Eine Frau zum Heiraten
Ärmster”, meinte sie und musste dann wieder lachen.
“Lachen Sie nur”, beklagte er sich. “Ich kann mich jedenfalls glücklich schätzen, dass ich mir daran nicht die Zähne ausgebissen habe. Das ist meine Version der Geschichte. Und wie lautet Ihre?”, erkundigte er sich sanft. “Was haben Sie gegen Schmorbraten?”
Die Frage kam völlig unerwartet. Nachdem Claire einen Moment gezögert hatte, gestand sie widerstrebend: “Irene wollte, dass ich Schmorbraten für Sie mache. Sie hat von einer Freundin ein Kochbuch für die traditionelle amerikanische Küche geliehen und es mir gegeben, weil sie dachte, Sie würden sich dann bei mir eher … zu Hause fühlen.”
Alex vermutete, dass Irene sich vielmehr Sorgen um Tims Job gemacht hatte als um sein leibliches Wohl. Daraus machte er ihr aber keinen Vorwurf, denn es war nur allzu nachvollziehbar.
Er schaute sich in der Küche um. In allen übrigen Räumen war ihm deutlich bewusst geworden, dass dies das Haus eines anderen Mannes war. Unwillkürlich fragte er sich, wie sehr Claire dann bewusst sein musste, dass es auch das Zuhause einer anderen Frau war. Wie hatte sie es geschafft, damit zu leben? Wie hatte sie es verkraftet, dass ihr Mann immer noch seine erste Frau geliebt hatte?
Hatte sie deshalb eine Affäre mit einem anderen Mann begonnen? Wenn es der Fall war, konnte er ihr kaum einen Vorwurf daraus machen. Andererseits …
“Ich … ich dachte, wir könnten hier essen statt im Esszimmer”, sagte Claire unsicher. “Sally und ich haben immer in der Küche gegessen und …”
“Ja, natürlich. Hier ist es gemütlicher”, erwiderte Alex ruhig. “Aber erst würde ich gern duschen, wenn es Ihnen recht ist. Es dauert nur zehn Minuten. Sie können mich gern rufen.”
Als sie den Tisch zu decken begann, hörte sie, wie Alex nach oben ging. John und sie hatten nie zusammen gelacht. John war ein sehr ernster Mensch gewesen, vielleicht wegen Paulas Tod.
Lachen sollte zwar gesund sein, aber sie fühlte sich danach ziemlich komisch, fast benommen – “unbekümmert”, wie ihre Großtante es missbilligend genannt hätte. Bei der Erinnerung daran lächelte Claire in sich hinein. Sie fühlte sich seltsam unbeschwert.
“Ich wünschte, Dad wäre etwas fröhlicher”, hatte Sally oft gesagt, als sie noch ein Teenager gewesen war. Claire hatte viel Verständnis dafür gehabt, weil ihre Stieftochter einen herrlichen Sinn für Humor hatte.
Es muss schön sein, mit jemandem lachen zu können, dachte Claire wehmütig, während sie die Pastete aus dem Ofen nahm und das Gemüse in die Schüsseln füllte. Und sagte man nicht, dass Lachen das beste Aphrodisiakum sei? Ihr Herz klopfte plötzlich schneller, und ihre Wangen röteten sich von der Hitze aus dem Backofen.
Da Alex mittlerweile schon über eine Viertelstunde oben war, beschloss sie, ihn zu rufen.
Als sie den Flur entlangging, sah sie, dass die Tür zu seinem Zimmer offen stand. Ohne nachzudenken, ging sie die Treppe hinauf, blieb dann aber stehen. Sein Hemd lag auf dem Bett, und seine Schuhe standen daneben auf dem Fußboden, seine Hose hing über einem Stuhl. Das bedeutete, dass Alex halb nackt sein musste.
Claire schluckte nervös, denn im nächsten Moment öffnete sich die Badezimmertür und Alex kam ins Zimmer. Sie konnte nun nicht mehr fliehen.
“Tut mir leid. Ich bin spät dran, ich weiß”, entschuldigte er sich. Offenbar hatte er weder gemerkt, dass sie errötet war, noch war er sich der Tatsache bewusst, dass er nur einen kurzen – einen sehr kurzen – Bademantel trug. Den Gürtel hatte er so locker gebunden, dass sie befürchtete, der Knoten würde sich lösen, wenn Alex die Hände hob, um sein Haar trocken zu rubbeln.
Im Gegensatz zu ihr war er es offensichtlich gewohnt, sein Schlafzimmer mit jemandem zu teilen. John und sie hatten es sich nämlich von Anfang an zur Gewohnheit gemacht, zu unterschiedlichen Zeiten ins Bett zu gehen, damit jeder von ihnen seine Intimsphäre wahren konnte.
Claire vermutete, dass John ihr nur erlaubt hatte, sein Schlafzimmer und sein Bett mit ihr zu teilen, um den Schein zu wahren, vor allem Sally zuliebe. Sie hatte deutlich gespürt, wie erleichtert er gewesen war, als sie zu Beginn seiner Krankheit vorgeschlagen hatte, in das Gästezimmer zu ziehen.
Claire stand immer noch regungslos auf der Türschwelle und betrachtete wie gebannt Alex’ spärlich bekleideten Körper. Als ihr bewusst wurde, was sie da tat, errötete sie noch tiefer. Schnell wandte sie
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