Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Freundin zum Anbeissen

Eine Freundin zum Anbeissen

Titel: Eine Freundin zum Anbeissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Gehm
Vom Netzwerk:
Schritten war Silvania bei ihrer Schwester und spuckte dreimal hintereinander auf den Ellbogen, wie es in Transsilvanien Brauch war.
    Davon wusste Fuffis Frauchen nichts. Sie beobachtete die Mädchen mit großen Augen. Die Straßenbahn fuhr wieder an.
    »Ich hasse Rolltreppen, U-Bahnen und Straßenbahnen.« Daka biss die Zähne vor Schmerzen zusammen. »In Bistrien würden wir jetzt noch schön in unseren Särgen liegen und dann gemütlich zur Schule fliegen.«
    »Pssst!«, machte Silvania und sah sich nach allen Seiten um.
    »Wo kam eigentlich die Frauenstimme eben her?«, fragte Daka und spähte zum Fahrerhäuschen. »Da vorne sitzt doch ein Mann.«
    Silvania zuckte die Schultern. »Vielleicht hat er Stimmbruch.«
    »Nächster Halt Ringeinatzstraße«, säuselte da die Frauenstimme schon wieder aus dem Lautsprecher.
    Silvania sah ihre Schwester alarmiert an. »Ringelnatzstraße?«
    »Wir müssen raus!«, rief Daka. »STOPP! Brrrr! ANHALTEN!« Alle Fahrgäste sahen sich nach Daka um. Daka starrte zurück und zuckte die Schultern. »Was ist? Wir wollen hier aussteigen.«
    Auf einmal tauchten Fuffi und sein Frauchen neben den Schwestern auf. Sie musterte die beiden mit ernstem Blick, dann hob sie langsam den Finger und drückte auf eine rote Taste an einer Stange bei der Tür. Die Straßenbahn hielt an, und die Tür öffnete sich.
    Daka kratzte sich am Kopf. »Ach so, na ja, ich wollte nur ganz sichergehen.«
    Die Frau ließ Fuffi zuerst aussteigen. Er hatte es nicht eilig. Sein Frauchen auch nicht. Als Silvania endlich an der Tür stand und aussteigen wollte, zischte die Tür und schob sich langsam wieder zu.
    »Die Tür! Schnell!«, rief Daka und gab ihrer Schwester einen Schubs. Etwas heftiger als beabsichtigt.
    Silvania, die noch immer die Tomate in der Hand hielt, stürzte wie eine Pappfigur nach vorne, durch den Türspalt und auf den Radweg, der neben den Straßenbahnschienen verlief.
    Klingelingeling! machte es, und ein Radfahrer zischte an ihr vorbei.
    »Mann, das is'n Radweg!«, rief der nächste Radfahrer.
    Silvania torkelte benommen von links nach rechts, während die Radfahrer um sie herum Slalom fuhren.
    Klingelingeling!
    »Runter vom Radweg!«
    »Achtung!«
    »Platz da!«
    Silvania drehte sich hektisch im Kreis. Von überall her kamen Radfahrer. Es war wie auf einer Autobahn. Wusch!, schossen die Zweiräder an ihr vorbei. Manche so haarscharf, dass Silvania den Luftzug spürte.
    »Silvania, hierher!«, rief Daka. Sie stand auf dem Bürgersteig.
    Wie hatte sie das gemacht?, wunderte sich Silvania. Sie war doch wohl nicht etwa am helllichten Tag mitten in der Stadt geflogen? Oder hatte geflopst? Silvania sah aus den Augenwinkeln, wie ein Radfahrer mit Kinderanhänger auf sie zusteuerte. Ein Schwertransporter! Sie musste hier weg. Sofort.
    Sie hüpfte zwischen ein paar Radfahrern hin und her, dann nahm sie alle Kraft zusammen und setzte zum großen Schlusssprung auf den Bürgersteig an. »Onu, zoi, trosch«, flüsterte sie.
    Zack! sprang sie.
    Wumms! machte es.
    »AAAH!«, schrie jemand.
    Silvania blickte auf und sah in das puterrote Gesicht eines Mannes. Seine dünnen Haare waren rotblond, seine Wimpern hell, und er sah Silvania mit weit aufgerissenen Augen an. »M-e-i-n-e F-ü-ß-e«, zischte der Mann durch die Zähne hindurch.
    »Wie bitte?«
    »Du stehst auf meinen Füßen!«
    »Oh, Verzeihung.« Silvania trat zurück.
    Der Mann starrte auf die Tomate in Silvanias Hand. Sie war zur Hälfte zerquetscht. Er starrte auf sein hellblaues Hemd. Dort war die andere Tomatenhälfte.
    »Oh, das tut mir leid, ich ...« Silvania holte ein zerknülltes Taschentuch hervor und rubbelte am hellblauen Hemd. Der münzengroße Fleck wurde bierdeckelgroß.
    »Lass das!«, rief der Mann und fügte dann ruhiger hinzu: »Ich mach das schon. Pass das nächste Mal besser auf.« Dann wandte er sich um und verschwand im Stechschritt zwischen den anderen Fußgängern.
    Silvania sah ihm nach und seufzte.
    »Mann, das sah vielleicht cool aus!« Daka stand neben Silvania. »Wie du gesprungen bist, und dann plötzlich – wusch! – voll in den Typen rein. Der hat vielleicht geguckt! Und dann die Tomate – splash! –, das war echt boibine.«
    »Von wegen boibine. Das war großer Fumpfs.«
    »Ach was, den Mann siehst du nie wieder. Außerdem hast du dich entschuldigt.«
    Silvania warf den Rest ihrer Tomate in den Mülleimer. »Oh nein!« Sie zog ihren Pulli von sich weg und starrte auf einen Fleck.
    »Das sieht man auf deinem roten

Weitere Kostenlose Bücher