Eine fremde Welt 2 - Peter
nur wir beide wissen, dass das Eis
schmilzt. Es ist schon sehr dünn.«
»Du wirst jetzt zu Katy gehen und mit ihr reden. Sie berühren, dafür
sorgen, dass noch mehr Eis schmilzt. Erzähle auch Mia, wie lieb du sie
hast, wie lieb du Kathy´s Mama hast. Dann gehst du nach Hause und
schläfst eine Runde, um dann zu Mia zu gehen. Ihr genau das, was du
mir erzählt hast, zu erzählen. Sie hört dich nicht. Sie ist im Koma. Aber
du wirst ihr alles erzählen. Alle deine Gefühle, es macht dich nicht zu
einem schlechteren Mann, nur weil du trauerst, um deine Eltern trauerst,
du warst damals ein kleines Kind. Damals hast du dir das Trauern
versagt, weil du den Schmerz nicht ertragen konntest. Aber heute bist du
erwachsen. Du kannst diesen Schmerz ertragen. Was du im Moment
nicht kannst, ist Mia und Katy zu verlieren. Ich komme morgen wieder
und dann wischen wir das Eiswasser mit einen verdammten Wischmopp
vom Boden. Und werfen den kalten nassen Lappen in den Müll.«
»Rede mit ihr, Peter.«
»Und damit du es gleich weißt, wir beide werden die nächsten Jahre
miteinander viel reden. Sehr viel reden und es wird dich verdammt viel
Geld kosten. Aber ich kann dafür sorgen, dass du glücklich wirst, ohne
Angst und ohne seelischen Schmerz leben kannst.«
Er geht nach draußen und lässt mich alleine zurück.
Ich gehe aus dem Zimmer zu Katy. Fiona ist da. Sie steht auf und
umarmt mich. »Lässt du mich einen Moment mit ihr allein, Fio?«
»Natürlich, Peter! Ich schau nach Mia. Bis später.«
Nach einer Stunde, in der ich mit meiner Tochter geredet habe, lege ich
sie in ihr Bettchen zurück und schlafe neben ihr ein. Tanja weckt mich
auf. »Willst du nicht ein paar Stunden nach Hause, Peter. Ich glaube, es
würde dir guttun. Du siehst fürchterlich aus. Deine Mutter ist bei Mia.
Geh ein paar Stunden nach Hause und schlaf und vor allem aber dusche.
Wir sind hier und passen auf die beiden auf. Wenn irgendetwas sein
sollte, melden wir uns, vertrau deinen Freunden, deiner Familie, Peter.«
Zu Hause schaut mich ein Fremder an. Unrasiert, ungepflegt mit wildem
Blick. Ich schäme mich. Stelle mich unter die Dusche und rasiere mich.
Lege mich ins Bett und bin augenblicklich erschöpft eingeschlafen. Als
ich wieder aufwache, ist es dunkel. Ich habe länger geschlafen, als ich
dachte. Ich ziehe mich an und fahre ins Krankenhaus zu Mia. Erst ein
Blick zu Katy, Beth ist bei ihr. Dann gehe ich zu Mia ins Zimmer, Tanja
ist bei ihr.
»So gefällst du mir wieder besser, Peter. Mia wäre ja erschrocken, wenn
sie dich gesehen hätte.« Sie gibt mir einen Kuss und verlässt das Zimmer.
Ich setze mich zu Mia. Beginne zu erzählen, einfach so alles. Meine
Gefühle, es ist erstaunlich, jahrelang habe ich alles in mich verschlossen
und nun erzähle ich alles innerhalb von Stunden, drei verschiedenen
Menschen. Und jedes Mal tut es weniger weh. Jonathan hat recht. Es ist
nur noch Eiswasser da, das aufgewischt werden muss. Im Nebenzimmer
steht Jonathan am Fenster und beobachtet Peter, er lächelt.
Ich bin tief in Gedanken, als plötzlich Finger meine Hand umschließen.
Mia, sie ist aufgewacht und schaut mich an, Tränen in den Augen. »Ich
liebe dich, Peter«, sind ihre ersten Worte. Dann aber registriert sie gleich,
dass etwas nicht stimmt. »Ganz ruhig, Mia. Ich erklär dir alles, bleib nur
bitte ganz ruhig liegen. Schau«, ich nehme das große Bild von Katy, das
Jonathan mir gestern vorgelegt hat, »das ist Katy, unsere Katy. Sie ist
wunderschön und sie ist so tough wie ihre Mama.« Sie fährt über ihren
Bauch. »Sie ist im Brutkasten oder eigentlich nur noch im Wärmebett.
Im Moment ist Beth bei ihr, sie war noch keine Sekunde allein. Wird
auch weiterhin nicht allein sein. Tanja, Beth, Fiona und meine Mutter
wechseln sich ab. Sogar Steven ist immer wieder bei ihr.« Ich habe
Tränen in den Augen, als mir klar wird, was für ein Glück uns zuteilwird,
solche Freunde zu haben.
»Ein betrunkener Autofahrer ist in eine Gruppe Menschen gefahren. Du
warst auch dabei und wurdest sehr schwer verletzt. Dein Arm ist
gebrochen, mehrfach. Dein Fuß ebenfalls mehrere Male. Er wird dir
noch richtige Probleme bereiten, aber wir werden das schon
hinbekommen. Dann dein Kopf, den hat es am übelsten erwischt. Du
musstest operiert werden, Mia, ein Ödem hatte sich gebildet.« Sie fährt
mit der Hand zu ihrem Kopf und registriert es. »Ja, Mia, alle ab. Du bist
trotzdem die
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