Eine fremde Welt 2 - Peter
im Kontakt
geblieben. Ich erzähle das nicht jedem meiner Patienten, aber dir, denn
ich will, dass du mir vertraust. Im Prinzip nicht mehr und nicht weniger,
als eine Sub dir vertraut. Ich bin ein sehr guter Psychiater, war ich schon
immer, das ist mein Traumberuf. Ich kann Menschen lesen wie ein Buch.
Aber ich habe auch ein sehr großes Erbe. Das stand mir lange im Weg,
bis ich einen Weg gefunden habe, damit umzugehen. Ich habe sehr viel
Geld geerbt von meiner Großmutter. Du kannst dir denken, wie meine
Familie sich auf mich gestürzt hat. Vor allem, als die Bedingungen, die an
das Erbe gebunden waren, auf den Tisch kamen.
Ich darf meine Familie erst unterstützen, wenn sie was vorzuweisen
haben. Einen College-Abschluss, einen Beruf, eine Karriere. Ich war von
diesem Moment an der Böse in der Familie, bin es immer noch, aber ich
kann jetzt damit leben.
Ich habe mehrere Kliniken gegründet mit sehr wenigen Betten, das Geld
hat es möglich gemacht. Ich kann Menschen helfen und auch Menschen,
die sich so eine Behandlung nicht leisten können. Auf zehn Patienten
kommen fünf, die nichts bezahlen. Ich möchte, dass du verstehst, dass
mir das Wohl meiner Patienten, wir sagen Gäste, über alles geht. Die
Warteliste reicht bis zum Mond, Peter.« »Du willst damit sagen, dass
Steven dich hierher gebracht hat, ist, als ob er mir die Sterne vom
Himmel holen würde?« »Ob du es glaubst oder nicht, ich würde dieser
Aussage sofort zustimmen.«
»Peter, ich möchte, dass du mir erzählst, was du an diesem Morgen, als
deine Eltern gestorben sind, gefühlt hast. Ich möchte, dass du mir dieses
traumatische Erlebnis aus deiner Sicht erzählst. Aus der Sicht von Steven
kenne ich sie, aber ich will die Gefühle, die du hattest, die Gefühle, die
du noch hast, wissen. Ich will, dass du mir jetzt in dieser nächsten Stunde
deine Seele ausleerst. Dass du zusammenbrichst und heulst, wie es dieser
kleine Junge, der damals neben Steven und vor John stand, nicht getan
hat. Ich will, dass du mir diese Tränen jetzt zeigst, wie du so schön zu
deinen Subs sagst. Ich werde über dein Vertrauen sehr geehrt sein, aber
du kannst mir glauben, danach wird alles besser werden. Es wird ein
Anfang sein, ein neuer Anfang. Deshalb bitte ich dich jetzt um dein
Vertrauen, Peter!« Es ist mucksmäuschenstill, nur mein Atem ist zu
hören. Mir ist schon bei Stevens Rede klar geworden, dass ich mich
heute entscheiden muss. Entscheiden, ob ich so weiterleben will, oder ob
ich Mia und das Baby will, sollte sie mich überhaupt noch haben wollen.
Ich schaue aus dem Fenster zu Mia, die im Bett liegt, und beginne zu
sprechen. Es geht leichter, als ich dachte. »Es war kalt, alles ist erstarrt,
ich habe nichts gefühlt.« »Du lügst, Peter, was hast du gefühlt, Peter, vor
der Kälte, was?« »Schmerzen, ich habe in meinem ganzen Leben noch
nie solche Schmerzen gefühlt. Innerlich habe ich geschrien. Ich habe
mich noch gewundert, dass mich keiner hört. Ich habe so laut geschrien,
bis ich heiser war. Ich habe die Schmerzen nicht ertragen. Als ob jemand
einen Schalter rumgelegt hat, kam die Kälte, ich habe sie willkommen
geheißen, denn sie hat die Schmerzen mitgenommen. Ich habe nur noch
Wärme an Stevens Hand gespürt, ich glaube, dieses kleine bisschen
Wärme hat mich davon abgehalten, durchzudrehen.«
Ich schaue auf Jonathan. »Was fühlst du, wenn du Mia anschaust. Peter?«
»Wärme.« »Und bei Katy?« »Noch mehr Wärme.« Ich antworte ihm
stockend.
»Vor was hast du Angst, Peter?« »Dass die Schmerzen zurückkommen,
wenn die Kälte wegschmilzt.« Ich habe es ihm erzählt, meine größte
Angst, ich zittere vor lauter Emotionen, aber Jonathan hört nicht auf.
»Peter, schau mich an. Wer ist das?«, er zeigt auf Mia. »Mia!« »Nein,
Peter, wer ist das da drinnen in diesem Bett umgeben von lauter
Schläuchen, die dir einen fürchterlichen Schrecken einjagen. Wer ist
das?« »Mein Leben, meine Liebe«, dann zeigt er mir ein Bild von Katy.
Und sie? »Alles, sie ist alles.« Ich beginne zu weinen. Die Tränen laufen
mir über meine Wangen. Ich breche förmlich zusammen. Lasse die
Wärme zu, die das Eis um mein Herz schmelzen lässt. Ich gehe in die
Knie und heule. Anders kann ich es nicht beschreiben. Ich weiß nicht,
wie viel Zeit vergangen ist. Aber als ich mich etwas beruhige und
aufschaue, sitzt Jonathan immer noch am Tisch und schaut mich an.
»Das war gut, Peter, sehr gut. Und
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