldmarschalls Michail
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