Eine Frau zum Heiraten
Star dagegen würde es anders ergehen – zumindest hoffte sie es. Poppy würde irgendwann über ihre schwärmerische Liebe für ihren Cousin hinwegkommen und für einen Mann frei sein, für den sie tiefere Gefühle empfand und der diese erwiderte.
Star würde es aufgrund ihrer Erfahrungen nicht leichtfallen, einem Mann so weit zu vertrauen, dass eine tiefere Beziehung möglich wäre. Es war jedoch nicht ausgeschlossen, und Claire wünschte ihr, dass auch sie es eines Tages schaffen würde.
Star wirkte sehr selbstbewusst und unabhängig, doch Claire vermutete, dass sich hinter dieser Fassade immer noch das einsame, unglückliche kleine Mädchen von damals verbarg. Es hatte mit angesehen, wie bei den Eltern eine Beziehung nach der anderen in die Brüche gegangen war, und glaubte daher nicht mehr an die wahre Liebe.
Claire hatte ebenfalls geschworen, nicht zu heiraten, weil sie den Eindruck gehabt hatte, dass die beiden ihre Unterstützung brauchten. Dennoch hoffte sie, dass Poppy und Star eines Tages so glücklich sein würden, dass sie sich lachend an die Zeit zurückerinnern konnten, in der sie solche Angst vor der Liebe gehabt hatten.
Claire hatte Felicity wieder gefüttert und wollte sie gerade in ihren provisorischen Korb zurücklegen, als Alex kam. Er traf früher ein als erwartet und hatte offenbar sein Versprechen gehalten, denn er hatte mehrere Tüten dabei.
“Haben Sie schon einen Namen für sie gefunden?”, fragte er, als Claire ihm die Tür öffnete, die Katze immer noch auf dem Arm.
“Ja. Ich nenne sie ‘Felicity’, weil es eine glückliche Fügung ist, dass sie zu mir gekommen ist.”
Was man in meinem Fall nicht gerade behaupten kann, überlegte Alex ironisch. Ihm war natürlich nicht entgangen, dass Claire sich in seiner Gegenwart ein wenig unbehaglich fühlte. Er war sicher, dass Irene sie unter Druck gesetzt hatte, und verfluchte sie insgeheim dafür.
Wenn sie so glücklich darüber war, ein herrenloses Kätzchen zu bekommen, sprach das nicht gerade für den Mann, mit dem sie zusammen war. Offenbar konnte er sie nicht glücklich machen. Wenn ich an seiner Stelle wäre …, überlegte Alex.
Doch das war er nicht, wie er sich ins Gedächtnis rief, und ihm war zurzeit auch nicht besonders wohl in seiner Haut.
Seine Besprechung mit Tim war genauso schwierig gewesen, wie er befürchtet hatte, denn Tim war ständig in die Defensive gegangen und hatte sich überaus pessimistisch gegeben. Alex war es lieber, wenn er seine Mitarbeiter loben konnte, statt sie zu kritisieren, denn wenn man sie motivierte, erhielt man schneller bessere Ergebnisse.
“Hier riecht es gut”, sagte er zu Claire, während er seine Einkäufe auf den Küchentisch stellte und beobachtete, wie sie die Katze in den Karton legte.
“Das ist Rindfleischpastete”, erwiderte sie beinah herausfordernd und hob das Kinn. “Wahrscheinlich wäre Ihnen Schmorbraten oder Kürbispastete lieber gewesen.”
Aha, dachte er. Nun war ihm einiges klar. Bemüht, ein Lächeln zu unterdrücken, erwiderte er: “Na ja, es kommt darauf an … Ich glaube, es wäre ziemlich schwierig für Sie, die Kürbispastete und den Schmorbraten so zuzubereiten, wie ich es gewohnt bin …”
Wütend funkelte sie ihn an. Wollte er damit etwa sagen, dass sie unfähig war, seine geliebten Nationalgerichte zu kochen?
Sie wollte gerade heftig widersprechen, als sie das amüsierte Funkeln in seinen Augen sah und es sich anders überlegte.
“Na los, sprechen Sie weiter”, sagte sie grimmig.
Alex lachte zerknirscht, als er merkte, dass sie ihn durchschaut hatte. Genau das hatte ihm gefehlt, als er seine Geschwister großgezogen hatte – jemand, der mit ihm gemeinsam lachte, jemand, der sein Leben mit ihm teilte, jemand wie Claire, der es merkte, wenn man ihn aufzog … Jemand wie Claire …
Schnell riss er sich zusammen, weil seine Gedanken wieder eine gefährliche Richtung nahmen.
“Wissen Sie, in meiner Heimat üben sich die Mädchen ganz früh im Kochen, indem sie Kürbispastete und Schmorbraten zubereiten. Die meisten von ihnen haben schon oft ihren Müttern bei der Zubereitung zugesehen, bevor sie darauf losgelassen werden. Ich muss meinen Schwestern zugutehalten, dass ihnen diese Möglichkeit versagt blieb. Haben Sie schon mal verkohlten Schmorbraten gegessen? Ich musste es viermal, und das war nur der Anfang …”
Claire musste nun ebenfalls lachen, denn sie erinnerte sich noch genau an ihre und auch an Sallys erste Kochversuche.
“Sie
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