Eine Frau zum Heiraten
teilen musst.” Es war eine Anspielung darauf, dass Claire nicht die Einzige war, die den Strauß aufgefangen hatte.
Die Postkarte lenkte Claire ein wenig ab, sodass sie nicht ständig an Alex denken musste. Trotzdem verspannte sie sich unwillkürlich, als sie draußen einen Wagen vorfahren hörte. Sie ging zur Tür, um zu öffnen, und stellte dann erleichtert fest, dass es Irene war.
“Ich bin gerade auf dem Weg zum Supermarkt und wollte dich nur fragen, ob du etwas brauchst”, erklärte ihre Schwägerin, als sie hereinkam, und seufzte leise. “Der arme Tim hat letzte Nacht kaum geschlafen. Claire, falls Alex in deiner Gegenwart zufällig von der Firma sprechen sollte …”
“Das wird er sicher nicht tun”, fiel Claire ihr ins Wort.
“Vielleicht nicht, aber schließlich ist er ganz allein hier, und du … Na ja, die Leute vertrauen sich dir gern an, und ihr beide werdet ziemlich viel Zeit miteinander verbringen …”
Claire blickte sie starr an.
“Oh nein, das werden wir nicht”, widersprach sie. “Wir werden uns kaum sehen.”
“Er wird nach der Arbeit herkommen, und abends werdet ihr zusammen essen”, erwiderte Irene. “Schließlich war das einer der Gründe, warum Alex Familienanschluss gesucht hat. Er möchte nicht allein im Speisesaal irgendeines Hotels sitzen.”
Claire schluckte nervös bei der Vorstellung, mit Alex an einem Tisch zusammenzusitzen.
Als Claire später durch die Küche ging, fiel ihr Blick auf das Kochbuch für die traditionelle amerikanische Küche, das Irene ihr gegeben hatte. Dabei sträubte sich wieder alles in ihr. Wenn sie Alex schon bekochen musste, dann wollte sie die Situation wenigstens unter Kontrolle haben, indem sie entschied, was auf den Tisch kam.
Entschlossen ging sie zum Gefrierschrank und nahm die Zutaten heraus, die sie brauchte.
John hatte ihre Kochkünste immer gelobt. Er hatte die traditionelle englische Küche, wie er sie von seiner Mutter kannte, vorgezogen, und sie hatte die Rezepte entsprechend abgewandelt, damit die Mahlzeiten gleichzeitig nahrhaft und gesund waren.
Besonders hatte ihr ihre Variante seines Leibgerichts, Rindfleischpastete, gefallen. Es war ein traditionelles englisches Gericht, besonders wenn man es mit lockeren Knödeln und frischem Gemüse servierte. Es war zwar nicht dasselbe wie Kürbispastete und Schmorbraten, aber Alex hatte sich Familienanschluss gewünscht, wie Irene es formuliert hatte, und das bedeutete, dass er essen musste, was ihm vorgesetzt wurde.
Claire war so in ihre Vorbereitungen vertieft, dass sie gar nicht merkte, wie spät es war. Als sie schließlich auf die Uhr schaute, war es schon fast zwölf. Stirnrunzelnd wischte sie sich etwas Mehl von der Wange. Im nächsten Moment klingelte das Telefon. Das konnte nur Alex sein. Wie sie darauf kam, wusste sie selbst nicht.
Nachdem sie sich die Hände an der Schürze abgewischt hatte, ging sie zum Telefon und nahm den Hörer ab.
Und tatsächlich war Alex am Apparat.
“Ich wollte Ihnen nur Bescheid sagen, dass ich mich ein wenig verspätet habe”, erklärte er. “Leider hat es ein kleines Problem hier im Lager gegeben. Passt es Ihnen, wenn ich jetzt komme, oder ist es ungünstig?”
“Nein, es passt mir”, erwiderte Claire. Sie war stolz darauf, dass sie es schaffte, ganz normal zu sprechen, obwohl sie zitterte.
Nachdem sie aufgelegt hatte, geriet sie jedoch fast in Panik. Mittlerweile war es nach zwölf. Ob Alex von ihr erwartete, dass sie ihm ein richtiges Mittagessen servierte? Eigentlich hatte sie ihm die restliche Suppe und frisches Obst vorsetzen wollen. Und was genau stellte er sich unter Familienanschluss vor? Sie hoffte nur, dass sie ihn nicht zu oft sehen würde, während er bei ihr wohnte, und wenn sie ihn sah …
Wenn er an diesem Abend die Einzelheiten mit ihr besprach, würde sie ihm zu verstehen geben, dass sie es vorzog, so wenig Kontakt wie möglich zu ihm zu haben.
5. KAPITEL
Es war fast eins, als Alex kam. Nachdem er ausgestiegen war, nahm er sein Gepäck aus dem Kofferraum und trug es ins Haus.
“Ist es Ihnen recht, wenn ich meine Koffer gleich nach oben bringe?”, fragte er Claire kurz angebunden.
Claire nickte, ein wenig überrascht über sein Verhalten. Ob er auch daran zweifelt, dass es klug ist, bei mir einzuziehen?, überlegte sie, während sie unten auf ihn wartete.
“Es tut mir leid, dass ich es nicht zur vereinbarten Zeit geschafft habe”, entschuldigte er sich, als er wieder nach unten kam. “Es gab ein kleines
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