Eine fremde Welt 1 - Steven
der Nähe vom Hotel Miramar, ich werde pünktlich sein.«
Aufgeregt, erregt, anders kann ich es nicht beschreiben. Es ist Dienstag, bis Freitag ist
es noch fast eine kleine Ewigkeit. Selbst diese wenigen Worte und kurzen Sätze
veranlassen mich, mein ganzes Denken an ihn zu verschwenden, was zieh ich an?
Einen Rock? Ein Kleid? Nicht gerade etwas, das ich in Hülle und Fülle in meinem
Schrank hängen habe. Das Miramar, ich weiß, es ist teuer, ich war noch nie in einem
Luxushotel. Verfüge aber zumindest von der letzten Hochzeit meiner Freundin über
ein kleines Schwarzes, das ich anziehen kann. Was die Rüstung betrifft, bin ich für das
Treffen mit Steven bereit. Für den Rest? Ich bin aufgeregt.
Die Arbeit diese Woche ist anstrengend, ich verfüge über kaum Zeit, mir zu irgendwas
Gedanken zu machen. Am Freitag schreibe ich einen Brief, lege ihn in gut sichtbar auf
den Küchentisch. Darin ist enthalten, wohin ich am Freitag gehe und mit wem und
auch den Anlass. Meine Versicherung. Sicher eine äußerst kleine, aber ich bin ruhiger,
wenn da jemand ist, der weiß, wo ich abgeblieben bin, sollte sich das Ganze als der
größte Fehler meines Lebens herausstellen.
Um kurz vor zwanzig Uhr bin ich in der Hotellobby und weiß nicht so recht, wohin
mit mir. Ich sehe mich um, es glitzert und strahlt hier alles. Es sieht nach Luxus aus
oder zumindest stell ich mir so Luxus vor. Aber auch gediegen mit warmen Farben,
Stilmöbeln, nicht besonders modern ausgerichtet, aber es ist exklusiv. Nicht, dass ich
darin Erfahrung habe. Aber so fühlt es sich für mich an.
Ich selbst fühle mich hübsch, selten putze ich mich so schön heraus und lege Make-up
auf, die Anlässe fehlen einfach dazu. Beobachtend, abwartend und sehr nervös setze
ich mich in eine Sitzgruppe, mit Blick auf die Eingangshalle, in die Hotellobby.
Kurz darauf tritt er zu mir. »Hallo Kleines«, sind seine ersten Worte an mich gerichtet.
Er reicht mir die Hand und zieht mich hoch, mustert mich mit seinen auffallend
strahlend blauen Augen. Sie sind das Erste, was mir an ihm auffällt. Ich erkenne nichts
darin, gefalle ich ihm? Er lässt sich nichts in seinem Gesicht anmerken. In einem
schönen Gesicht wohlgemerkt. Steven ist ein Mann. Ein Mann, der mir gefällt, der
den Frauen weiche Beine verursacht, ein Mann, von dem ich niemals denken würde,
dass er mich überhaupt wahrnimmt. Um es kurz zu machen, kein Mann in meiner
Liga. Er ist groß und schlank, trägt einen Anzug, der wie für ihn gemacht ist, darin
sieht er sehr männlich aus. Er strahlt Selbstbewusstsein aus. Vermutlich steht mein
Mund immer noch offen, während ich ihn durchaus mustere.
»Gefällt dir, was du siehst?«, höre ich ihn kurz darauf sagen. Und zum ersten Mal
begegnen sich unsere Blicke. Er lächelt.
Ich nicke. »Ja, Steven, du gefällst mir«, ist meine schlichte Antwort auf seine Frage.
»Komm, setzen wir uns an die Bar und trinken einen Aperitif vor dem Essen. Ich
habe den Tisch auf später reserviert. Ich hoffe doch, du hast Hunger?«
Lächelnd nimmt er meine Hand, führt mich an die Bar. Wie selbstverständlich bestellt
er für sich und mich einen Drink.
Ich kann keinerlei Aufregung oder Unsicherheit bei ihm entdecken, trifft er sich öfter
mit Frauen? Hier? Als der Barkeeper ihn beim Namen nennt, ist mir klar, dass er hier
ein gern gesehener Gast ist.
Wir stoßen an. »Auf einen schönen Abend, Kleines«, sind seine Worte, er schaut mich
dabei so durchdringend an, dass es mir heiß und kalt über den Rücken fährt.
»Erzähl mir von dir, Kleines, was hast du heute gemacht?« Langsam, aber sicher
kommen wir ins Gespräch, ich werde lockerer und beginne, den Abend zu genießen.
Mein Eindruck von Steven ist, wie auch im Chat, dass er sehr nett zu sein scheint. Als
wir leer getrunken haben, nimmt Steven meine Hand und flüstert mir ins Ohr:
»Du gehst jetzt zur Toilette, machst dich frisch, ziehst dein Höschen aus und bringst
es zu mir an den Tisch. Danach werden wir essen.« Nach seinen Worten schaut er mir
in die Augen, seine Augen geben den Befehl direkt an mein Gehirn weiter. Ich fühle
nicht nur, wie mein Gesicht rot anläuft. Ich kenne mich gut genug, um zu wissen, wie
ich jetzt aussehe.
Aber ich habe einem Treffen mit ihm zugestimmt, seinen Regeln, und dieses Spiel hat
nicht erst heute Abend begonnen. Ich wende mich ab und laufe mit hängendem
Kopf, damit niemand sieht, wie verlegen bzw. rot mein Gesicht ist, los. Kaum bin
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