Eine fremde Welt 2 - Peter
Namen.«
Dann geht das Warten los. Nach einigen Stunden kommt der Arzt und
teilt uns mit, dass die Operation gelungen ist. Sie aber, wegen der
Schmerzen und auch zur besseren Heilung, noch im Koma gehalten
wird. »Sie können zu ihr gehen, Herr Mantello.«
Ich schau auf Katy und dann auf die Tür und kann mich nicht
entscheiden, wohin ich jetzt gehen soll. Und wieder ist Steven da. »Du
gehst jetzt zu Mia und wir kümmern uns um Katy. Sie wird nicht alleine
sein, keine Sekunde. Tanja ist im Anmarsch und auch Mama und Fiona
sind unterwegs. Wir werden uns abwechseln. Du kümmerst dich aber
jetzt um Mia, Peter.« »Danke, Steven«, ich blicke ihm in die Augen und
weiß, dass er versteht, was ich ihm sagen will.
Sie liegt im Bett, bleich wie das Laken. Sie mussten ihr die Haare
abrasieren, sie wird entsetzt sein. Ich fühle mich so kalt, so eisig kalt.
Habe Angst, sie zu verlieren. Nein, eigentlich habe ich sie ja schon
verloren. Ich will, dass sie überlebt für Katy.
Stunden um Stunden sitze ich an ihrem Bett und rede mit ihr. Warte,
dass sie die Augen aufschlägt, aber das tut sie nicht.
Irgendwann kommen Fiona und meine Adoptivmutter. Eigentlich ist in
den nächsten Tagen immer jemand da, um mich herum. Aber ich bin in
einer Welt gefangen und nur auf Mia und Katy fixiert. Mein Zeitgefühl
lässt mich komplett im Stich. Ich kann nicht sagen, ob es Tage oder nur
Stunden sind, die ich am Bett von den beiden sitze.
Steven kommt und bittet mich nach draußen. Widerwillig folge ich ihm.
»Ich weiß, dass du mich für ein riesiges Arschloch halten wirst, Peter. Ich
kann es nicht mehr mit anschauen, wir alle können es nicht mehr
ertragen, wie du leidest. Schon jahrelang lässt du niemanden an dich
heran. Seit an dem fürchterlichen Morgen Großvater dir mitgeteilt hat,
dass deine Eltern tot sind, hast du eine Eismauer um dich herum gebaut.
Und du lässt niemand rein, du hast alle ausgeschlossen, damit dir
niemand wehtun kann. Mia hat es geschafft, in dein Herz zu hüpfen,
aber auch sie hast du zurückgestoßen. An diesem verfluchten Tag hast
du ihr sehr wehgetan, Peter. Aber das weißt du selber. Ich verstehe,
warum. Du musst nicht denken, dass ich es nicht verstehe. Aber was ich
nicht verstehe, ist, warum du dir nicht helfen lässt. Damit ist jetzt
Schluss! Ich habe jahrelang zugeschaut, selbst als Mia in dein Leben
getreten ist. Ich dachte, jetzt ist es so weit, du fängst an zu leben. Dir
selbst verzeihen, dass du überlebt hast, und deine Eltern nicht. Aber
nein, du stößt sie fort von dir. Verletzt sie, erklärst dich noch nicht
einmal. Und noch mal, Peter. Damit ist jetzt Schluss! Du wirst jetzt in
diesen Raum gehen, dort drinnen ist Jonathan, ein Freund von mir. Ich
habe bei ihm einen Gefallen offen, den ich hiermit einlöse. Er wird mit
dir reden. Ich habe ihm alles über dich erzählt, alles, angefangen vom
Tod deiner Eltern, über SM bis hin zu Mia und dem Baby. Er kennt dich
so gut, wie ich dich kenne. Und auch, wenn du mir jetzt am liebsten eins
in die Fresse hauen würdest, weil ich dein Vertrauen missbraucht habe,
wirst du jetzt dort in diesen Raum gehen und mit dem besten Psychiater,
den es gibt, reden. Und du wirst erst wieder rauskommen, wenn du alles,
was er von dir will, getan oder erzählt hast. Und wenn ich dich
reinprügeln muss, hast du mich verstanden, mein Freund!« »Oh, ich
glaube, sehr gut, du solltest meinen Job übernehmen, Steven, deine Rede
war perfekt.« Ich dreh mich um und grinse, obwohl mir nicht danach ist.
»Dein Problem«, ich zeige mit dem Finger auf Peter und gehe zu Mia.
Jonathan schließt die Tür. Ich gehe ans Fenster und schaue zu Mia. Ich
koche innerlich, habe aber eigentlich gar keine Kraft dazu. Im Zimmer
drehe ich mich nicht zu ihm um, auch er sagt nichts. Allerdings eröffnet
Jonathan das Gespräch, fängt an zu reden. Was er sagt, damit habe ich
nicht gerechnet. »Steven hat mich vor vielen Jahren vor einem sehr
großen Fehler bewahrt. Er ist jünger als ich und trotzdem war er damals
der Erwachsenere von uns beiden. Er hat mir die Leviten gelesen,
ungefähr so wie dir gerade eben, er scheint das sehr gut zu können.«
Ich lache kurz auf. »Ich habe eine Sub sehr schlecht behandelt. War
betrunken und hatte mich nicht im Griff. Habe, um es klar und deutlich
auszudrücken, richtig Scheiße gebaut. Ich habe das Steven nie vergessen,
wir haben nie mehr darüber geredet. Aber wir sind immer
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