Eine Frau zum Heiraten
Kaschmirpullover aussah und das er ganz behutsam trug.
“Wir … Ich … Das haben wir im Heizungsraum gefunden. Offensichtlich hat seine Mutter es verlassen, und ich …”
In diesem Moment begann das Bündel, sich zu bewegen, und man hörte ein ziemlich kräftiges Miauen.
“Das ist eine Katze!”, rief Claire entsetzt.
“Ein Kätzchen”, korrigierte Alex. Dann zog er den Pullover vorsichtig auseinander, sodass das Kätzchen zum Vorschein kam. “Ich schätze, es ist noch nicht einmal sechs Wochen alt. Auf jeden Fall ist es zu klein, um allein weiterleben zu können.”
“Ist es eine Sie?”, fragte sie.
“Ich weiß nicht genau, aber es ist so hübsch, dass es wohl ein Weibchen ist.” Seine Züge wurden sichtlich weicher, als er das getigerte Kätzchen aus dem Pullover nahm, um es ihr zu zeigen.
Es war so klein, dass Claire sich kaum traute, es zu berühren. Und es war außergewöhnlich hübsch, denn es hatte weiße Pfoten und große Augen.
“John mochte keine Tiere”, sagte sie unsicher. “Ihm wäre nie ein Tier ins Haus gekommen. Er fand …”
“Und was finden
Sie
, Claire?”, fiel Alex ihr ins Wort.
Sie bemerkte den wütenden Ausdruck in seinen Augen, konnte sich aber keinen Reim darauf machen.
“Dies war Johns Zuhause”, erinnerte sie ihn leise, “und ich …”
“Und was? Sie waren hier nur zu Gast? Aber jetzt ist es Ihr Zuhause, stimmt’s? Ihr Zuhause und wahrscheinlich doch kein Zuhause für dieses Kätzchen. Es braucht ein Zuhause, wo es nicht nur geduldet, sondern geliebt wird.”
Aus irgendeinem Grund verletzten seine Worte sie. Er hatte sie an einer empfindlichen Stelle getroffen, von deren Existenz sie bisher gar nichts gewusst hatte.
Unwillkürlich hatte sie die Hände ausgestreckt und ihm das Kätzchen abgenommen. Es war federleicht, aber erstaunlich warm. Während sie es hielt, hörte sie plötzlich ein ungewöhnliches Geräusch, und es dauerte ein paar Sekunden, bis sie es identifiziert hatte. “Es schnurrt ja!”, rief sie entzückt.
“Es mag Sie”, bemerkte Alex.
“Ich darf es nicht ins Wohnzimmer lassen”, hörte Claire sich sagen.
“Wahrscheinlich kann es noch nicht richtig lecken”, warnte er. “Sie müssen es eine Zeit lang mit der Flasche füttern. Wir haben drei Katzen so großgezogen. Meine Geschwister hatten sie in einer alten Scheune gefunden. Sie waren völlig abgemagert, und ich hätte nie gedacht, dass sie überleben würden.” Er lächelte, als er sich daran erinnerte, wie entschlossen seine Schwester Mary-Beth gewesen war, die Katzen zu retten. Es war nach dem Tod ihrer Eltern das erste Mal gewesen, dass sie sich für etwas interessiert hatte.
Claire wollte das Kätzchen auf den Boden setzen, doch es begann sofort zu maunzen.
“Ich hatte noch nie eine Katze”, erklärte sie unsicher. “Ich weiß nicht, was …”
“Es ist ganz einfach. Sie braucht einen Schlafplatz, etwas zu fressen, viel Liebe und … Ach ja, eine Kiste mit Sand, in der sie ihre Notdurft verrichten kann. Außerdem müssen Sie sie von einem guten Tierarzt untersuchen lassen. Hatten Sie als Kind denn kein Haustier?”, erkundigte er sich neugierig.
Sie schüttelte den Kopf.
“Nein, ich … ich bin bei meiner Großtante aufgewachsen. Meine Eltern sind gestorben, als ich noch klein war. Ist schon gut”, fügte sie hinzu, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. “Ich kann mich kaum noch an sie erinnern. Nur an …” Sie zögerte, da sie nicht daran denken mochte, wie oft sie sich als Kind in den Schlaf geweint hatte. Damals hatte sie sich an die Erinnerung an den Duft des Parfums ihrer Mutter und an die Stimme ihres Vaters geklammert.
“Meine Großtante wollte keine Tiere im Haus haben, und John …”
Dass Claire bei ihrer Großtante aufgewachsen war, erklärte ihre ruhige, aufmerksame Art. Unwillkürlich fragte sich Alex, ob sie eigentlich wusste, wie faszinierend sie war. Dann rief er sich wütend ins Gedächtnis, dass dieser andere Mann, den sie mit einer anderen Frau teilte, es ihr bestimmt gesagt hatte.
Ob sie bereits vor Johns Tod ein Verhältnis mit ihm gehabt hatte? Das hielt Alex für unwahrscheinlich. Allerdings konnte er sich gut vorstellen, dass sie nach Johns Tod besonders empfänglich für eine Affäre gewesen war, weil sie jemanden gebraucht hatte, der für sie da war. Und wer hätte sich besser dafür geeignet als ein Mann, den sie bereits kannte?
Sicher wusste sie, dass diese Beziehung keine Zukunft hatte und dass sie sich erniedrigte, wenn sie
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