Eine fremde Welt 1 - Steven
Schnörkel. Ohne darum herum zu reden.
Sondern wie jemand, der eine Ahnung hat, was er will und auch was er tut. Aber bin
ich für so was geschaffen? Traue ich mich, wie er es nennt, ins kalte Wasser zu
springen? Was weiß ich denn von ihm?
Nichts.
Er sagt: Ein Nein ist ein Nein, daran wird er sich immer halten, aber das ist auch die
einzige Aussage, die ich von ihm erhalten habe. Was heißt das wiederum? Was will er
mit mir tun, im Bett, wie er sich ausdrückt? Diese Frage lässt sich einfach
beantworten. Was tun Dominante, sie wollen die Kontrolle, sie fügen Schmerzen zu
und es gefällt ihnen. Sie haben Sex mit vielen Partnerinnen, sie sind anders, abartig,
oder?
Meine Gedanken kreisen um so vieles und vieles wird nicht klarer. Wen frage ich?
Woher bekomme ich Antworten? Als ich mich auf ihn konzentriere, genauer hinsehe,
bemerke ich, er ist weg.
Wieder Fragen, habe ich zu lange gezögert? Ihn dadurch beleidigt? Ihn verscheucht?
Oder ist er ganz bewusst gegangen und lässt mich mit meinen Gedanken allein? Diese
kreisen und kreisen. Beim ersten Treffen ficken, er sagt nicht schlafen, er sagt ficken.
Ich glaube ihm.
Was ist das für ein Kerl? Was sagt das über ihn aus, und vor allem, was sagt das über
mich aus? Ich bin nicht schon schreiend davongelaufen, habe nicht den Laptop
zugeklappt, den Kontakt gelöscht. Habe mir nicht gesagt, Stopp, mit so einem
Schwein will ich nichts zu tun haben. Warum reagiert mein Innerstes so? Weshalb ist
mein Höschen nass, allein von der Vorstellung, von ihm gefickt zu werden? Warum
würde ich am liebsten im Bett liegen und es mir besorgen? Warum? Bin ich es auch?
Abartig? Anders? Kann ich es mir vorstellen zu gehorchen? Ich, die immer ein freches
Wort auf den Lippen hat? Die nie eine Antwort schuldig bleibt? Ich mich
unterwerfen?
Was stellt der Kerl sich bloß vor, ich schlage den Laptop zu und gehe ins Bett. An
Schlaf ist nicht zu denken, die ganze Nacht kreisen die Gedanken bis in die
Morgendämmerung. Dann schlafe ich unruhig ein. Dieser Mistkerl, denke ich noch
lange.
Die Tage vergehen, gefühlte Jahre. Ich bin entgegen meinem Naturell fahrig nervös,
ja, auch launisch. In Gedanken bin ich immer noch bei Steven. Obwohl mein
Verstand weiß, dass er sein Angebot durchaus ernst gemeint hat, bin ich hin- und
hergerissen. Mir fehlen Informationen, auf was ich mich hier einlasse. Was erwartet er
von mir? Was nicht? Viele Fragen und ich weiß, dass er erst mal nicht gewillt ist, mir
diese zu beantworten. Es geht darum, dass ich mich entscheide. Mich entscheide, ein
Wagnis mit ihm einzugehen, über meinen Schatten zu springen, etwas Neues zu
beginnen. Über allem hängen die Worte, die mir in dem Sinn kommen. Schmerzen!
Schläge! Demütigungen! Gehorsam! Kann und will ich das?
Es ist wieder Abend, abwartend sitze ich vor meinem Laptop. Eine Nachricht ist
eingegangen. Von ihm bekomme ich eine E-Mail-Adresse und ich weiß immer noch
nicht, wie ich mich entscheiden soll. Nein, das ist falsch, ich traue mich nicht, mich zu
entscheiden. Als mir dies klar wird, öffne ich mein E-Mail-Programm und schreibe
ihm:
»Wo, Steven?«
Sie hat geantwortet, wer hätte das gedacht.
Ich lehne mich an die Stuhllehne. Freudig erregt, meine Gedanken sind schon bei
unserem ersten Treffen, deshalb schreibe ich ihr nur ganz kurz zurück. Teile ihr mit,
was ich von ihr erwarte.
Egal, wie sie auch heißt, in meinen Gedanken nenne ich sie Kleines, aber trotz
alledem muss ich ihren Namen kennen. Ich schreibe ihr meine ersten Anweisungen,
bin gespannt, ob sie noch einen Rückzieher machen wird.
»Ich werde dich Kleines nennen, möchte jedoch wissen, wie du heißt und wie alt du
bist.
Du wirst am Freitagabend um zwanzig Uhr im Hotel Miramar in München
erscheinen. Ich setze voraus, dass du herausfindest, wo das ist. Ich erwarte von dir,
dass du dich entsprechend der Lokalität kleidest, mich nicht blamierst. Was bedeutet,
dass ich dich in einem Kleid oder Rock zu sehen wünsche, und, Kleines, sei
pünktlich!«
Ich lese seine E-Mail und antworte fast schon automatisch, indem ich ihm, einem für
mich Fremden, meinen Namen mitteile. Entgegen allem, was mir der gesunde
Menschenverstand sagt und die Polizei einem rät. Meine Eltern würden an ihrer
Erziehung zweifeln, ich bin einfach nur dumm oder voll Vertrauen, blindem
Vertrauen.
»Beth, Steven, ich heiße Beth Schmitt, bin 25 Jahre alt und wohne in München Mitte
in der Otto-Straße. Ganz in
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